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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Handarbeiten.
schen am wenigsten, und dennoch kommt in der Regel die Arbeit selbst am höchsten
dadurch zu stehen. Im allgemeinen Durchschnitte verdient ein Tagelöhner, der bloß
kunstlose und unangestrengte Arbeit verrichtet, in neun Tagen 1 Scheffel Rocken, ist
also täglich auf 1 # anzuschlagen. Weiber und schwächere Leute verdienen in zwölf
Tagen 1 Scheffel gleich 3/4 #. Jedoch findet hierin Verschiedenheit Statt.

Stück- oder Akkord-Arbeiter erfordern weniger Aufsicht, und es braucht nur
die gemachte Arbeit selbst geprüft zu werden. Diese Bezahlungsart ist unleugbar für
den Wirth sowohl als für den Arbeiter entschieden vortheilhaft. Denn es ist ein großer
Unterschied, ob ein Arbeiter darauf bedacht ist, seine Arbeit zu fördern, oder nur
seine Zeit mit möglichster Schonung seiner Kräfte hinzubringen. Er muß dabei na-
türlich mehr verdienen, als im Tagelohn, und kann sich daher auch besser nähren,
sich zu Hause mehrere Bequemlichkeit verschaffen, gesund und bei Kräften erhalten.
Hierdurch wird ihm die Arbeit selbst lieber, er sinnet darauf, wie er sich solche erleich-
tern kann, schafft sich zweckmäßigere Werkzeuge an, und gewöhnt sich an erleich-
ternde Handgriffe, besonders wenn er eine Art von Arbeit zu gewissen Jahreszeiten
häufig macht. Er kann bei manchen Arbeiten Frau und Kinder zu Hülfe nehmen,
und letztere dadurch früh zur Arbeitsamkeit gewöhnen, wodurch er um so mehr in
Wohlstand kömmt. Weit entfernt also, diese Einrichtung zu verwerfen, -- wie in
der That manche thörichte Landwirthe aus dem Grunde thun, weil ihre Arbeiter da-
bei zu viel verdienen, obwohl sie klar einsehen, daß ihnen doch die verrichtete Arbeit
weniger kostet -- wird der kluge Wirth keine Schwierigkeit scheuen, diese Einrich-
tung bei jeder Arbeit, deren Betrag sich einigermaßen berechnen läßt, oder aus Er-
fahrung bekannt ist, in Gang zu bringen.

Der Quotenlohn findet am häufigsten beim Abdreschen des Getreides Statt,
wobei die Arbeiter den 14ten, 16ten oder 18ten Scheffel als sogenannten Drescher-
hebe bekommen. Doch trifft man ihn auch selbst bei der Ernte, und zumal bei den
Sichelschnittern eingeführt an, welche die 11te, 12te oder 13te Garbe für das ganze
Erntegeschäft erhalten. Auch läßt er sich bei einigen andern Arbeiten, besonders bei
dem Kartoffelausnehmen, mit Nutzen einführen, und man hat nur darauf zu sehen,
daß hier, so wie bei andern Akkordarbeiten, die Sache gehörig und ohne verlustbrin-
gende Uebereilung geschehe.


Handarbeiten.
ſchen am wenigſten, und dennoch kommt in der Regel die Arbeit ſelbſt am hoͤchſten
dadurch zu ſtehen. Im allgemeinen Durchſchnitte verdient ein Tageloͤhner, der bloß
kunſtloſe und unangeſtrengte Arbeit verrichtet, in neun Tagen 1 Scheffel Rocken, iſt
alſo taͤglich auf 1 # anzuſchlagen. Weiber und ſchwaͤchere Leute verdienen in zwoͤlf
Tagen 1 Scheffel gleich ¾ #. Jedoch findet hierin Verſchiedenheit Statt.

Stuͤck- oder Akkord-Arbeiter erfordern weniger Aufſicht, und es braucht nur
die gemachte Arbeit ſelbſt gepruͤft zu werden. Dieſe Bezahlungsart iſt unleugbar fuͤr
den Wirth ſowohl als fuͤr den Arbeiter entſchieden vortheilhaft. Denn es iſt ein großer
Unterſchied, ob ein Arbeiter darauf bedacht iſt, ſeine Arbeit zu foͤrdern, oder nur
ſeine Zeit mit moͤglichſter Schonung ſeiner Kraͤfte hinzubringen. Er muß dabei na-
tuͤrlich mehr verdienen, als im Tagelohn, und kann ſich daher auch beſſer naͤhren,
ſich zu Hauſe mehrere Bequemlichkeit verſchaffen, geſund und bei Kraͤften erhalten.
Hierdurch wird ihm die Arbeit ſelbſt lieber, er ſinnet darauf, wie er ſich ſolche erleich-
tern kann, ſchafft ſich zweckmaͤßigere Werkzeuge an, und gewoͤhnt ſich an erleich-
ternde Handgriffe, beſonders wenn er eine Art von Arbeit zu gewiſſen Jahreszeiten
haͤufig macht. Er kann bei manchen Arbeiten Frau und Kinder zu Huͤlfe nehmen,
und letztere dadurch fruͤh zur Arbeitſamkeit gewoͤhnen, wodurch er um ſo mehr in
Wohlſtand koͤmmt. Weit entfernt alſo, dieſe Einrichtung zu verwerfen, — wie in
der That manche thoͤrichte Landwirthe aus dem Grunde thun, weil ihre Arbeiter da-
bei zu viel verdienen, obwohl ſie klar einſehen, daß ihnen doch die verrichtete Arbeit
weniger koſtet — wird der kluge Wirth keine Schwierigkeit ſcheuen, dieſe Einrich-
tung bei jeder Arbeit, deren Betrag ſich einigermaßen berechnen laͤßt, oder aus Er-
fahrung bekannt iſt, in Gang zu bringen.

