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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Handarbeiten.

2) Das Eggen mit Ochsen, wenn dieses bei einer geringern Pferdehaltung zu-
weilen geschieht, und auch die Fuhren mit Ochsen, wenn man darauf kein Ge-
sinde
hält.

3) Die Arbeiten beim Miste, das Ausbringen aus den Ställen, und das zu-
weilen sehr nützliche Umstechen, Begießen und Abwässern desselben; dann das Auf-
laden des Düngers, wo man auf jedes Gespann 11/2 bis 2 Menschen rechnet, je nach-
dem mit Wechselwagen öfter abgefahren wird und der Mist fester liegt. Das Ab-
stoßen des Mistes auf dem Felde verrichtet gewöhnlich der Knecht; doch ist, wenn
mehrere Wagen fahren, ein Mensch zur Hülfe oft nützlich, der zugleich die richtige
Vertheilung der Haufen beachtet.

4) Das Mistausbreiten auf dem Acker, wobei man annimmt, daß eine weib-
liche Person täglich 1 bis 11/4 Morgen, eine männliche 11/2 bis 2 Morgen bestreue.
Es kommt dabei auf die Stärke der Düngung, auf den Zustand des Mistes und die
völlige Brechung und gleichmäßige Vertheilung an, welches letztere so wichtig ist,
daß man keinen Tagelohn dabei sparen sollte. Zuweilen wird das Einharken oder
Einforken des langen Mistes in die Pflugfurche nöthig, wozu auf zwei Pflügen
manchmal auf jeden Pflug eine Person erforderlich ist.

5) Das Getreidesäen verrichtet in der Regel der Hofmeier. Man rechnet,
daß ein Mann 18 Scheffel Winterung und 24 Scheffel Sömmerung täglich aussäet.
Geübte Säer können zwar weit mehr aussäen, allein wenn man nach dem Getreide-
maaße rechnet, kommt es sehr darauf an, wie stark ausgeworfen werde, und es wird
vielleicht, bloß um viel in einem Tage ausgesäet zu haben, mancher Scheffel Ge-
treide unnütz weggeworfen. Man muß daher auf die Fläche mehr als auf das Aus-
saatsmaaß Rücksicht nehmen, und wenn einer täglich 15 bis 16 Morgen gut säet,
zufrieden seyn.

6) Bei der Ernte rechnet man, wenn mit einer Gestellsense in Schwaden gelegt
wird, 21/2 Morgen auf einen Mäher, und beim Harken, Binden und Zusammen-
setzen 2 Morgen auf eine Weibsperson. Indessen können kräftige Leute, die mit Lust
arbeiten, um 1/3 mehr verrichten. Jener Satz kann immer etwas höher angenommen
werden, wenn das Getreide mit der einfachen Sense angelegt und abgerafft wird.
Beim Schneiden mit der Sichel macht eine Person im Durchschnitt einen Mor-
gen fertig.


Handarbeiten.

2) Das Eggen mit Ochſen, wenn dieſes bei einer geringern Pferdehaltung zu-
weilen geſchieht, und auch die Fuhren mit Ochſen, wenn man darauf kein Ge-
ſinde
haͤlt.

3) Die Arbeiten beim Miſte, das Ausbringen aus den Staͤllen, und das zu-
weilen ſehr nuͤtzliche Umſtechen, Begießen und Abwaͤſſern deſſelben; dann das Auf-
laden des Duͤngers, wo man auf jedes Geſpann 1½ bis 2 Menſchen rechnet, je nach-
dem mit Wechſelwagen oͤfter abgefahren wird und der Miſt feſter liegt. Das Ab-
ſtoßen des Miſtes auf dem Felde verrichtet gewoͤhnlich der Knecht; doch iſt, wenn
mehrere Wagen fahren, ein Menſch zur Huͤlfe oft nuͤtzlich, der zugleich die richtige
Vertheilung der Haufen beachtet.

4) Das Miſtausbreiten auf dem Acker, wobei man annimmt, daß eine weib-
liche Perſon taͤglich 1 bis 1¼ Morgen, eine maͤnnliche 1½ bis 2 Morgen beſtreue.
Es kommt dabei auf die Staͤrke der Duͤngung, auf den Zuſtand des Miſtes und die
voͤllige Brechung und gleichmaͤßige Vertheilung an, welches letztere ſo wichtig iſt,
daß man keinen Tagelohn dabei ſparen ſollte. Zuweilen wird das Einharken oder
Einforken des langen Miſtes in die Pflugfurche noͤthig, wozu auf zwei Pfluͤgen
manchmal auf jeden Pflug eine Perſon erforderlich iſt.

