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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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Europäer vermißt darin jegliches Hausgerät, Tische, Stühle, Sessel,
Betten; aber der Japaner bedarf derselben auch nicht, er setzt sich
mit untergeschlagenen Beinen auf den Fußboden und nimmt vor
der reinlichen Matte aus Reisstroh, über welche wohl noch ein
Tuch ausgebreitet wird, seine Mahlzeit ein. Auf dem Fußboden
bereitet er auch sein Nachtlager, vor welches er einen hohen, mehr
oder weniger verzierten Schirm stellt. Dieser und einige Schränke
mit Schubladen bilden das dürftige Hausgerät, außer dem man im
Zimmer vielleicht noch einige Waffen, Porzellangefäße, Vasen und
dergleichen erblickt. Die Häuser werden meist fertig gekauft und
dann aufgestellt. Äußerlich sehen alle, die der Vornehmen sowohl
wie der weniger Bemittelten, sehr einfach aus, nur in der Größe
unterscheiden sie sich. Bei reichen Leuten ist das Haus gewöhnlich
von einem geräumigen Hof und einer Mauer umgeben, sodaß man
von der Straße nur das Dach erblickt. Jedes Haus hat einen
Garten, der nach den Vermögensverhältnissen mit Gemüsen oder
Ziergewächsen bepflanzt ist. Die Häuser stehen nahe beieinander,
und darum ist die Feuersgefahr groß; in volkreichen Städten sind
verheerende Brände auch nicht ungewöhnliche Erscheinungen. Darum
findet man hier seit langem eine geordnete Feuerwehr und bei jedem
Hause bereitgestellte Wasserfässer. Der japanische Kaufmann be-
wahrt zudem seine Kostbarkeiten nicht im Hause, sondern in eigenen,
von der Wohnung entfernten Mauerhöhlen auf.

Wie alle Mongolen, so sind die Japaner von sanfter, friedlicher
Gemütsart, mit der ihr melancholisches Temperament durchaus har-
moniert. Von den Chinesen unterscheiden sie sich besonders da-
durch, daß sie für fremde Ideen sehr empfänglich sind und die
geistige Überlegenheit anderer achten und anerkennen. Während
sie früher die chinesische Kultur begierig aufnahmen und weiter
entwickelten, zeigen sie sich gegenwärtig den Ideen des Abendlandes
in hohem Maße zugänglich. Besonders interessieren sich Volk und
Regierung für deutsche Sprache und Wissenschaft, für unsere Fort-
schritte auf den verschiedenen Gebieten der Industrie, kurz für alle
Errungenschaften der modernen Kultur. Vornehme japanische Jüng-
linge kommen nach Deutschland, um auf Kosten der Regierung oder
auf eigene Kosten unsere Universitäten zu besuchen. Deutsche Pro-
fessoren und Lehrer werden an Japans Schulen berufen und deutsche
Schulbücher in die japanische Sprache übersetzt. Von ihren west-
lichen Nachbarn unterscheiden sich die Japaner, wie schon erwähnt,

Europäer vermißt darin jegliches Hausgerät, Tische, Stühle, Sessel,
Betten; aber der Japaner bedarf derselben auch nicht, er setzt sich
mit untergeschlagenen Beinen auf den Fußboden und nimmt vor
der reinlichen Matte aus Reisstroh, über welche wohl noch ein
Tuch ausgebreitet wird, seine Mahlzeit ein. Auf dem Fußboden
bereitet er auch sein Nachtlager, vor welches er einen hohen, mehr
oder weniger verzierten Schirm stellt. Dieser und einige Schränke
mit Schubladen bilden das dürftige Hausgerät, außer dem man im
Zimmer vielleicht noch einige Waffen, Porzellangefäße, Vasen und
dergleichen erblickt. Die Häuser werden meist fertig gekauft und
dann aufgestellt. Äußerlich sehen alle, die der Vornehmen sowohl
wie der weniger Bemittelten, sehr einfach aus, nur in der Größe
unterscheiden sie sich. Bei reichen Leuten ist das Haus gewöhnlich
von einem geräumigen Hof und einer Mauer umgeben, sodaß man
von der Straße nur das Dach erblickt. Jedes Haus hat einen
Garten, der nach den Vermögensverhältnissen mit Gemüsen oder
Ziergewächsen bepflanzt ist. Die Häuser stehen nahe beieinander,
und darum ist die Feuersgefahr groß; in volkreichen Städten sind
verheerende Brände auch nicht ungewöhnliche Erscheinungen. Darum
findet man hier seit langem eine geordnete Feuerwehr und bei jedem
Hause bereitgestellte Wasserfässer. Der japanische Kaufmann be-
wahrt zudem seine Kostbarkeiten nicht im Hause, sondern in eigenen,
von der Wohnung entfernten Mauerhöhlen auf.

Wie alle Mongolen, so sind die Japaner von sanfter, friedlicher
Gemütsart, mit der ihr melancholisches Temperament durchaus har-
moniert. Von den Chinesen unterscheiden sie sich besonders da-
durch, daß sie für fremde Ideen sehr empfänglich sind und die
geistige Überlegenheit anderer achten und anerkennen. Während
sie früher die chinesische Kultur begierig aufnahmen und weiter
entwickelten, zeigen sie sich gegenwärtig den Ideen des Abendlandes
in hohem Maße zugänglich. Besonders interessieren sich Volk und
Regierung für deutsche Sprache und Wissenschaft, für unsere Fort-
schritte auf den verschiedenen Gebieten der Industrie, kurz für alle
Errungenschaften der modernen Kultur. Vornehme japanische Jüng-
linge kommen nach Deutschland, um auf Kosten der Regierung oder
auf eigene Kosten unsere Universitäten zu besuchen. Deutsche Pro-
fessoren und Lehrer werden an Japans Schulen berufen und deutsche
Schulbücher in die japanische Sprache übersetzt. Von ihren west-
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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 22 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/26>, abgerufen am 24.11.2024.