so ist zwar, wo etwas Zusammengesetztes ist, auch eine gewisse Art der Zusammensetzung; aber wenn diese Art der Verbindung nichts mehr ist, als eine Ver- einigung zu einem Ganzen, zu einem Stück, oder einer Masse, die dadurch weder einer andern innern Bewe- gung in ihren Theilen mehr fähig wird, als sie vorher war, noch einer andern äußern Bewegung, welche ih- rer Figur wegen ihr beygebracht oder durch die Figur bewirket werden kann: so ist diese gleichförmige Verei- nigung mehrerer Theile zu einem Klumpen nichts, als eine Vergrößerung der Masse, aber keine Zubereitung des vergrößerten Ganzen zu einer neuen Bewegung, die durch selbiges möglich wird, und es vorher nicht war. Es kann ein vergrößertes Ganzes jetzo mit mehr Masse wirken, und also mehr Quantität der Bewegung anneh- men; aber es kann keine neuen Bewegungen in andern Richtungen annehmen, als wozu es vorher aufgelegt war. Solche Arten gleichförmiger Verbindungen der Materie, die nur größere Partikeln ausmachen, sind keine organische Formen; und man nennet sie auch besser bloße Vereinigungen, als Zusammense- tzungen. Organische Formen sind solche Verbin- dungsarten der unorganischen Partikeln, wodurch Be- wegungen möglich werden, die es sonsten durch die bloße Vereinigung der Materie nicht sind.
Mehr ist hier nicht nöthig, als die Verbindungs- arten, welche eigentlich Formen heißen können, von den Verbindungsarten der Materie mit Materie über- haupt zu unterscheiden, und das Unterscheidungsmerk- mal festzusetzen. Es ist also unnöthig die Entwickelung dieses Begriffs weiter zu treiben, als diese Absicht es er- fodert. Sonsten weiß ich wohl, wie viel noch zur völ- ligen Erörterung desselben zu thun ist. Die Begriffe von dem Mechanismus und von dem Jnstrument, werden von den Philosophen so verschiedentlich erklärt,
daß
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
ſo iſt zwar, wo etwas Zuſammengeſetztes iſt, auch eine gewiſſe Art der Zuſammenſetzung; aber wenn dieſe Art der Verbindung nichts mehr iſt, als eine Ver- einigung zu einem Ganzen, zu einem Stuͤck, oder einer Maſſe, die dadurch weder einer andern innern Bewe- gung in ihren Theilen mehr faͤhig wird, als ſie vorher war, noch einer andern aͤußern Bewegung, welche ih- rer Figur wegen ihr beygebracht oder durch die Figur bewirket werden kann: ſo iſt dieſe gleichfoͤrmige Verei- nigung mehrerer Theile zu einem Klumpen nichts, als eine Vergroͤßerung der Maſſe, aber keine Zubereitung des vergroͤßerten Ganzen zu einer neuen Bewegung, die durch ſelbiges moͤglich wird, und es vorher nicht war. Es kann ein vergroͤßertes Ganzes jetzo mit mehr Maſſe wirken, und alſo mehr Quantitaͤt der Bewegung anneh- men; aber es kann keine neuen Bewegungen in andern Richtungen annehmen, als wozu es vorher aufgelegt war. Solche Arten gleichfoͤrmiger Verbindungen der Materie, die nur groͤßere Partikeln ausmachen, ſind keine organiſche Formen; und man nennet ſie auch beſſer bloße Vereinigungen, als Zuſammenſe- tzungen. Organiſche Formen ſind ſolche Verbin- dungsarten der unorganiſchen Partikeln, wodurch Be- wegungen moͤglich werden, die es ſonſten durch die bloße Vereinigung der Materie nicht ſind.
