Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Verhältniß der Düngung,
ihrer Art und ohne andere Aushülfe -- jene wegen Mangel an Dünger und
Kraft, diese wegen Ueberfluß und Ueberfüllung -- auf die Dauer nicht bestehen
können. Die Dreifelderwirthschaft wird durchaus genöthiget werden, sich andere
Hülfsquellen zu schaffen, oder aber den größern Theil ihres Ackers in dreijähriges
Land zu verwandeln, d. h. alle drei Jahre nur eine Ernte zu nehmen, und dem
Lande ein Jahr Ruhe und ein Jahr Brache zu geben. Die Fruchtwechselwirth-
schaft aber wird sich durch den Anbau von Handelsgewächsen, statt eines Theils
der Futtergewächse, ihres Düngerüberflusses entledigen müssen, und dadurch
freilich ihren Ertrag zur möglichsten Höhe treiben.

Die Düngung scheint hier freilich nur hypothetisch angenommen. Es wird sich
aber in der Folge zeigen, wie stark jede Wirthschaft in ihrem zweiten Umlaufe dün-
gen könne. Die Dreifelderwirthschaft kann es ohne mehrere Wiesen oder andere
Düngerquellen nicht stärker, es sey denn durch Kleebau und Stallfutterung. Die
Koppelwirthschaft düngt unter manchen Verhältnissen stärker. Die Wechselwirth-
schaft nach der Regel der Fruchtfolge mit Weide oder mit Stallfutterung düngt
ebenfalls noch stärker, als hier angenommen ist.

§. 266.

Im Durchschnitt können wir annehmen, um den vermuthlichen Ertrag zu
bestimmen, daß 10 Grad Kraft im Boden per Morgen geben

0,6 Scheffel Rocken,
0,84 - Gerste,
1,2 - Haser,
und 0,46 - Weizen.

Jedoch ist bei letzterem die aussaugende Kraft größer als bei den übrigen, und er
wird auf angemessenem Boden und günstiger Witterung fast eben so viel Scheffel
wie der Rocken geben, wenn er genugsame Nahrung antrifft; erschöpft den
Boden dann aber auch um so viel stärker. Weshalb durch forcirten Weizenbau
sich manche Wirthschaften sehr zurückgesetzt haben.

Ein Scheffel Weizen über die Einsaat per Morgen zieht aus 6,5
- - Rocken - - - - - - - 5,--
- - Gerste - - - - - - - 3,6
- - Hafer - - - - - - - 2,5.

Günstiger

Verhaͤltniß der Duͤngung,
ihrer Art und ohne andere Aushuͤlfe — jene wegen Mangel an Duͤnger und
Kraft, dieſe wegen Ueberfluß und Ueberfuͤllung — auf die Dauer nicht beſtehen
koͤnnen. Die Dreifelderwirthſchaft wird durchaus genoͤthiget werden, ſich andere
Huͤlfsquellen zu ſchaffen, oder aber den groͤßern Theil ihres Ackers in dreijaͤhriges
Land zu verwandeln, d. h. alle drei Jahre nur eine Ernte zu nehmen, und dem
Lande ein Jahr Ruhe und ein Jahr Brache zu geben. Die Fruchtwechſelwirth-
ſchaft aber wird ſich durch den Anbau von Handelsgewaͤchſen, ſtatt eines Theils
der Futtergewaͤchſe, ihres Duͤngeruͤberfluſſes entledigen muͤſſen, und dadurch
freilich ihren Ertrag zur moͤglichſten Hoͤhe treiben.

Die Duͤngung ſcheint hier freilich nur hypothetiſch angenommen. Es wird ſich
aber in der Folge zeigen, wie ſtark jede Wirthſchaft in ihrem zweiten Umlaufe duͤn-
gen koͤnne. Die Dreifelderwirthſchaft kann es ohne mehrere Wieſen oder andere
Duͤngerquellen nicht ſtaͤrker, es ſey denn durch Kleebau und Stallfutterung. Die
Koppelwirthſchaft duͤngt unter manchen Verhaͤltniſſen ſtaͤrker. Die Wechſelwirth-
ſchaft nach der Regel der Fruchtfolge mit Weide oder mit Stallfutterung duͤngt
ebenfalls noch ſtaͤrker, als hier angenommen iſt.

§. 266.

