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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.
sie und andere Wurzelgewächse wiederholt gebaut, einen einmal in Kraft gesetzten
Acker ohne wiederholte Düngung äußerst wenig entkräftet (verglichen die Stau-
dingerschen
Beobachtungen im ökonomischen Hefte 1808). Jedoch scheint mir
dies zu weit getrieben, und ich setze sie, in Ansetzung ihrer aussaugenden Kraft,
einer Rockenernte gleich, schreibe ihnen daneben aber einen gleichen Vortheil, wie
einer reinen Brache, weil sie diese bei gehöriger Behandlung vollkommen
ersetzen, zu.

§. 256.

Die durch die Aberntung der Früchte entstandene Erschöpfung wird in derWodurch der
Boden Ersaß
für die Er-
schöpfung er-
halte.

Regel auf dreierlei Weise ersetzt:

1) Durch die Aufführung und gehörige Einverleibung des eigentlichen
Düngers
. Nach Verhältniß der Quantität dieses Düngers wird die nährende
Kraft des Bodens mehr oder minder verstärkt, und nach dem Verhältnisse dieser
Kraft richten sich die Ernten; jedoch nur bis auf einen gewissen ihnen angemessenen
Grad, über welchen hinaus der Dünger schädlich werden kann, indem er Lagerge-
treide oder dergleichen Uebel verursacht. Wir setzen in der Berechnung der zu-
und abnehmenden Kraft des Ackers ein Fuder Stallmist, im gerechten Zeitpunkte
seiner Vermoderung, 2000 Pfund wiegend, = 10 auf einen Morgen Landes;
eine Düngung von 5 solchen Fudern also gleich 50.

Es ist indessen auf die Verschiedenheit des Mistes Rücksicht zu nehmen, und
wir setzen hier den gewöhnlichen aus den Excrementen des Rindviehes, der Pferde
und Schweine mit Stroh gemengten Stallmist voraus. Mit dem Schafmist, und
besonders mit dem Hürdenschlage, der schneller in die Gewächse eingeht, aber auch
ausgesogen wird, verhält sich[']s anders.

2) Durch die sogenannte Ruhe oder vielmehr das Eingrasen des
Ackers
und Benutzung desselben zur Weide. Durch die Fäulniß des von der
Natur hier erzeugten Rasens, der sich darin ansiedelnden Würmer und Insekten
und des darauf gefallenen Weidedüngers, wird dem Acker eine Kraft mitgetheilt,
die man für jedes Jahr einer solchen Ruhe derjenigen gleich setzen kann, welche
ein Fuder Dünger per Morgen giebt. Wir nehmen also jedes Jahr des zu
Graseliegens ebenfalls zu 10, eine dreijährige Ruhe zu 30 an. Es wird hierbei
allerdings einen Unterschied machen, ob der Acker in größerer oder geringerer Kraft

der Futterung und des Viehſtandes.
ſie und andere Wurzelgewaͤchſe wiederholt gebaut, einen einmal in Kraft geſetzten
Acker ohne wiederholte Duͤngung aͤußerſt wenig entkraͤftet (verglichen die Stau-
dingerſchen
Beobachtungen im oͤkonomiſchen Hefte 1808). Jedoch ſcheint mir
dies zu weit getrieben, und ich ſetze ſie, in Anſetzung ihrer ausſaugenden Kraft,
einer Rockenernte gleich, ſchreibe ihnen daneben aber einen gleichen Vortheil, wie
einer reinen Brache, weil ſie dieſe bei gehoͤriger Behandlung vollkommen
erſetzen, zu.

§. 256.

Die durch die Aberntung der Fruͤchte entſtandene Erſchoͤpfung wird in derWodurch der
Boden Erſaß
fuͤr die Er-
ſchoͤpfung er-
halte.

Regel auf dreierlei Weiſe erſetzt:

1) Durch die Auffuͤhrung und gehoͤrige Einverleibung des eigentlichen
Duͤngers
. Nach Verhaͤltniß der Quantitaͤt dieſes Duͤngers wird die naͤhrende
Kraft des Bodens mehr oder minder verſtaͤrkt, und nach dem Verhaͤltniſſe dieſer
Kraft richten ſich die Ernten; jedoch nur bis auf einen gewiſſen ihnen angemeſſenen
Grad, uͤber welchen hinaus der Duͤnger ſchaͤdlich werden kann, indem er Lagerge-
treide oder dergleichen Uebel verurſacht. Wir ſetzen in der Berechnung der zu-
und abnehmenden Kraft des Ackers ein Fuder Stallmiſt, im gerechten Zeitpunkte
ſeiner Vermoderung, 2000 Pfund wiegend, = 10 auf einen Morgen Landes;
eine Duͤngung von 5 ſolchen Fudern alſo gleich 50.

