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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Arbeit des Gespanns.

Ferner kommt die Tiefe der Furchen in Betracht, indem jeder halbe Zoll
größerer Tiefe, zumahl auf bindendem Boden, in der Anstrengung der Zugthiere
einen großen Unterschied macht.

Es ist schon bemerkt worden, daß die Wendungen Zeit wegnehmen, und daß
diese auf einem kürzern Gewende häufiger, wie auf einem langen vorfallen. Aber
auch die Form der Stücke, ob nämlich dessen Seiten parallel laufen, oder seine
Gestalt keilförmig ist, macht einen Unterschied, indem der zurückbleibende kurze
Keil sehr häufige Umwendungen fordert und Aufenthalt giebt, wenn er gut abge-
pflügt werden soll.

Endlich hat die Konstruktion des Pfluges einen beträchtlichen Einfluß, indem
der vollkommnere den Widerstand des Bodens -- wie besonders auf schwerem Bo-
den und bei tiefer Furche bemerklicher wird -- weit leichter überwindet, das Zug-
vieh daher minder anstrengt, ihm einen schnellern Schritt erlaubt und keinen Auf-
enthalt giebt. Auf leichtem Boden, wo die Friktion nicht stark ist, beschickt man
mit einem Hacken am meisten, womit man denn breite Streifen greifen kann.

Auf die Jahreszeiten muß man ebenfalls Rücksicht nehmen, theils wegen der
Kürze der Tage, theils wegen der schlechtern Witterung, die bei starker Anstren-
gung dem Viehe leicht Krankheiten zuzieht.

Alle diese einwirkenden Umstände muß man wohl in Erwägung ziehen, wenn
man die Quantität der Pflug- und auch der andern Gespann-Arbeiten in einem ge-
gebenen Lokale berechnen, und darnach die zu haltende Zahl des Zugviehes be-
stimmen will.

Man wird sich also nicht wundern, wenn man in den Angaben praktischer
Landwirthe von dem, was ihre Pflüge ausrichten, eine große Verschiedenheit fin-
det. Ueberhaupt aber ist wohl zu unterscheiden, was die Pflüge etwa machen,
wenn man bei einer eiligen Arbeit und günstiger Witterung sie mit besonderer Auf-
merksamkeit beachtet, und das, was von ihnen im Durchschnitt des ganzen Jah-
res geschieht.

Genauer werden diese Arbeiten und der Kraftaufwand, den sie erfordern, in
der Lehre vom Pflügen selbst unterschieden werden. Hier nehmen wir an, daß auf
gutem aus gleichen Theilen Lehm und Sand bestehenden sogenannten Gerstboden
gut gepflügt werden: im Spätherbst 2 Morgen (bei vertieftem Pflügen zu Wur-

Arbeit des Geſpanns.

Ferner kommt die Tiefe der Furchen in Betracht, indem jeder halbe Zoll
groͤßerer Tiefe, zumahl auf bindendem Boden, in der Anſtrengung der Zugthiere
einen großen Unterſchied macht.

Es iſt ſchon bemerkt worden, daß die Wendungen Zeit wegnehmen, und daß
dieſe auf einem kuͤrzern Gewende haͤufiger, wie auf einem langen vorfallen. Aber
auch die Form der Stuͤcke, ob naͤmlich deſſen Seiten parallel laufen, oder ſeine
Geſtalt keilfoͤrmig iſt, macht einen Unterſchied, indem der zuruͤckbleibende kurze
Keil ſehr haͤufige Umwendungen fordert und Aufenthalt giebt, wenn er gut abge-
pfluͤgt werden ſoll.

Endlich hat die Konſtruktion des Pfluges einen betraͤchtlichen Einfluß, indem
der vollkommnere den Widerſtand des Bodens — wie beſonders auf ſchwerem Bo-
den und bei tiefer Furche bemerklicher wird — weit leichter uͤberwindet, das Zug-
vieh daher minder anſtrengt, ihm einen ſchnellern Schritt erlaubt und keinen Auf-
enthalt giebt. Auf leichtem Boden, wo die Friktion nicht ſtark iſt, beſchickt man
mit einem Hacken am meiſten, womit man denn breite Streifen greifen kann.

Auf die Jahreszeiten muß man ebenfalls Ruͤckſicht nehmen, theils wegen der
Kuͤrze der Tage, theils wegen der ſchlechtern Witterung, die bei ſtarker Anſtren-
gung dem Viehe leicht Krankheiten zuzieht.

