schiedenen Kraftäußerungen und Willenswirkungen un- tersuchen, zergliedern, und dann erst nach angestellter Vergleichung urtheilen.
Um mich in dem Folgenden kürzer ausdrücken zu können, will ich alle Thätigkeiten der Seele, durch die sie neue Modifikationen in ihr und außer ihr hervor- bringt, und die so wohl von dem bloßen Fühlen, als auch von den Aktionen des Vorstellens und Den- kens unterschieden sind, unter Einem Namen befassen, und das Vermögen dazu überhaupt die thätige Kraft der Seele in einer engen Bedeutung, oder ihre Thätig- keitskraft nennen. Auf diese Art zähle ich drey Grund- vermögen der Seele. Das Gefühl, den Verstand und ihre Thätigkeitskraft. Das Gefühl begreifet sowohl ihre Modifikabilität, oder Empfänglichkeit, als auch das bloße Gefühl der neuen Veränderungen in sich. Die vorstellende Kraft und die Denkkraft zusammen, gehören alsdenn zum Verstande, und das übrige Vermögen, welches nun mit dem Gefühl und dem Verstande zu vergleichen ist, hat den letzten Namen, Thätigkeitskraft, (Willen).
Dieser Abtheilung, der ich hier folge, weil sie mir die bequemste zu meiner jetzigen Absicht ist, will ich nicht mehr Realität zugeschrieben haben, als ihr vermöge der Beobachtungen zukommt. Suchet man das Fach, wo- hin die Empfindsamkeit, das ist, die Aufgelegtheit zu angenehmen und unangenehmen Gemüthsbewegungen gehöre, so meine ich, die Erfahrungen, die in dem Ver- such über die Empfindungen angeführet sind, lassen kei- nen Zweifel, daß diese Beschaffenheit nicht von einer ge- wissen Feinheit der Modifikabilität und des Gefühls ab- hange. Empfindsam seyn, setzet nur voraus, daß die Seele nicht blos aufgelegt ist, von starken Eindrücken von außen und von innern Thätigkeiten modificiret zu werden; sondern daß sie auch Veränderungen annehmen
kann,
I.Band. R r
der Vorſtellungskraft ⁊c.
ſchiedenen Kraftaͤußerungen und Willenswirkungen un- terſuchen, zergliedern, und dann erſt nach angeſtellter Vergleichung urtheilen.
Um mich in dem Folgenden kuͤrzer ausdruͤcken zu koͤnnen, will ich alle Thaͤtigkeiten der Seele, durch die ſie neue Modifikationen in ihr und außer ihr hervor- bringt, und die ſo wohl von dem bloßen Fuͤhlen, als auch von den Aktionen des Vorſtellens und Den- kens unterſchieden ſind, unter Einem Namen befaſſen, und das Vermoͤgen dazu uͤberhaupt die thaͤtige Kraft der Seele in einer engen Bedeutung, oder ihre Thaͤtig- keitskraft nennen. Auf dieſe Art zaͤhle ich drey Grund- vermoͤgen der Seele. Das Gefuͤhl, den Verſtand und ihre Thaͤtigkeitskraft. Das Gefuͤhl begreifet ſowohl ihre Modifikabilitaͤt, oder Empfaͤnglichkeit, als auch das bloße Gefuͤhl der neuen Veraͤnderungen in ſich. Die vorſtellende Kraft und die Denkkraft zuſammen, gehoͤren alsdenn zum Verſtande, und das uͤbrige Vermoͤgen, welches nun mit dem Gefuͤhl und dem Verſtande zu vergleichen iſt, hat den letzten Namen, Thaͤtigkeitskraft, (Willen).
Dieſer Abtheilung, der ich hier folge, weil ſie mir die bequemſte zu meiner jetzigen Abſicht iſt, will ich nicht mehr Realitaͤt zugeſchrieben haben, als ihr vermoͤge der Beobachtungen zukommt. Suchet man das Fach, wo- hin die Empfindſamkeit, das iſt, die Aufgelegtheit zu angenehmen und unangenehmen Gemuͤthsbewegungen gehoͤre, ſo meine ich, die Erfahrungen, die in dem Ver- ſuch uͤber die Empfindungen angefuͤhret ſind, laſſen kei- nen Zweifel, daß dieſe Beſchaffenheit nicht von einer ge- wiſſen Feinheit der Modifikabilitaͤt und des Gefuͤhls ab- hange. Empfindſam ſeyn, ſetzet nur voraus, daß die Seele nicht blos aufgelegt iſt, von ſtarken Eindruͤcken von außen und von innern Thaͤtigkeiten modificiret zu werden; ſondern daß ſie auch Veraͤnderungen annehmen
kann,
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der Vorſtellungskraft ⁊c.
ſchiedenen Kraftaͤußerungen und Willenswirkungen un-
terſuchen, zergliedern, und dann erſt nach angeſtellter
Vergleichung urtheilen.
Um mich in dem Folgenden kuͤrzer ausdruͤcken zu
koͤnnen, will ich alle Thaͤtigkeiten der Seele, durch die
ſie neue Modifikationen in ihr und außer ihr hervor-
bringt, und die ſo wohl von dem bloßen Fuͤhlen, als
auch von den Aktionen des Vorſtellens und Den-
kens unterſchieden ſind, unter Einem Namen befaſſen,
und das Vermoͤgen dazu uͤberhaupt die thaͤtige Kraft
der Seele in einer engen Bedeutung, oder ihre Thaͤtig-
keitskraft nennen. Auf dieſe Art zaͤhle ich drey Grund-
vermoͤgen der Seele. Das Gefuͤhl, den Verſtand
und ihre Thaͤtigkeitskraft. Das Gefuͤhl begreifet
ſowohl ihre Modifikabilitaͤt, oder Empfaͤnglichkeit,
als auch das bloße Gefuͤhl der neuen Veraͤnderungen in
ſich. Die vorſtellende Kraft und die Denkkraft
zuſammen, gehoͤren alsdenn zum Verſtande, und das
uͤbrige Vermoͤgen, welches nun mit dem Gefuͤhl und
dem Verſtande zu vergleichen iſt, hat den letzten Namen,
Thaͤtigkeitskraft, (Willen).
Dieſer Abtheilung, der ich hier folge, weil ſie mir
die bequemſte zu meiner jetzigen Abſicht iſt, will ich nicht
mehr Realitaͤt zugeſchrieben haben, als ihr vermoͤge der
Beobachtungen zukommt. Suchet man das Fach, wo-
hin die Empfindſamkeit, das iſt, die Aufgelegtheit zu
angenehmen und unangenehmen Gemuͤthsbewegungen
gehoͤre, ſo meine ich, die Erfahrungen, die in dem Ver-
ſuch uͤber die Empfindungen angefuͤhret ſind, laſſen kei-
nen Zweifel, daß dieſe Beſchaffenheit nicht von einer ge-
wiſſen Feinheit der Modifikabilitaͤt und des Gefuͤhls ab-
hange. Empfindſam ſeyn, ſetzet nur voraus, daß
die Seele nicht blos aufgelegt iſt, von ſtarken Eindruͤcken
von außen und von innern Thaͤtigkeiten modificiret zu
werden; ſondern daß ſie auch Veraͤnderungen annehmen
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/685>, abgerufen am 22.11.2024.
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