Es iſt indeſſen auf die Verſchiedenheit des Miſtes Ruͤckſicht zu nehmen, und
wir ſetzen hier den gewoͤhnlichen aus den Excrementen des Rindviehes, der Pferde
und Schweine mit Stroh gemengten Stallmiſt voraus. Mit dem Schafmiſt, und
beſonders mit dem Huͤrdenſchlage, der ſchneller in die Gewaͤchſe eingeht, aber auch
ausgeſogen wird, verhaͤlt ſich[']s anders.

2) Durch die ſogenannte Ruhe oder vielmehr das Eingraſen des
Ackers
und Benutzung deſſelben zur Weide. Durch die Faͤulniß des von der
Natur hier erzeugten Raſens, der ſich darin anſiedelnden Wuͤrmer und Inſekten
und des darauf gefallenen Weideduͤngers, wird dem Acker eine Kraft mitgetheilt,
die man fuͤr jedes Jahr einer ſolchen Ruhe derjenigen gleich ſetzen kann, welche
ein Fuder Duͤnger per Morgen giebt. Wir nehmen alſo jedes Jahr des zu
Graſeliegens ebenfalls zu 10, eine dreijaͤhrige Ruhe zu 30 an. Es wird hierbei
allerdings einen Unterſchied machen, ob der Acker in groͤßerer oder geringerer Kraft

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[239/0283] der Futterung und des Viehſtandes. ſie und andere Wurzelgewaͤchſe wiederholt gebaut, einen einmal in Kraft geſetzten Acker ohne wiederholte Duͤngung aͤußerſt wenig entkraͤftet (verglichen die Stau- dingerſchen Beobachtungen im oͤkonomiſchen Hefte 1808). Jedoch ſcheint mir dies zu weit getrieben, und ich ſetze ſie, in Anſetzung ihrer ausſaugenden Kraft, einer Rockenernte gleich, ſchreibe ihnen daneben aber einen gleichen Vortheil, wie einer reinen Brache, weil ſie dieſe bei gehoͤriger Behandlung vollkommen erſetzen, zu. §. 256. Die durch die Aberntung der Fruͤchte entſtandene Erſchoͤpfung wird in der Regel auf dreierlei Weiſe erſetzt: Wodurch der Boden Erſaß fuͤr die Er- ſchoͤpfung er- halte. 1) Durch die Auffuͤhrung und gehoͤrige Einverleibung des eigentlichen Duͤngers. Nach Verhaͤltniß der Quantitaͤt dieſes Duͤngers wird die naͤhrende Kraft des Bodens mehr oder minder verſtaͤrkt, und nach dem Verhaͤltniſſe dieſer Kraft richten ſich die Ernten; jedoch nur bis auf einen gewiſſen ihnen angemeſſenen Grad, uͤber welchen hinaus der Duͤnger ſchaͤdlich werden kann, indem er Lagerge- treide oder dergleichen Uebel verurſacht. Wir ſetzen in der Berechnung der zu- und abnehmenden Kraft des Ackers ein Fuder Stallmiſt, im gerechten Zeitpunkte ſeiner Vermoderung, 2000 Pfund wiegend, = 10 auf einen Morgen Landes; eine Duͤngung von 5 ſolchen Fudern alſo gleich 50. Es iſt indeſſen auf die Verſchiedenheit des Miſtes Ruͤckſicht zu nehmen, und wir ſetzen hier den gewoͤhnlichen aus den Excrementen des Rindviehes, der Pferde und Schweine mit Stroh gemengten Stallmiſt voraus. Mit dem Schafmiſt, und beſonders mit dem Huͤrdenſchlage, der ſchneller in die Gewaͤchſe eingeht, aber auch ausgeſogen wird, verhaͤlt ſich's anders. 2) Durch die ſogenannte Ruhe oder vielmehr das Eingraſen des Ackers und Benutzung deſſelben zur Weide. Durch die Faͤulniß des von der Natur hier erzeugten Raſens, der ſich darin anſiedelnden Wuͤrmer und Inſekten und des darauf gefallenen Weideduͤngers, wird dem Acker eine Kraft mitgetheilt, die man fuͤr jedes Jahr einer ſolchen Ruhe derjenigen gleich ſetzen kann, welche ein Fuder Duͤnger per Morgen giebt. Wir nehmen alſo jedes Jahr des zu Graſeliegens ebenfalls zu 10, eine dreijaͤhrige Ruhe zu 30 an. Es wird hierbei allerdings einen Unterſchied machen, ob der Acker in groͤßerer oder geringerer Kraft

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/283>, abgerufen am 25.11.2024.