Alle dieſe einwirkenden Umſtaͤnde muß man wohl in Erwaͤgung ziehen, wenn
man die Quantitaͤt der Pflug- und auch der andern Geſpann-Arbeiten in einem ge-
gebenen Lokale berechnen, und darnach die zu haltende Zahl des Zugviehes be-
ſtimmen will.

Man wird ſich alſo nicht wundern, wenn man in den Angaben praktiſcher
Landwirthe von dem, was ihre Pfluͤge ausrichten, eine große Verſchiedenheit fin-
det. Ueberhaupt aber iſt wohl zu unterſcheiden, was die Pfluͤge etwa machen,
wenn man bei einer eiligen Arbeit und guͤnſtiger Witterung ſie mit beſonderer Auf-
merkſamkeit beachtet, und das, was von ihnen im Durchſchnitt des ganzen Jah-
res geſchieht.

Genauer werden dieſe Arbeiten und der Kraftaufwand, den ſie erfordern, in
der Lehre vom Pfluͤgen ſelbſt unterſchieden werden. Hier nehmen wir an, daß auf
gutem aus gleichen Theilen Lehm und Sand beſtehenden ſogenannten Gerſtboden
gut gepfluͤgt werden: im Spaͤtherbſt 2 Morgen (bei vertieftem Pfluͤgen zu Wur-

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[133/0163] Arbeit des Geſpanns. Ferner kommt die Tiefe der Furchen in Betracht, indem jeder halbe Zoll groͤßerer Tiefe, zumahl auf bindendem Boden, in der Anſtrengung der Zugthiere einen großen Unterſchied macht. Es iſt ſchon bemerkt worden, daß die Wendungen Zeit wegnehmen, und daß dieſe auf einem kuͤrzern Gewende haͤufiger, wie auf einem langen vorfallen. Aber auch die Form der Stuͤcke, ob naͤmlich deſſen Seiten parallel laufen, oder ſeine Geſtalt keilfoͤrmig iſt, macht einen Unterſchied, indem der zuruͤckbleibende kurze Keil ſehr haͤufige Umwendungen fordert und Aufenthalt giebt, wenn er gut abge- pfluͤgt werden ſoll. Endlich hat die Konſtruktion des Pfluges einen betraͤchtlichen Einfluß, indem der vollkommnere den Widerſtand des Bodens — wie beſonders auf ſchwerem Bo- den und bei tiefer Furche bemerklicher wird — weit leichter uͤberwindet, das Zug- vieh daher minder anſtrengt, ihm einen ſchnellern Schritt erlaubt und keinen Auf- enthalt giebt. Auf leichtem Boden, wo die Friktion nicht ſtark iſt, beſchickt man mit einem Hacken am meiſten, womit man denn breite Streifen greifen kann. Auf die Jahreszeiten muß man ebenfalls Ruͤckſicht nehmen, theils wegen der Kuͤrze der Tage, theils wegen der ſchlechtern Witterung, die bei ſtarker Anſtren- gung dem Viehe leicht Krankheiten zuzieht. Alle dieſe einwirkenden Umſtaͤnde muß man wohl in Erwaͤgung ziehen, wenn man die Quantitaͤt der Pflug- und auch der andern Geſpann-Arbeiten in einem ge- gebenen Lokale berechnen, und darnach die zu haltende Zahl des Zugviehes be- ſtimmen will. Man wird ſich alſo nicht wundern, wenn man in den Angaben praktiſcher Landwirthe von dem, was ihre Pfluͤge ausrichten, eine große Verſchiedenheit fin- det. Ueberhaupt aber iſt wohl zu unterſcheiden, was die Pfluͤge etwa machen, wenn man bei einer eiligen Arbeit und guͤnſtiger Witterung ſie mit beſonderer Auf- merkſamkeit beachtet, und das, was von ihnen im Durchſchnitt des ganzen Jah- res geſchieht. Genauer werden dieſe Arbeiten und der Kraftaufwand, den ſie erfordern, in der Lehre vom Pfluͤgen ſelbſt unterſchieden werden. Hier nehmen wir an, daß auf gutem aus gleichen Theilen Lehm und Sand beſtehenden ſogenannten Gerſtboden gut gepfluͤgt werden: im Spaͤtherbſt 2 Morgen (bei vertieftem Pfluͤgen zu Wur-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/163>, abgerufen am 29.03.2024.