richten sich mehr nach den äußern Objekten, die auf die Sinne wirken.
Daraus entstehet zuerst einige Verschiedenheit in den Gemeinbegriffen, die wir von diesen beyden Arten von Beschaffenheiten aufsammlen. Die Abstraktion von der rothen Farbe z. B. ist eine Aehnlichkeit der Jmpres- sionen von gewissen Gegenständen, die, so unterschieden auch die Jmpressionen, oder die bildlichen Vorstellungen selbst seyn mögen, doch allen Menschen auf eine ähnli- che Art erscheinen. Denn die Aehnlichkeit in ihnen hat bey allen diesen in der Aehnlichkeit der Objekte ihren Grund. Dagegen sind die Gemeinbegriffe vom Ange- nehmen und Unangenehmen, vom Schönen und Häßli- chen, vom Erhabenen und Niedrigen, von dem Wich- tigen und Unwichtigen und dergleichen, auch zwar Aehn- lichkeiten in gewissen Empfindungen von Gegenständen, aber nicht in solchen, wo die Aehnlichkeit in den Gegen- ständen liegt, oder eigentlich, wo sie durch die letztern charakterisiret wird. Setzet eine Menge von rothgefärb- ten Gegenständen neben einander, und sagt, die Aehnlich- keit dieser Empfindungen sey das was Roth genennet werde, so finden alle etwas gemeinschaftliches in ihren Jmpressionen, das nun auf dieselbige Art benennet wird. Aber wenn man eine Menge von uns selbst angenehmen Dingen verschiedenen Menschen vorstellet, und ihnen da- bey saget, diejenige Affektion, welche aus diesem An- blick entspringet, die sich durch eine heitere Miene und durch leichte Bewegungen äußerlich im Körper ausdrü- cket, sey das was man ein Vergnügen nennet, so wer- den nicht alle dieß Aehnliche in ihren Empfindungen von denselbigen Objekten gewahrnehmen. Daher ist das Vergnügen auch eine Jmpression von diesen oder jenen besondern Objekten, die man jemanden nur vorhalten dörfe, um in ihn die Jdeen davon zu erregen und die man durch die Gegenstände charakterisiren könne. Man
muß
der allgem. Vernunftwahrheiten, ⁊c.
richten ſich mehr nach den aͤußern Objekten, die auf die Sinne wirken.
Daraus entſtehet zuerſt einige Verſchiedenheit in den Gemeinbegriffen, die wir von dieſen beyden Arten von Beſchaffenheiten aufſammlen. Die Abſtraktion von der rothen Farbe z. B. iſt eine Aehnlichkeit der Jmpreſ- ſionen von gewiſſen Gegenſtaͤnden, die, ſo unterſchieden auch die Jmpreſſionen, oder die bildlichen Vorſtellungen ſelbſt ſeyn moͤgen, doch allen Menſchen auf eine aͤhnli- che Art erſcheinen. Denn die Aehnlichkeit in ihnen hat bey allen dieſen in der Aehnlichkeit der Objekte ihren Grund. Dagegen ſind die Gemeinbegriffe vom Ange- nehmen und Unangenehmen, vom Schoͤnen und Haͤßli- chen, vom Erhabenen und Niedrigen, von dem Wich- tigen und Unwichtigen und dergleichen, auch zwar Aehn- lichkeiten in gewiſſen Empfindungen von Gegenſtaͤnden, aber nicht in ſolchen, wo die Aehnlichkeit in den Gegen- ſtaͤnden liegt, oder eigentlich, wo ſie durch die letztern charakteriſiret wird. Setzet eine Menge von rothgefaͤrb- ten Gegenſtaͤnden neben einander, und ſagt, die Aehnlich- keit dieſer Empfindungen ſey das was Roth genennet werde, ſo finden alle etwas gemeinſchaftliches in ihren Jmpreſſionen, das nun auf dieſelbige Art benennet wird. Aber wenn man eine Menge von uns ſelbſt angenehmen Dingen verſchiedenen Menſchen vorſtellet, und ihnen da- bey ſaget, diejenige Affektion, welche aus dieſem An- blick entſpringet, die ſich durch eine heitere Miene und durch leichte Bewegungen aͤußerlich im Koͤrper ausdruͤ- cket, ſey das was man ein Vergnuͤgen nennet, ſo wer- den nicht alle dieß Aehnliche in ihren Empfindungen von denſelbigen Objekten gewahrnehmen. Daher iſt das Vergnuͤgen auch eine Jmpreſſion von dieſen oder jenen beſondern Objekten, die man jemanden nur vorhalten doͤrfe, um in ihn die Jdeen davon zu erregen und die man durch die Gegenſtaͤnde charakteriſiren koͤnne. Man
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der allgem. Vernunftwahrheiten, ⁊c.
richten ſich mehr nach den aͤußern Objekten, die auf die
Sinne wirken.
Daraus entſtehet zuerſt einige Verſchiedenheit in den
Gemeinbegriffen, die wir von dieſen beyden Arten
von Beſchaffenheiten aufſammlen. Die Abſtraktion von
der rothen Farbe z. B. iſt eine Aehnlichkeit der Jmpreſ-
ſionen von gewiſſen Gegenſtaͤnden, die, ſo unterſchieden
auch die Jmpreſſionen, oder die bildlichen Vorſtellungen
ſelbſt ſeyn moͤgen, doch allen Menſchen auf eine aͤhnli-
che Art erſcheinen. Denn die Aehnlichkeit in ihnen hat
bey allen dieſen in der Aehnlichkeit der Objekte ihren
Grund. Dagegen ſind die Gemeinbegriffe vom Ange-
nehmen und Unangenehmen, vom Schoͤnen und Haͤßli-
chen, vom Erhabenen und Niedrigen, von dem Wich-
tigen und Unwichtigen und dergleichen, auch zwar Aehn-
lichkeiten in gewiſſen Empfindungen von Gegenſtaͤnden,
aber nicht in ſolchen, wo die Aehnlichkeit in den Gegen-
ſtaͤnden liegt, oder eigentlich, wo ſie durch die letztern
charakteriſiret wird. Setzet eine Menge von rothgefaͤrb-
ten Gegenſtaͤnden neben einander, und ſagt, die Aehnlich-
keit dieſer Empfindungen ſey das was Roth genennet
werde, ſo finden alle etwas gemeinſchaftliches in ihren
Jmpreſſionen, das nun auf dieſelbige Art benennet wird.
Aber wenn man eine Menge von uns ſelbſt angenehmen
Dingen verſchiedenen Menſchen vorſtellet, und ihnen da-
bey ſaget, diejenige Affektion, welche aus dieſem An-
blick entſpringet, die ſich durch eine heitere Miene und
durch leichte Bewegungen aͤußerlich im Koͤrper ausdruͤ-
cket, ſey das was man ein Vergnuͤgen nennet, ſo wer-
den nicht alle dieß Aehnliche in ihren Empfindungen von
denſelbigen Objekten gewahrnehmen. Daher iſt das
Vergnuͤgen auch eine Jmpreſſion von dieſen oder jenen
beſondern Objekten, die man jemanden nur vorhalten
doͤrfe, um in ihn die Jdeen davon zu erregen und die
man durch die Gegenſtaͤnde charakteriſiren koͤnne. Man
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/615>, abgerufen am 21.11.2024.
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