IX. Wie wir die Theile unsers Körpers als beson- dere Dinge kennen gelernet.
Dieselbigen Wirkungsgesetze, und dieselbige Art des Verfahrens führten zu den besondern Vorstellun- gen von den unterschiedenen Theilen des Körpers, und von dem, was in ihnen ist. Der Jnbegrif der Gefüh- le aus der Hand, derer aus dem Fuß, derer aus dem Kopf, u. s. w. machten, jeder die Vorstellung Eines besondern Dinges aus, das von andern unterschieden war, weil jeder Eine ganze Empfindung verursachte, zu der die einzelnen Gefühle durch die Koexistenz vereiniget sind.
X. Grundregel, wornach wir über die subjektivi- sche und objektivische Existenz der Dinge ur- theilen.
Dieß gesagte führet nun zu dem letzten Schritt. Es lässet sich nemlich daraus eine allgemeine Regel be- stimmen, nach der wir noch jetzo die Gegenstände, die wir fühlen, oder ihre Empfindungen unmittelbar in uns oder außer uns hinsetzen, das ist, die Regel, nach wel- cher das sinnliche Empfindungsurtheil über die objekti- vische oder subjektivische Existenz der Dinge abgefaßt wird. Denn es ist ein anders, wenn wir darüber nach entwickelten Vernunftgrundsätzen urtheilen. Diese Re- gel ist folgende: "Wir setzen eine jede Empfindung in "das Ding hin, in dessen gleichzeitigen Empfindung sie "wie ein Theil in einem Ganzen enthalten ist. Kurz, "jede Empfindung wird dahin gesetzet, wo wir sie em- "pfinden. Denn sie wird da und in dem Dinge em- "pfunden, wo und in dessen Empfindung sie selbst mit
"begrif-
Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge.
IX. Wie wir die Theile unſers Koͤrpers als beſon- dere Dinge kennen gelernet.
Dieſelbigen Wirkungsgeſetze, und dieſelbige Art des Verfahrens fuͤhrten zu den beſondern Vorſtellun- gen von den unterſchiedenen Theilen des Koͤrpers, und von dem, was in ihnen iſt. Der Jnbegrif der Gefuͤh- le aus der Hand, derer aus dem Fuß, derer aus dem Kopf, u. ſ. w. machten, jeder die Vorſtellung Eines beſondern Dinges aus, das von andern unterſchieden war, weil jeder Eine ganze Empfindung verurſachte, zu der die einzelnen Gefuͤhle durch die Koexiſtenz vereiniget ſind.
X. Grundregel, wornach wir uͤber die ſubjektivi- ſche und objektiviſche Exiſtenz der Dinge ur- theilen.
Dieß geſagte fuͤhret nun zu dem letzten Schritt. Es laͤſſet ſich nemlich daraus eine allgemeine Regel be- ſtimmen, nach der wir noch jetzo die Gegenſtaͤnde, die wir fuͤhlen, oder ihre Empfindungen unmittelbar in uns oder außer uns hinſetzen, das iſt, die Regel, nach wel- cher das ſinnliche Empfindungsurtheil uͤber die objekti- viſche oder ſubjektiviſche Exiſtenz der Dinge abgefaßt wird. Denn es iſt ein anders, wenn wir daruͤber nach entwickelten Vernunftgrundſaͤtzen urtheilen. Dieſe Re- gel iſt folgende: „Wir ſetzen eine jede Empfindung in „das Ding hin, in deſſen gleichzeitigen Empfindung ſie „wie ein Theil in einem Ganzen enthalten iſt. Kurz, „jede Empfindung wird dahin geſetzet, wo wir ſie em- „pfinden. Denn ſie wird da und in dem Dinge em- „pfunden, wo und in deſſen Empfindung ſie ſelbſt mit
„begrif-
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Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge.
IX.
Wie wir die Theile unſers Koͤrpers als beſon-
dere Dinge kennen gelernet.
Dieſelbigen Wirkungsgeſetze, und dieſelbige Art des
Verfahrens fuͤhrten zu den beſondern Vorſtellun-
gen von den unterſchiedenen Theilen des Koͤrpers, und
von dem, was in ihnen iſt. Der Jnbegrif der Gefuͤh-
le aus der Hand, derer aus dem Fuß, derer aus dem
Kopf, u. ſ. w. machten, jeder die Vorſtellung Eines
beſondern Dinges aus, das von andern unterſchieden war,
weil jeder Eine ganze Empfindung verurſachte, zu der
die einzelnen Gefuͤhle durch die Koexiſtenz vereiniget ſind.
X.
Grundregel, wornach wir uͤber die ſubjektivi-
ſche und objektiviſche Exiſtenz der Dinge ur-
theilen.
Dieß geſagte fuͤhret nun zu dem letzten Schritt. Es
laͤſſet ſich nemlich daraus eine allgemeine Regel be-
ſtimmen, nach der wir noch jetzo die Gegenſtaͤnde, die
wir fuͤhlen, oder ihre Empfindungen unmittelbar in uns
oder außer uns hinſetzen, das iſt, die Regel, nach wel-
cher das ſinnliche Empfindungsurtheil uͤber die objekti-
viſche oder ſubjektiviſche Exiſtenz der Dinge abgefaßt
wird. Denn es iſt ein anders, wenn wir daruͤber nach
entwickelten Vernunftgrundſaͤtzen urtheilen. Dieſe Re-
gel iſt folgende: „Wir ſetzen eine jede Empfindung in
„das Ding hin, in deſſen gleichzeitigen Empfindung ſie
„wie ein Theil in einem Ganzen enthalten iſt. Kurz,
„jede Empfindung wird dahin geſetzet, wo wir ſie em-
„pfinden. Denn ſie wird da und in dem Dinge em-
„pfunden, wo und in deſſen Empfindung ſie ſelbſt mit
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/475>, abgerufen am 21.11.2024.
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