den Formen des letzten Modifikationen hervorbringen, die wie neue Formen zu betrachten sind.
Das System des Hrn. Grafen von Buffon ging dahin, daß die Erzeugung der Thiere von verschiedenen Geschlechten durch eine organische Konkretion ge- schehe. Die Feuchtigkeiten aus beyden Geschlechten, die jede aus belebten Atomen bestehen, sollten sich verei- nigen. Aus dieser Vereinigung sollte die organisirte Anlage zum Thier werden, die nach der Befruchtung den Anfang des Embryons ausmacht. Jch glaube, daß die Beobachtungen, welche Hr. Bonnet dagegen ange- führet hat, hinreichen, die Unrichtigkeit, oder wenig- stens die Unwahrscheinlichkeit, dieser Jdee zu beweisen. Denn das Ey enthält schon den Abriß von den Theilen des Hahns, auch vor der Befruchtung. Aber wenn von Möglichkeiten aus den Begriffen die Rede ist, so getraue ich mir nicht, diese Meinung so weit wegzuwer- fen, als Hrn. Bonnet es gethan hat. Es kommt sehr darauf an, wie sie näher bestimmt wird. Sollte die Saamenfeuchtigkeit im Männchen, welche, auch nach des Hr. Bonnets Erklärung, als ein Extrakt seines ganzen Körpers anzusehen ist, *) und so vielerley Arten von Elementen enthält, als sich im Keime befinden, nicht etwan ein organisirter Auswurf desjenigen Kör- pers seyn, wovon er entstehet? kann er nicht in dem Moment der Erzeugung entwickelt, nach der Entwicke- lung von ihm abgesondert, und mit dem organisirten Ey zu einem neuen Ganzen verbunden werden? Soll- te nicht das Ey in demselbigen Augenblick durch eine starke Aktion des organisirten Körpers eine Entwickelung annehmen? Auf diese Art ließe die Erzeugung sich noch immer, als eine neue Produktion einer gewissen Form durch die Vereinigung mehrerer sich entwickeln-
der
*) Art. 39.
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
den Formen des letzten Modifikationen hervorbringen, die wie neue Formen zu betrachten ſind.
Das Syſtem des Hrn. Grafen von Buffon ging dahin, daß die Erzeugung der Thiere von verſchiedenen Geſchlechten durch eine organiſche Konkretion ge- ſchehe. Die Feuchtigkeiten aus beyden Geſchlechten, die jede aus belebten Atomen beſtehen, ſollten ſich verei- nigen. Aus dieſer Vereinigung ſollte die organiſirte Anlage zum Thier werden, die nach der Befruchtung den Anfang des Embryons ausmacht. Jch glaube, daß die Beobachtungen, welche Hr. Bonnet dagegen ange- fuͤhret hat, hinreichen, die Unrichtigkeit, oder wenig- ſtens die Unwahrſcheinlichkeit, dieſer Jdee zu beweiſen. Denn das Ey enthaͤlt ſchon den Abriß von den Theilen des Hahns, auch vor der Befruchtung. Aber wenn von Moͤglichkeiten aus den Begriffen die Rede iſt, ſo getraue ich mir nicht, dieſe Meinung ſo weit wegzuwer- fen, als Hrn. Bonnet es gethan hat. Es kommt ſehr darauf an, wie ſie naͤher beſtimmt wird. Sollte die Saamenfeuchtigkeit im Maͤnnchen, welche, auch nach des Hr. Bonnets Erklaͤrung, als ein Extrakt ſeines ganzen Koͤrpers anzuſehen iſt, *) und ſo vielerley Arten von Elementen enthaͤlt, als ſich im Keime befinden, nicht etwan ein organiſirter Auswurf desjenigen Koͤr- pers ſeyn, wovon er entſtehet? kann er nicht in dem Moment der Erzeugung entwickelt, nach der Entwicke- lung von ihm abgeſondert, und mit dem organiſirten Ey zu einem neuen Ganzen verbunden werden? Soll- te nicht das Ey in demſelbigen Augenblick durch eine ſtarke Aktion des organiſirten Koͤrpers eine Entwickelung annehmen? Auf dieſe Art ließe die Erzeugung ſich noch immer, als eine neue Produktion einer gewiſſen Form durch die Vereinigung mehrerer ſich entwickeln-
der
*) Art. 39.
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XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
den Formen des letzten Modifikationen hervorbringen,
die wie neue Formen zu betrachten ſind.
Das Syſtem des Hrn. Grafen von Buffon ging
dahin, daß die Erzeugung der Thiere von verſchiedenen
Geſchlechten durch eine organiſche Konkretion ge-
ſchehe. Die Feuchtigkeiten aus beyden Geſchlechten,
die jede aus belebten Atomen beſtehen, ſollten ſich verei-
nigen. Aus dieſer Vereinigung ſollte die organiſirte
Anlage zum Thier werden, die nach der Befruchtung
den Anfang des Embryons ausmacht. Jch glaube, daß
die Beobachtungen, welche Hr. Bonnet dagegen ange-
fuͤhret hat, hinreichen, die Unrichtigkeit, oder wenig-
ſtens die Unwahrſcheinlichkeit, dieſer Jdee zu beweiſen.
Denn das Ey enthaͤlt ſchon den Abriß von den Theilen
des Hahns, auch vor der Befruchtung. Aber wenn
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fen, als Hrn. Bonnet es gethan hat. Es kommt ſehr
darauf an, wie ſie naͤher beſtimmt wird. Sollte die
Saamenfeuchtigkeit im Maͤnnchen, welche, auch nach
des Hr. Bonnets Erklaͤrung, als ein Extrakt ſeines
ganzen Koͤrpers anzuſehen iſt, *) und ſo vielerley Arten
von Elementen enthaͤlt, als ſich im Keime befinden,
nicht etwan ein organiſirter Auswurf desjenigen Koͤr-
pers ſeyn, wovon er entſtehet? kann er nicht in dem
Moment der Erzeugung entwickelt, nach der Entwicke-
lung von ihm abgeſondert, und mit dem organiſirten
Ey zu einem neuen Ganzen verbunden werden? Soll-
te nicht das Ey in demſelbigen Augenblick durch eine
ſtarke Aktion des organiſirten Koͤrpers eine Entwickelung
annehmen? Auf dieſe Art ließe die Erzeugung ſich
noch immer, als eine neue Produktion einer gewiſſen
Form durch die Vereinigung mehrerer ſich entwickeln-
der
*) Art. 39.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/548>, abgerufen am 23.11.2024.
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