dieser Ordnung gesehen, oder doch in dieser Ordnung genauer betrachtet haben. Allein es ist auch zugleich gewiß, daß wenn nur eine Veranlassung vorhanden ist, die unsere Phantasie zuerst auf die obern Theile zurück- führet, sie eben so wohl die niedrigern in der Folge auf die höhern reproducire, als die höhern in der Folge auf die niedern. Die in der Empfindung entstandene Ord- nung kann wenigstens auf manche Art und durch ver- schiedene Ursachen in der Phantasie umgekehret und den Jdeen eine andere Stellung gegeben werden, ohne daß dazu nöthig sey, daß auch die Jmpressionen in der Em- pfindung vorher einmal in der neu gemachten Ordnung hätten vorhanden seyn müssen.
Zweytens ist ja ohnedieß außer Zweifel, daß die äußern Ursachen, die auf uns wirken, bey der Repro- duktion aus der Reihe der wiedererneuerten Verände- rungen ausfallen. Also muß in dem Menschen, es sey nun in dem Organ oder in der Seele, eine Ursache vor- handen seyn, welche die Stelle der äußern Ursachen vertreten, und die Jmpressionen ohne diese erneuern könne. Jn uns selbst gehen wir also von einer Vor- stellung zur andern über, ohne daß die äußere, diese Jmpressionen auf einander hervorbringende Ursache da ist, die in der ersten Empfindung nothwendig dazwi- schen kommen mußte.
Endlich | drittens, wenn wir es wie eine mögliche Hypothese annehmen, daß die innern, zu einer Vor- stellung gehörigen Seelen- und Gehirnsveränderungen dennoch unter sich in derselbigen erstern Folge wieder kommen, so oft die Vorstellung reproduciret wird: so haben wir eine Hypothese, die als ein Mittel zwischen den beiden, welche vorher einzeln untersucht sind, alles und noch mehr eben so leicht erkläret, wie eine von die- sen, und bey der weniger Phänomene übrig bleiben, die nur mit ihr zur Noth vereiniget werden können.
Der
XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
dieſer Ordnung geſehen, oder doch in dieſer Ordnung genauer betrachtet haben. Allein es iſt auch zugleich gewiß, daß wenn nur eine Veranlaſſung vorhanden iſt, die unſere Phantaſie zuerſt auf die obern Theile zuruͤck- fuͤhret, ſie eben ſo wohl die niedrigern in der Folge auf die hoͤhern reproducire, als die hoͤhern in der Folge auf die niedern. Die in der Empfindung entſtandene Ord- nung kann wenigſtens auf manche Art und durch ver- ſchiedene Urſachen in der Phantaſie umgekehret und den Jdeen eine andere Stellung gegeben werden, ohne daß dazu noͤthig ſey, daß auch die Jmpreſſionen in der Em- pfindung vorher einmal in der neu gemachten Ordnung haͤtten vorhanden ſeyn muͤſſen.
Zweytens iſt ja ohnedieß außer Zweifel, daß die aͤußern Urſachen, die auf uns wirken, bey der Repro- duktion aus der Reihe der wiedererneuerten Veraͤnde- rungen ausfallen. Alſo muß in dem Menſchen, es ſey nun in dem Organ oder in der Seele, eine Urſache vor- handen ſeyn, welche die Stelle der aͤußern Urſachen vertreten, und die Jmpreſſionen ohne dieſe erneuern koͤnne. Jn uns ſelbſt gehen wir alſo von einer Vor- ſtellung zur andern uͤber, ohne daß die aͤußere, dieſe Jmpreſſionen auf einander hervorbringende Urſache da iſt, die in der erſten Empfindung nothwendig dazwi- ſchen kommen mußte.
Endlich | drittens, wenn wir es wie eine moͤgliche Hypotheſe annehmen, daß die innern, zu einer Vor- ſtellung gehoͤrigen Seelen- und Gehirnsveraͤnderungen dennoch unter ſich in derſelbigen erſtern Folge wieder kommen, ſo oft die Vorſtellung reproduciret wird: ſo haben wir eine Hypotheſe, die als ein Mittel zwiſchen den beiden, welche vorher einzeln unterſucht ſind, alles und noch mehr eben ſo leicht erklaͤret, wie eine von die- ſen, und bey der weniger Phaͤnomene uͤbrig bleiben, die nur mit ihr zur Noth vereiniget werden koͤnnen.
Der
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XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
dieſer Ordnung geſehen, oder doch in dieſer Ordnung
genauer betrachtet haben. Allein es iſt auch zugleich
gewiß, daß wenn nur eine Veranlaſſung vorhanden iſt,
die unſere Phantaſie zuerſt auf die obern Theile zuruͤck-
fuͤhret, ſie eben ſo wohl die niedrigern in der Folge auf
die hoͤhern reproducire, als die hoͤhern in der Folge auf
die niedern. Die in der Empfindung entſtandene Ord-
nung kann wenigſtens auf manche Art und durch ver-
ſchiedene Urſachen in der Phantaſie umgekehret und den
Jdeen eine andere Stellung gegeben werden, ohne daß
dazu noͤthig ſey, daß auch die Jmpreſſionen in der Em-
pfindung vorher einmal in der neu gemachten Ordnung
haͤtten vorhanden ſeyn muͤſſen.
Zweytens iſt ja ohnedieß außer Zweifel, daß die
aͤußern Urſachen, die auf uns wirken, bey der Repro-
duktion aus der Reihe der wiedererneuerten Veraͤnde-
rungen ausfallen. Alſo muß in dem Menſchen, es ſey
nun in dem Organ oder in der Seele, eine Urſache vor-
handen ſeyn, welche die Stelle der aͤußern Urſachen
vertreten, und die Jmpreſſionen ohne dieſe erneuern
koͤnne. Jn uns ſelbſt gehen wir alſo von einer Vor-
ſtellung zur andern uͤber, ohne daß die aͤußere, dieſe
Jmpreſſionen auf einander hervorbringende Urſache da
iſt, die in der erſten Empfindung nothwendig dazwi-
ſchen kommen mußte.
Endlich | drittens, wenn wir es wie eine moͤgliche
Hypotheſe annehmen, daß die innern, zu einer Vor-
ſtellung gehoͤrigen Seelen- und Gehirnsveraͤnderungen
dennoch unter ſich in derſelbigen erſtern Folge wieder
kommen, ſo oft die Vorſtellung reproduciret wird: ſo
haben wir eine Hypotheſe, die als ein Mittel zwiſchen
den beiden, welche vorher einzeln unterſucht ſind, alles
und noch mehr eben ſo leicht erklaͤret, wie eine von die-
ſen, und bey der weniger Phaͤnomene uͤbrig bleiben,
die nur mit ihr zur Noth vereiniget werden koͤnnen.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/322>, abgerufen am 23.11.2024.
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