Mehr iſt hier nicht noͤthig, als die Verbindungs- arten, welche eigentlich Formen heißen koͤnnen, von den Verbindungsarten der Materie mit Materie uͤber- haupt zu unterſcheiden, und das Unterſcheidungsmerk- mal feſtzuſetzen. Es iſt alſo unnoͤthig die Entwickelung dieſes Begriffs weiter zu treiben, als dieſe Abſicht es er- fodert. Sonſten weiß ich wohl, wie viel noch zur voͤl- ligen Eroͤrterung deſſelben zu thun iſt. Die Begriffe von dem Mechanismus und von dem Jnſtrument, werden von den Philoſophen ſo verſchiedentlich erklaͤrt,
daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0510"n="480"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">XIV.</hi> Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt</hi></fw><lb/>ſo iſt zwar, wo etwas <hirendition="#fr">Zuſammengeſetztes</hi> iſt, auch<lb/>
eine gewiſſe <hirendition="#fr">Art der Zuſammenſetzung;</hi> aber wenn<lb/>
dieſe Art der Verbindung nichts mehr iſt, als eine Ver-<lb/>
einigung zu einem Ganzen, zu einem Stuͤck, oder einer<lb/>
Maſſe, die dadurch weder einer andern innern Bewe-<lb/>
gung in ihren Theilen mehr faͤhig wird, als ſie vorher<lb/>
war, noch einer andern aͤußern Bewegung, welche ih-<lb/>
rer Figur wegen ihr beygebracht oder durch die Figur<lb/>
bewirket werden kann: ſo iſt dieſe gleichfoͤrmige Verei-<lb/>
nigung mehrerer Theile zu einem Klumpen nichts, als<lb/>
eine Vergroͤßerung der Maſſe, aber keine Zubereitung<lb/>
des vergroͤßerten Ganzen zu einer neuen Bewegung, die<lb/>
durch ſelbiges moͤglich wird, und es vorher nicht war.<lb/>
Es kann ein vergroͤßertes Ganzes jetzo mit mehr Maſſe<lb/>
wirken, und alſo mehr Quantitaͤt der Bewegung anneh-<lb/>
men; aber es kann keine neuen Bewegungen in andern<lb/>
Richtungen annehmen, als wozu es vorher aufgelegt<lb/>
war. Solche Arten <hirendition="#fr">gleichfoͤrmiger Verbindungen<lb/>
der Materie,</hi> die nur groͤßere Partikeln ausmachen,<lb/>ſind keine <hirendition="#fr">organiſche Formen;</hi> und man nennet ſie<lb/>
auch beſſer bloße <hirendition="#fr">Vereinigungen,</hi> als <hirendition="#fr">Zuſammenſe-<lb/>
tzungen. Organiſche Formen</hi>ſind ſolche Verbin-<lb/>
dungsarten der unorganiſchen Partikeln, wodurch Be-<lb/>
wegungen moͤglich werden, die es ſonſten durch die bloße<lb/>
Vereinigung der Materie nicht ſind.</p><lb/><p>Mehr iſt hier nicht noͤthig, als die Verbindungs-<lb/>
arten, welche eigentlich <hirendition="#fr">Formen</hi> heißen koͤnnen, von<lb/>
den Verbindungsarten der Materie mit Materie uͤber-<lb/>
haupt zu unterſcheiden, und das Unterſcheidungsmerk-<lb/>
mal feſtzuſetzen. Es iſt alſo unnoͤthig die Entwickelung<lb/>
dieſes Begriffs weiter zu treiben, als dieſe Abſicht es er-<lb/>
fodert. Sonſten weiß ich wohl, wie viel noch zur voͤl-<lb/>
ligen Eroͤrterung deſſelben zu thun iſt. Die Begriffe<lb/>
von dem <hirendition="#fr">Mechanismus</hi> und von dem <hirendition="#fr">Jnſtrument,</hi><lb/>
werden von den Philoſophen ſo verſchiedentlich erklaͤrt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[480/0510]
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
ſo iſt zwar, wo etwas Zuſammengeſetztes iſt, auch
eine gewiſſe Art der Zuſammenſetzung; aber wenn
dieſe Art der Verbindung nichts mehr iſt, als eine Ver-
einigung zu einem Ganzen, zu einem Stuͤck, oder einer
Maſſe, die dadurch weder einer andern innern Bewe-
gung in ihren Theilen mehr faͤhig wird, als ſie vorher
war, noch einer andern aͤußern Bewegung, welche ih-
rer Figur wegen ihr beygebracht oder durch die Figur
bewirket werden kann: ſo iſt dieſe gleichfoͤrmige Verei-
nigung mehrerer Theile zu einem Klumpen nichts, als
eine Vergroͤßerung der Maſſe, aber keine Zubereitung
des vergroͤßerten Ganzen zu einer neuen Bewegung, die
durch ſelbiges moͤglich wird, und es vorher nicht war.
Es kann ein vergroͤßertes Ganzes jetzo mit mehr Maſſe
wirken, und alſo mehr Quantitaͤt der Bewegung anneh-
men; aber es kann keine neuen Bewegungen in andern
Richtungen annehmen, als wozu es vorher aufgelegt
war. Solche Arten gleichfoͤrmiger Verbindungen
der Materie, die nur groͤßere Partikeln ausmachen,
ſind keine organiſche Formen; und man nennet ſie
auch beſſer bloße Vereinigungen, als Zuſammenſe-
tzungen. Organiſche Formen ſind ſolche Verbin-
dungsarten der unorganiſchen Partikeln, wodurch Be-
wegungen moͤglich werden, die es ſonſten durch die bloße
Vereinigung der Materie nicht ſind.
Mehr iſt hier nicht noͤthig, als die Verbindungs-
arten, welche eigentlich Formen heißen koͤnnen, von
den Verbindungsarten der Materie mit Materie uͤber-
haupt zu unterſcheiden, und das Unterſcheidungsmerk-
mal feſtzuſetzen. Es iſt alſo unnoͤthig die Entwickelung
dieſes Begriffs weiter zu treiben, als dieſe Abſicht es er-
fodert. Sonſten weiß ich wohl, wie viel noch zur voͤl-
ligen Eroͤrterung deſſelben zu thun iſt. Die Begriffe
von dem Mechanismus und von dem Jnſtrument,
werden von den Philoſophen ſo verſchiedentlich erklaͤrt,
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/510>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.