Im Durchſchnitt koͤnnen wir annehmen, um den vermuthlichen Ertrag zu
beſtimmen, daß 10 Grad Kraft im Boden per Morgen geben

0,6 Scheffel Rocken,
0,84 - Gerſte,
1,2 - Haſer,
und 0,46 - Weizen.

Jedoch iſt bei letzterem die ausſaugende Kraft groͤßer als bei den uͤbrigen, und er
wird auf angemeſſenem Boden und guͤnſtiger Witterung faſt eben ſo viel Scheffel
wie der Rocken geben, wenn er genugſame Nahrung antrifft; erſchoͤpft den
Boden dann aber auch um ſo viel ſtaͤrker. Weshalb durch forcirten Weizenbau
ſich manche Wirthſchaften ſehr zuruͤckgeſetzt haben.

Ein Scheffel Weizen uͤber die Einſaat per Morgen zieht aus 6,5
- - Rocken - - - - - - - 5,—
- - Gerſte - - - - - - - 3,6
- - Hafer - - - - - - - 2,5.

Guͤnſtiger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0292" n="248"/><fw place="top" type="header">Verha&#x0364;ltniß der Du&#x0364;ngung,</fw><lb/>
ihrer Art und ohne andere Aushu&#x0364;lfe &#x2014; jene wegen Mangel an Du&#x0364;nger und<lb/>
Kraft, die&#x017F;e wegen Ueberfluß und Ueberfu&#x0364;llung &#x2014; auf die Dauer nicht be&#x017F;tehen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Die Dreifelderwirth&#x017F;chaft wird durchaus geno&#x0364;thiget werden, &#x017F;ich andere<lb/>
Hu&#x0364;lfsquellen zu &#x017F;chaffen, oder aber den gro&#x0364;ßern Theil ihres Ackers in dreija&#x0364;hriges<lb/>
Land zu verwandeln, d. h. alle drei Jahre nur eine Ernte zu nehmen, und dem<lb/>
Lande ein Jahr Ruhe und ein Jahr Brache zu geben. Die Fruchtwech&#x017F;elwirth-<lb/>
&#x017F;chaft aber wird &#x017F;ich durch den Anbau von Handelsgewa&#x0364;ch&#x017F;en, &#x017F;tatt eines Theils<lb/>
der Futtergewa&#x0364;ch&#x017F;e, ihres Du&#x0364;ngeru&#x0364;berflu&#x017F;&#x017F;es entledigen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und dadurch<lb/>
freilich ihren Ertrag zur mo&#x0364;glich&#x017F;ten Ho&#x0364;he treiben.</p><lb/>
            <p>Die Du&#x0364;ngung &#x017F;cheint hier freilich nur hypotheti&#x017F;ch angenommen. Es wird &#x017F;ich<lb/>
aber in der Folge zeigen, wie &#x017F;tark jede Wirth&#x017F;chaft in ihrem zweiten Umlaufe du&#x0364;n-<lb/>
gen ko&#x0364;nne. Die Dreifelderwirth&#x017F;chaft kann es ohne mehrere Wie&#x017F;en oder andere<lb/>
Du&#x0364;ngerquellen nicht &#x017F;ta&#x0364;rker, es &#x017F;ey denn durch Kleebau und Stallfutterung. Die<lb/>
Koppelwirth&#x017F;chaft du&#x0364;ngt unter manchen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ta&#x0364;rker. Die Wech&#x017F;elwirth-<lb/>
&#x017F;chaft nach der Regel der Fruchtfolge mit Weide oder mit Stallfutterung du&#x0364;ngt<lb/>
ebenfalls noch &#x017F;ta&#x0364;rker, als hier angenommen i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 266.</head><lb/>
            <p>Im Durch&#x017F;chnitt ko&#x0364;nnen wir annehmen, um den vermuthlichen Ertrag zu<lb/>
be&#x017F;timmen, daß 10 Grad Kraft im Boden <hi rendition="#aq">per</hi> Morgen geben</p><lb/>
            <list>
              <item>0,<hi rendition="#sub">6</hi> Scheffel Rocken,</item><lb/>
              <item>0,<hi rendition="#sub">84</hi> - Ger&#x017F;te,</item><lb/>
              <item>1,<hi rendition="#sub">2</hi> - Ha&#x017F;er,</item><lb/>
              <item>und 0,<hi rendition="#sub">46</hi> - Weizen.</item>
