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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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Mischung mit mongolenähnlichen Völkern, wie Malaien, schließen.
Der Schädel des Australiers ist lang und ziemlich hoch, das Ge-
sicht niedrig und breit und hat vortretende Backenknochen. Die
schmale Stirn tritt auffällig zurück; die kräftig ausgebildeten Augen-
brauenwülste überragen die Augenhöhlen, und die buschigen Augen-
brauen sind nicht selten in der Mitte verwachsen. Das Gesicht
des Australiers erscheint uns häßlich wegen der kurzen, dicken,
am Grunde breiten Nase, des großen Mundes und der aufgeworfenen
Lippen. Durch die gegeneinander nach vorn geneigten Zähne treten
die Kiefer stark vor und verleihen dem Gesicht etwas ungemein
Abstoßendes. Im allgemeinen sind die Weiber häßlicher als die
Männer; letztere haben einen langen, krausen Bart und zeichnen
sich auch sonst durch dichte Körperbehaarung aus.

5. Der Amerikaner.

Die amerikanische Rasse umfaßt ungefähr 15 Millionen Men-
schen, mit den Mischlingen 24 Millionen, und ist auf Amerika be-
schränkt. Die Menschen dieser Rasse nennt man auch Indianer.
Der Name rührt von dem Irrtum der Entdecker Amerikas her, die
auf ihrer Fahrt nach Westen das reiche Indien suchten und tat-
sächlich meinten, als sie auf Guanahai landeten, zu den Bewohnern
Indiens gekommen zu sein. Die amerikanische Rasse steht in der
Mitte zwischen der kaukasischen und mongolischen, entsprechend
der geographischen Mittelstellung ihres Landes zwischen Asien und
Europa. Die mongolischen Züge, die man an den Amerikanern
findet und früher sehr überschätzt hat, haben Gelehrte veranlaßt,
sie der mongolischen Rasse zuzuzählen und zu der Annahme geführt,
daß die Urbewohner Amerikas aus Asien über die Beringstraße ein-
gewandert seien zu einer Zeit etwa, als diese Straße noch keine
Meerenge war, sondern eine Landbrücke vorstellte, und daß dem-
nach die südliche Hälfte des amerikanischen Festlandes später be-
siedelt worden sei als die nördliche. Eine Fülle von Zeugnissen
aber spricht für das vorgeschichtliche Dasein des Menschen auch
auf amerikanischem Boden, und man neigt jetzt allgemein der An-
sicht zu, daß der Mensch hier ebenso alt ist wie in Europa und
daß die Ausbildung des spezifisch amerikanischen Rassentypus jeden-
falls auf amerikanischem Boden vorsichgegangen ist. Gewiß ist
nicht zu leugnen, daß manches im Typus des Amerikaners an
mongolische Züge erinnert, so das straffe, dunkle Haupthaar, die

Mischung mit mongolenähnlichen Völkern, wie Malaien, schließen.
Der Schädel des Australiers ist lang und ziemlich hoch, das Ge-
sicht niedrig und breit und hat vortretende Backenknochen. Die
schmale Stirn tritt auffällig zurück; die kräftig ausgebildeten Augen-
brauenwülste überragen die Augenhöhlen, und die buschigen Augen-
brauen sind nicht selten in der Mitte verwachsen. Das Gesicht
des Australiers erscheint uns häßlich wegen der kurzen, dicken,
am Grunde breiten Nase, des großen Mundes und der aufgeworfenen
Lippen. Durch die gegeneinander nach vorn geneigten Zähne treten
die Kiefer stark vor und verleihen dem Gesicht etwas ungemein
Abstoßendes. Im allgemeinen sind die Weiber häßlicher als die
Männer; letztere haben einen langen, krausen Bart und zeichnen
sich auch sonst durch dichte Körperbehaarung aus.

