nahme der absoluten Kräfte hineingehen. Es hangen die besondern Geschicklichkeiten von der Leichtigkeit ab, besondere Jdeenreihen zu erwecken, und die erweckten Vorstellungen von Aktionen in Empfindungen zu ver- wandeln, oder doch so voll und lebhaft zu erwecken, daß sie leicht bey jeder Veranlassung in Empfindungen über- gehen. Da man gemeiniglich alsdenn, wenn eine Ge- schicklichkeit an ihrer innern Jntension, an Stärke und Geschwindigkeit bis zu einem gewissen Grad gebracht ist, anfängt, sie mehr zu vermannichfaltigen als innerlich zu verstärken: so hat man auch selten Erfahrungen, wor- aus sich sehen ließe, wie weit sie, in Hinsicht der Jnten- sion, an sich wohl getrieben werden könnten, wenn je- mand sich allein darauf legte, sie von dieser Seite zu vergrößern. Der Spieler sucht mehrere neue Stücke zu erlernen, wenn er mit einigen fertig ist; und der Mann von Verstande sucht neue Kenntnisse und Ein- sichten. Dieß vereinzelt die allgemeine Geschicklichkeit, und bringt sie auf mehrere Gegenstände, wodurch sie als in so viele besondere Kanäle geleitet und zertheilet wird. Es wird unangenehm, minder nützlich, so gar schädlich, indem es ein Mißverhältniß in der Seele her- vorbringt, wenn ein Mensch mit einem ewigen Einerley in der Vorstellung und in dem Willen sich befassen, und die Leichtigkeit, eine einzelne oder einige wenige |Fibern auf dieselbige Art zu bewegen, aufs äußerste treiben will. Jndessen müßte doch auch hierinn endlich eine Grenze seyn. Die Reizbarkeit und sinnliche Beweg- lichkeit der Fibern hat ihre Grenze, worüber auch die Schnelligkeit im Oscilliren, oder was für eine Art der Bewegung es auch ist, nicht vergrößert werden kann.
II. Von
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und Entwickelung des Menſchen.
nahme der abſoluten Kraͤfte hineingehen. Es hangen die beſondern Geſchicklichkeiten von der Leichtigkeit ab, beſondere Jdeenreihen zu erwecken, und die erweckten Vorſtellungen von Aktionen in Empfindungen zu ver- wandeln, oder doch ſo voll und lebhaft zu erwecken, daß ſie leicht bey jeder Veranlaſſung in Empfindungen uͤber- gehen. Da man gemeiniglich alsdenn, wenn eine Ge- ſchicklichkeit an ihrer innern Jntenſion, an Staͤrke und Geſchwindigkeit bis zu einem gewiſſen Grad gebracht iſt, anfaͤngt, ſie mehr zu vermannichfaltigen als innerlich zu verſtaͤrken: ſo hat man auch ſelten Erfahrungen, wor- aus ſich ſehen ließe, wie weit ſie, in Hinſicht der Jnten- ſion, an ſich wohl getrieben werden koͤnnten, wenn je- mand ſich allein darauf legte, ſie von dieſer Seite zu vergroͤßern. Der Spieler ſucht mehrere neue Stuͤcke zu erlernen, wenn er mit einigen fertig iſt; und der Mann von Verſtande ſucht neue Kenntniſſe und Ein- ſichten. Dieß vereinzelt die allgemeine Geſchicklichkeit, und bringt ſie auf mehrere Gegenſtaͤnde, wodurch ſie als in ſo viele beſondere Kanaͤle geleitet und zertheilet wird. Es wird unangenehm, minder nuͤtzlich, ſo gar ſchaͤdlich, indem es ein Mißverhaͤltniß in der Seele her- vorbringt, wenn ein Menſch mit einem ewigen Einerley in der Vorſtellung und in dem Willen ſich befaſſen, und die Leichtigkeit, eine einzelne oder einige wenige |Fibern auf dieſelbige Art zu bewegen, aufs aͤußerſte treiben will. Jndeſſen muͤßte doch auch hierinn endlich eine Grenze ſeyn. Die Reizbarkeit und ſinnliche Beweg- lichkeit der Fibern hat ihre Grenze, woruͤber auch die Schnelligkeit im Oſcilliren, oder was fuͤr eine Art der Bewegung es auch iſt, nicht vergroͤßert werden kann.
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[725/0755]
und Entwickelung des Menſchen.
nahme der abſoluten Kraͤfte hineingehen. Es hangen
die beſondern Geſchicklichkeiten von der Leichtigkeit ab,
beſondere Jdeenreihen zu erwecken, und die erweckten
Vorſtellungen von Aktionen in Empfindungen zu ver-
wandeln, oder doch ſo voll und lebhaft zu erwecken, daß
ſie leicht bey jeder Veranlaſſung in Empfindungen uͤber-
gehen. Da man gemeiniglich alsdenn, wenn eine Ge-
ſchicklichkeit an ihrer innern Jntenſion, an Staͤrke und
Geſchwindigkeit bis zu einem gewiſſen Grad gebracht iſt,
anfaͤngt, ſie mehr zu vermannichfaltigen als innerlich zu
verſtaͤrken: ſo hat man auch ſelten Erfahrungen, wor-
aus ſich ſehen ließe, wie weit ſie, in Hinſicht der Jnten-
ſion, an ſich wohl getrieben werden koͤnnten, wenn je-
mand ſich allein darauf legte, ſie von dieſer Seite zu
vergroͤßern. Der Spieler ſucht mehrere neue Stuͤcke
zu erlernen, wenn er mit einigen fertig iſt; und der
Mann von Verſtande ſucht neue Kenntniſſe und Ein-
ſichten. Dieß vereinzelt die allgemeine Geſchicklichkeit,
und bringt ſie auf mehrere Gegenſtaͤnde, wodurch ſie
als in ſo viele beſondere Kanaͤle geleitet und zertheilet
wird. Es wird unangenehm, minder nuͤtzlich, ſo gar
ſchaͤdlich, indem es ein Mißverhaͤltniß in der Seele her-
vorbringt, wenn ein Menſch mit einem ewigen Einerley
in der Vorſtellung und in dem Willen ſich befaſſen, und
die Leichtigkeit, eine einzelne oder einige wenige |Fibern
auf dieſelbige Art zu bewegen, aufs aͤußerſte treiben
will. Jndeſſen muͤßte doch auch hierinn endlich eine
Grenze ſeyn. Die Reizbarkeit und ſinnliche Beweg-
lichkeit der Fibern hat ihre Grenze, woruͤber auch die
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 725. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/755>, abgerufen am 16.07.2024.
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