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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

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Kenntn. v. d. objektiv. Existenz d. Dinge.
zusammen nur Eine ausmachten, und jeder Schmerz
in einem Theil des Körpers ist ein Jnbegrif von meh-
ren gleichzeitigen Gefühlen und Eindrücken, die mit ein-
ander entstehen und vergehen. Solche näher verbun-
dene
Eindrücke müssen sich also, so zu sagen, von selbst
in einzelne Haufen zusammenziehen, und zwar nach dem
Gesetz der Association, noch ehe die Denkkraft zu ver-
gleichen anfängt, und die Verschiedenheiten gewahr-
nimmt.
Und auf dieselbige Weise konnten auch die
Empfindungen des Körpers in besondere Klassen von
Empfindungen aus einzelnen Theilen, z. B. in die
Empfindungen im Kopf, in die, in den Füßen, in die,
in den Händen u. s. w. gesondert werden.

Die einmal in gewisse Haufen gesonderte Modifika-
tionen machten ein vereinigtes Ganze aus. Dieses
mußte wiederum die Folge haben, daß, sobald das Ge-
wahrnehmungsvermögen von der Empfindung einer Art
zu einer anderartigen übergieng, sich eine große Aussicht
in der Seele auf einmal veränderte. Eine so große Ver-
änderung aber gab der Aufmerksamkeit einen neuen star-
ken Antrieb nach einer neuen Richtung hin, wobey neue
Thätigkeiten und neue Empfindungen erreget wurden,
die sich wiederum mit den Gefühlen vereinigten, und als
Unterscheidungskennzeichen von diesen gebrauchet werden
konnten. Die Seele wirket, so zu sagen, in einer an-
dern Richtung, wenn sie auf äußere Objekte wirket, und
in einer andern, wenn sie sich selbst beschauet, deren Un-
terschied auch äußerlich in dem Gesichtsmuskeln und Bli-
cken ausdrücket, wo man den in sich gekehrten Sinn nach-
denkender und schwermüthiger Personen lesen, wie dem
Beobachter, der auf äußere Gegenstände aufmerksam
ist, es an den Augen ansehen kann, daß seine Seele
außer sich mit andern Objekten zu thun hat.

V. Von
B b 2

Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge.
zuſammen nur Eine ausmachten, und jeder Schmerz
in einem Theil des Koͤrpers iſt ein Jnbegrif von meh-
ren gleichzeitigen Gefuͤhlen und Eindruͤcken, die mit ein-
ander entſtehen und vergehen. Solche naͤher verbun-
dene
Eindruͤcke muͤſſen ſich alſo, ſo zu ſagen, von ſelbſt
in einzelne Haufen zuſammenziehen, und zwar nach dem
Geſetz der Aſſociation, noch ehe die Denkkraft zu ver-
gleichen anfaͤngt, und die Verſchiedenheiten gewahr-
nimmt.
Und auf dieſelbige Weiſe konnten auch die
Empfindungen des Koͤrpers in beſondere Klaſſen von
Empfindungen aus einzelnen Theilen, z. B. in die
Empfindungen im Kopf, in die, in den Fuͤßen, in die,
in den Haͤnden u. ſ. w. geſondert werden.

Die einmal in gewiſſe Haufen geſonderte Modifika-
tionen machten ein vereinigtes Ganze aus. Dieſes
mußte wiederum die Folge haben, daß, ſobald das Ge-
wahrnehmungsvermoͤgen von der Empfindung einer Art
zu einer anderartigen uͤbergieng, ſich eine große Ausſicht
in der Seele auf einmal veraͤnderte. Eine ſo große Ver-
aͤnderung aber gab der Aufmerkſamkeit einen neuen ſtar-
ken Antrieb nach einer neuen Richtung hin, wobey neue
Thaͤtigkeiten und neue Empfindungen erreget wurden,
die ſich wiederum mit den Gefuͤhlen vereinigten, und als
Unterſcheidungskennzeichen von dieſen gebrauchet werden
konnten. Die Seele wirket, ſo zu ſagen, in einer an-
dern Richtung, wenn ſie auf aͤußere Objekte wirket, und
in einer andern, wenn ſie ſich ſelbſt beſchauet, deren Un-
terſchied auch aͤußerlich in dem Geſichtsmuſkeln und Bli-
cken ausdruͤcket, wo man den in ſich gekehrten Sinn nach-
denkender und ſchwermuͤthiger Perſonen leſen, wie dem
Beobachter, der auf aͤußere Gegenſtaͤnde aufmerkſam
iſt, es an den Augen anſehen kann, daß ſeine Seele
außer ſich mit andern Objekten zu thun hat.

V. Von
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[387/0447] Kenntn. v. d. objektiv. Exiſtenz d. Dinge. zuſammen nur Eine ausmachten, und jeder Schmerz in einem Theil des Koͤrpers iſt ein Jnbegrif von meh- ren gleichzeitigen Gefuͤhlen und Eindruͤcken, die mit ein- ander entſtehen und vergehen. Solche naͤher verbun- dene Eindruͤcke muͤſſen ſich alſo, ſo zu ſagen, von ſelbſt in einzelne Haufen zuſammenziehen, und zwar nach dem Geſetz der Aſſociation, noch ehe die Denkkraft zu ver- gleichen anfaͤngt, und die Verſchiedenheiten gewahr- nimmt. Und auf dieſelbige Weiſe konnten auch die Empfindungen des Koͤrpers in beſondere Klaſſen von Empfindungen aus einzelnen Theilen, z. B. in die Empfindungen im Kopf, in die, in den Fuͤßen, in die, in den Haͤnden u. ſ. w. geſondert werden. Die einmal in gewiſſe Haufen geſonderte Modifika- tionen machten ein vereinigtes Ganze aus. Dieſes mußte wiederum die Folge haben, daß, ſobald das Ge- wahrnehmungsvermoͤgen von der Empfindung einer Art zu einer anderartigen uͤbergieng, ſich eine große Ausſicht in der Seele auf einmal veraͤnderte. Eine ſo große Ver- aͤnderung aber gab der Aufmerkſamkeit einen neuen ſtar- ken Antrieb nach einer neuen Richtung hin, wobey neue Thaͤtigkeiten und neue Empfindungen erreget wurden, die ſich wiederum mit den Gefuͤhlen vereinigten, und als Unterſcheidungskennzeichen von dieſen gebrauchet werden konnten. Die Seele wirket, ſo zu ſagen, in einer an- dern Richtung, wenn ſie auf aͤußere Objekte wirket, und in einer andern, wenn ſie ſich ſelbſt beſchauet, deren Un- terſchied auch aͤußerlich in dem Geſichtsmuſkeln und Bli- cken ausdruͤcket, wo man den in ſich gekehrten Sinn nach- denkender und ſchwermuͤthiger Perſonen leſen, wie dem Beobachter, der auf aͤußere Gegenſtaͤnde aufmerkſam iſt, es an den Augen anſehen kann, daß ſeine Seele außer ſich mit andern Objekten zu thun hat. V. Von B b 2

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/447>, abgerufen am 21.11.2024.