5. Der Amerikaner.

Die amerikanische Rasse umfaßt ungefähr 15 Millionen Men-
schen, mit den Mischlingen 24 Millionen, und ist auf Amerika be-
schränkt. Die Menschen dieser Rasse nennt man auch Indianer.
Der Name rührt von dem Irrtum der Entdecker Amerikas her, die
auf ihrer Fahrt nach Westen das reiche Indien suchten und tat-
sächlich meinten, als sie auf Guanahai landeten, zu den Bewohnern
Indiens gekommen zu sein. Die amerikanische Rasse steht in der
Mitte zwischen der kaukasischen und mongolischen, entsprechend
der geographischen Mittelstellung ihres Landes zwischen Asien und
Europa. Die mongolischen Züge, die man an den Amerikanern
findet und früher sehr überschätzt hat, haben Gelehrte veranlaßt,
sie der mongolischen Rasse zuzuzählen und zu der Annahme geführt,
daß die Urbewohner Amerikas aus Asien über die Beringstraße ein-
gewandert seien zu einer Zeit etwa, als diese Straße noch keine
Meerenge war, sondern eine Landbrücke vorstellte, und daß dem-
nach die südliche Hälfte des amerikanischen Festlandes später be-
siedelt worden sei als die nördliche. Eine Fülle von Zeugnissen
aber spricht für das vorgeschichtliche Dasein des Menschen auch
auf amerikanischem Boden, und man neigt jetzt allgemein der An-
sicht zu, daß der Mensch hier ebenso alt ist wie in Europa und
daß die Ausbildung des spezifisch amerikanischen Rassentypus jeden-
falls auf amerikanischem Boden vorsichgegangen ist. Gewiß ist
nicht zu leugnen, daß manches im Typus des Amerikaners an
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[— 14 —/0018] Mischung mit mongolenähnlichen Völkern, wie Malaien, schließen. Der Schädel des Australiers ist lang und ziemlich hoch, das Ge- sicht niedrig und breit und hat vortretende Backenknochen. Die schmale Stirn tritt auffällig zurück; die kräftig ausgebildeten Augen- brauenwülste überragen die Augenhöhlen, und die buschigen Augen- brauen sind nicht selten in der Mitte verwachsen. Das Gesicht des Australiers erscheint uns häßlich wegen der kurzen, dicken, am Grunde breiten Nase, des großen Mundes und der aufgeworfenen Lippen. Durch die gegeneinander nach vorn geneigten Zähne treten die Kiefer stark vor und verleihen dem Gesicht etwas ungemein Abstoßendes. Im allgemeinen sind die Weiber häßlicher als die Männer; letztere haben einen langen, krausen Bart und zeichnen sich auch sonst durch dichte Körperbehaarung aus. 5. Der Amerikaner. Die amerikanische Rasse umfaßt ungefähr 15 Millionen Men- schen, mit den Mischlingen 24 Millionen, und ist auf Amerika be- schränkt. Die Menschen dieser Rasse nennt man auch Indianer. Der Name rührt von dem Irrtum der Entdecker Amerikas her, die auf ihrer Fahrt nach Westen das reiche Indien suchten und tat- sächlich meinten, als sie auf Guanahai landeten, zu den Bewohnern Indiens gekommen zu sein. Die amerikanische Rasse steht in der Mitte zwischen der kaukasischen und mongolischen, entsprechend der geographischen Mittelstellung ihres Landes zwischen Asien und Europa. Die mongolischen Züge, die man an den Amerikanern findet und früher sehr überschätzt hat, haben Gelehrte veranlaßt, sie der mongolischen Rasse zuzuzählen und zu der Annahme geführt, daß die Urbewohner Amerikas aus Asien über die Beringstraße ein- gewandert seien zu einer Zeit etwa, als diese Straße noch keine Meerenge war, sondern eine Landbrücke vorstellte, und daß dem- nach die südliche Hälfte des amerikanischen Festlandes später be- siedelt worden sei als die nördliche. Eine Fülle von Zeugnissen aber spricht für das vorgeschichtliche Dasein des Menschen auch auf amerikanischem Boden, und man neigt jetzt allgemein der An- sicht zu, daß der Mensch hier ebenso alt ist wie in Europa und daß die Ausbildung des spezifisch amerikanischen Rassentypus jeden- falls auf amerikanischem Boden vorsichgegangen ist. Gewiß ist nicht zu leugnen, daß manches im Typus des Amerikaners an mongolische Züge erinnert, so das straffe, dunkle Haupthaar, die

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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 14 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/18>, abgerufen am 24.04.2024.