Der Quotenlohn findet am haͤufigſten beim Abdreſchen des Getreides Statt,
wobei die Arbeiter den 14ten, 16ten oder 18ten Scheffel als ſogenannten Dreſcher-
hebe bekommen. Doch trifft man ihn auch ſelbſt bei der Ernte, und zumal bei den
Sichelſchnittern eingefuͤhrt an, welche die 11te, 12te oder 13te Garbe fuͤr das ganze
Erntegeſchaͤft erhalten. Auch laͤßt er ſich bei einigen andern Arbeiten, beſonders bei
dem Kartoffelausnehmen, mit Nutzen einfuͤhren, und man hat nur darauf zu ſehen,
daß hier, ſo wie bei andern Akkordarbeiten, die Sache gehoͤrig und ohne verluſtbrin-
gende Uebereilung geſchehe.


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[146/0176] Handarbeiten. ſchen am wenigſten, und dennoch kommt in der Regel die Arbeit ſelbſt am hoͤchſten dadurch zu ſtehen. Im allgemeinen Durchſchnitte verdient ein Tageloͤhner, der bloß kunſtloſe und unangeſtrengte Arbeit verrichtet, in neun Tagen 1 Scheffel Rocken, iſt alſo taͤglich auf 1 # anzuſchlagen. Weiber und ſchwaͤchere Leute verdienen in zwoͤlf Tagen 1 Scheffel gleich ¾ #. Jedoch findet hierin Verſchiedenheit Statt. Stuͤck- oder Akkord-Arbeiter erfordern weniger Aufſicht, und es braucht nur die gemachte Arbeit ſelbſt gepruͤft zu werden. Dieſe Bezahlungsart iſt unleugbar fuͤr den Wirth ſowohl als fuͤr den Arbeiter entſchieden vortheilhaft. Denn es iſt ein großer Unterſchied, ob ein Arbeiter darauf bedacht iſt, ſeine Arbeit zu foͤrdern, oder nur ſeine Zeit mit moͤglichſter Schonung ſeiner Kraͤfte hinzubringen. Er muß dabei na- tuͤrlich mehr verdienen, als im Tagelohn, und kann ſich daher auch beſſer naͤhren, ſich zu Hauſe mehrere Bequemlichkeit verſchaffen, geſund und bei Kraͤften erhalten. Hierdurch wird ihm die Arbeit ſelbſt lieber, er ſinnet darauf, wie er ſich ſolche erleich- tern kann, ſchafft ſich zweckmaͤßigere Werkzeuge an, und gewoͤhnt ſich an erleich- ternde Handgriffe, beſonders wenn er eine Art von Arbeit zu gewiſſen Jahreszeiten haͤufig macht. Er kann bei manchen Arbeiten Frau und Kinder zu Huͤlfe nehmen, und letztere dadurch fruͤh zur Arbeitſamkeit gewoͤhnen, wodurch er um ſo mehr in Wohlſtand koͤmmt. Weit entfernt alſo, dieſe Einrichtung zu verwerfen, — wie in der That manche thoͤrichte Landwirthe aus dem Grunde thun, weil ihre Arbeiter da- bei zu viel verdienen, obwohl ſie klar einſehen, daß ihnen doch die verrichtete Arbeit weniger koſtet — wird der kluge Wirth keine Schwierigkeit ſcheuen, dieſe Einrich- tung bei jeder Arbeit, deren Betrag ſich einigermaßen berechnen laͤßt, oder aus Er- fahrung bekannt iſt, in Gang zu bringen. Der Quotenlohn findet am haͤufigſten beim Abdreſchen des Getreides Statt, wobei die Arbeiter den 14ten, 16ten oder 18ten Scheffel als ſogenannten Dreſcher- hebe bekommen. Doch trifft man ihn auch ſelbſt bei der Ernte, und zumal bei den Sichelſchnittern eingefuͤhrt an, welche die 11te, 12te oder 13te Garbe fuͤr das ganze Erntegeſchaͤft erhalten. Auch laͤßt er ſich bei einigen andern Arbeiten, beſonders bei dem Kartoffelausnehmen, mit Nutzen einfuͤhren, und man hat nur darauf zu ſehen, daß hier, ſo wie bei andern Akkordarbeiten, die Sache gehoͤrig und ohne verluſtbrin- gende Uebereilung geſchehe.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/176>, abgerufen am 28.03.2024.