5) Das Getreideſaͤen verrichtet in der Regel der Hofmeier. Man rechnet,
daß ein Mann 18 Scheffel Winterung und 24 Scheffel Soͤmmerung taͤglich ausſaͤet.
Geuͤbte Saͤer koͤnnen zwar weit mehr ausſaͤen, allein wenn man nach dem Getreide-
maaße rechnet, kommt es ſehr darauf an, wie ſtark ausgeworfen werde, und es wird
vielleicht, bloß um viel in einem Tage ausgeſaͤet zu haben, mancher Scheffel Ge-
treide unnuͤtz weggeworfen. Man muß daher auf die Flaͤche mehr als auf das Aus-
ſaatsmaaß Ruͤckſicht nehmen, und wenn einer taͤglich 15 bis 16 Morgen gut ſaͤet,
zufrieden ſeyn.

6) Bei der Ernte rechnet man, wenn mit einer Geſtellſenſe in Schwaden gelegt
wird, 2½ Morgen auf einen Maͤher, und beim Harken, Binden und Zuſammen-
ſetzen 2 Morgen auf eine Weibsperſon. Indeſſen koͤnnen kraͤftige Leute, die mit Luſt
arbeiten, um ⅓ mehr verrichten. Jener Satz kann immer etwas hoͤher angenommen
werden, wenn das Getreide mit der einfachen Senſe angelegt und abgerafft wird.
Beim Schneiden mit der Sichel macht eine Perſon im Durchſchnitt einen Mor-
gen fertig.


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[148/0178] Handarbeiten. 2) Das Eggen mit Ochſen, wenn dieſes bei einer geringern Pferdehaltung zu- weilen geſchieht, und auch die Fuhren mit Ochſen, wenn man darauf kein Ge- ſinde haͤlt. 3) Die Arbeiten beim Miſte, das Ausbringen aus den Staͤllen, und das zu- weilen ſehr nuͤtzliche Umſtechen, Begießen und Abwaͤſſern deſſelben; dann das Auf- laden des Duͤngers, wo man auf jedes Geſpann 1½ bis 2 Menſchen rechnet, je nach- dem mit Wechſelwagen oͤfter abgefahren wird und der Miſt feſter liegt. Das Ab- ſtoßen des Miſtes auf dem Felde verrichtet gewoͤhnlich der Knecht; doch iſt, wenn mehrere Wagen fahren, ein Menſch zur Huͤlfe oft nuͤtzlich, der zugleich die richtige Vertheilung der Haufen beachtet. 4) Das Miſtausbreiten auf dem Acker, wobei man annimmt, daß eine weib- liche Perſon taͤglich 1 bis 1¼ Morgen, eine maͤnnliche 1½ bis 2 Morgen beſtreue. Es kommt dabei auf die Staͤrke der Duͤngung, auf den Zuſtand des Miſtes und die voͤllige Brechung und gleichmaͤßige Vertheilung an, welches letztere ſo wichtig iſt, daß man keinen Tagelohn dabei ſparen ſollte. Zuweilen wird das Einharken oder Einforken des langen Miſtes in die Pflugfurche noͤthig, wozu auf zwei Pfluͤgen manchmal auf jeden Pflug eine Perſon erforderlich iſt. 5) Das Getreideſaͤen verrichtet in der Regel der Hofmeier. Man rechnet, daß ein Mann 18 Scheffel Winterung und 24 Scheffel Soͤmmerung taͤglich ausſaͤet. Geuͤbte Saͤer koͤnnen zwar weit mehr ausſaͤen, allein wenn man nach dem Getreide- maaße rechnet, kommt es ſehr darauf an, wie ſtark ausgeworfen werde, und es wird vielleicht, bloß um viel in einem Tage ausgeſaͤet zu haben, mancher Scheffel Ge- treide unnuͤtz weggeworfen. Man muß daher auf die Flaͤche mehr als auf das Aus- ſaatsmaaß Ruͤckſicht nehmen, und wenn einer taͤglich 15 bis 16 Morgen gut ſaͤet, zufrieden ſeyn. 6) Bei der Ernte rechnet man, wenn mit einer Geſtellſenſe in Schwaden gelegt wird, 2½ Morgen auf einen Maͤher, und beim Harken, Binden und Zuſammen- ſetzen 2 Morgen auf eine Weibsperſon. Indeſſen koͤnnen kraͤftige Leute, die mit Luſt arbeiten, um ⅓ mehr verrichten. Jener Satz kann immer etwas hoͤher angenommen werden, wenn das Getreide mit der einfachen Senſe angelegt und abgerafft wird. Beim Schneiden mit der Sichel macht eine Perſon im Durchſchnitt einen Mor- gen fertig.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/178>, abgerufen am 24.04.2024.