            </list><lb/>
            <p>Jedoch i&#x017F;t bei letzterem die aus&#x017F;augende Kraft gro&#x0364;ßer als bei den u&#x0364;brigen, und er<lb/>
wird auf angeme&#x017F;&#x017F;enem Boden und gu&#x0364;n&#x017F;tiger Witterung fa&#x017F;t eben &#x017F;o viel Scheffel<lb/>
wie der Rocken geben, wenn er genug&#x017F;ame Nahrung antrifft; er&#x017F;cho&#x0364;pft den<lb/>
Boden dann aber auch um &#x017F;o viel &#x017F;ta&#x0364;rker. Weshalb durch forcirten Weizenbau<lb/>
&#x017F;ich manche Wirth&#x017F;chaften &#x017F;ehr zuru&#x0364;ckge&#x017F;etzt haben.</p><lb/>
            <list>
              <item>Ein Scheffel Weizen u&#x0364;ber die Ein&#x017F;aat <hi rendition="#aq">per</hi> Morgen zieht aus 6,<hi rendition="#sub">5</hi></item><lb/>
              <item>- - Rocken - - - - - - - 5,&#x2014;</item><lb/>
              <item>- - Ger&#x017F;te - - - - - - - 3,<hi rendition="#sub">6</hi></item><lb/>
              <item>- - Hafer - - - - - - - 2,<hi rendition="#sub">5</hi>.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Gu&#x0364;n&#x017F;tiger</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0292] Verhaͤltniß der Duͤngung, ihrer Art und ohne andere Aushuͤlfe — jene wegen Mangel an Duͤnger und Kraft, dieſe wegen Ueberfluß und Ueberfuͤllung — auf die Dauer nicht beſtehen koͤnnen. Die Dreifelderwirthſchaft wird durchaus genoͤthiget werden, ſich andere Huͤlfsquellen zu ſchaffen, oder aber den groͤßern Theil ihres Ackers in dreijaͤhriges Land zu verwandeln, d. h. alle drei Jahre nur eine Ernte zu nehmen, und dem Lande ein Jahr Ruhe und ein Jahr Brache zu geben. Die Fruchtwechſelwirth- ſchaft aber wird ſich durch den Anbau von Handelsgewaͤchſen, ſtatt eines Theils der Futtergewaͤchſe, ihres Duͤngeruͤberfluſſes entledigen muͤſſen, und dadurch freilich ihren Ertrag zur moͤglichſten Hoͤhe treiben. Die Duͤngung ſcheint hier freilich nur hypothetiſch angenommen. Es wird ſich aber in der Folge zeigen, wie ſtark jede Wirthſchaft in ihrem zweiten Umlaufe duͤn- gen koͤnne. Die Dreifelderwirthſchaft kann es ohne mehrere Wieſen oder andere Duͤngerquellen nicht ſtaͤrker, es ſey denn durch Kleebau und Stallfutterung. Die Koppelwirthſchaft duͤngt unter manchen Verhaͤltniſſen ſtaͤrker. Die Wechſelwirth- ſchaft nach der Regel der Fruchtfolge mit Weide oder mit Stallfutterung duͤngt ebenfalls noch ſtaͤrker, als hier angenommen iſt. §. 266. Im Durchſchnitt koͤnnen wir annehmen, um den vermuthlichen Ertrag zu beſtimmen, daß 10 Grad Kraft im Boden per Morgen geben 0,6 Scheffel Rocken, 0,84 - Gerſte, 1,2 - Haſer, und 0,46 - Weizen. Jedoch iſt bei letzterem die ausſaugende Kraft groͤßer als bei den uͤbrigen, und er wird auf angemeſſenem Boden und guͤnſtiger Witterung faſt eben ſo viel Scheffel wie der Rocken geben, wenn er genugſame Nahrung antrifft; erſchoͤpft den Boden dann aber auch um ſo viel ſtaͤrker. Weshalb durch forcirten Weizenbau ſich manche Wirthſchaften ſehr zuruͤckgeſetzt haben. Ein Scheffel Weizen uͤber die Einſaat per Morgen zieht aus 6,5 - - Rocken - - - - - - - 5,— - - Gerſte - - - - - - - 3,6 - - Hafer - - - - - - - 2,5. Guͤnſtiger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/292
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/292>, abgerufen am 28.03.2024.