schaffenheit der Sonne, das ist, etwas in dem Sub- jekt sey. Diese Beziehung könnte vielleicht bey dem ein- zeln Empfindungsurtheil unmittelbar gewahrgenommen werden; so daß nicht blos ein dunkles Urtheil, sondern ein vollständiges Urtheil, oder ein Gedanke von dieser Beziehung ohne vorhergehende Vergleichungen mit an- dern entstanden sey.
Aber zugegeben, daß auch diese Beziehung, welche wir das Jn einem Subjekt seyn nennen, nicht ge- wahr genommen werden könne, ehe solche nicht schon mehrmalen vorgekommen, und also ehe nicht schon die ge- genwärtige Beziehung mit einem allgemeinen aus den vor- gehenden Empfindungen abstrahirten Begrif verglichen sey; so erhellet doch.
Erstlich, daß ein solches ursprüngliches Beziehen des Einen auf ein anders, als Prädikat auf ein Subjekt, in jedem Urtheil vorkomme, so wie es schon in andern vorgekommen ist, und daß
Alsdenn erst die Vergleichung der gegenwärtigen Beziehung mit andern das Mittel seyn könne, jene ge- wahrzunehmen. Es ist also doch eine wesentliche Aktion in dieser Art von Urtheilen übersehen worden, wenn man den ganzen Aktus des Urtheilens auf ein Verglei- chen einschränket, und solchen in einer Aktion setzet, wel- che nur ein Hülfsmittel des Gewahrnehmens ist, und auch das Gewahrnehmen selbst nicht einmal ganz aus- macht. Könnte das erste ursprüngliche Beziehen zweyer Jdeen das erstemal schon als ein besonderer Aktus er- kannt, und also die Beziehung der Jdeen gewahrgenom- men werden, so würden wir ein völliges Urtheil haben, ohne eine andere Vergleichung, als diejenige, welche zu jedwedem Gewahrnehmen erfodert wird.
Aber sobald wir eine Jdee oder ein Urtheil mit einem allgemeinen Worte bezeichnen, so setzen wir seine
Aehn-
und uͤber das Denken.
ſchaffenheit der Sonne, das iſt, etwas in dem Sub- jekt ſey. Dieſe Beziehung koͤnnte vielleicht bey dem ein- zeln Empfindungsurtheil unmittelbar gewahrgenommen werden; ſo daß nicht blos ein dunkles Urtheil, ſondern ein vollſtaͤndiges Urtheil, oder ein Gedanke von dieſer Beziehung ohne vorhergehende Vergleichungen mit an- dern entſtanden ſey.
Aber zugegeben, daß auch dieſe Beziehung, welche wir das Jn einem Subjekt ſeyn nennen, nicht ge- wahr genommen werden koͤnne, ehe ſolche nicht ſchon mehrmalen vorgekommen, und alſo ehe nicht ſchon die ge- genwaͤrtige Beziehung mit einem allgemeinen aus den vor- gehenden Empfindungen abſtrahirten Begrif verglichen ſey; ſo erhellet doch.
Erſtlich, daß ein ſolches urſpruͤngliches Beziehen des Einen auf ein anders, als Praͤdikat auf ein Subjekt, in jedem Urtheil vorkomme, ſo wie es ſchon in andern vorgekommen iſt, und daß
Alsdenn erſt die Vergleichung der gegenwaͤrtigen Beziehung mit andern das Mittel ſeyn koͤnne, jene ge- wahrzunehmen. Es iſt alſo doch eine weſentliche Aktion in dieſer Art von Urtheilen uͤberſehen worden, wenn man den ganzen Aktus des Urtheilens auf ein Verglei- chen einſchraͤnket, und ſolchen in einer Aktion ſetzet, wel- che nur ein Huͤlfsmittel des Gewahrnehmens iſt, und auch das Gewahrnehmen ſelbſt nicht einmal ganz aus- macht. Koͤnnte das erſte urſpruͤngliche Beziehen zweyer Jdeen das erſtemal ſchon als ein beſonderer Aktus er- kannt, und alſo die Beziehung der Jdeen gewahrgenom- men werden, ſo wuͤrden wir ein voͤlliges Urtheil haben, ohne eine andere Vergleichung, als diejenige, welche zu jedwedem Gewahrnehmen erfodert wird.
Aber ſobald wir eine Jdee oder ein Urtheil mit einem allgemeinen Worte bezeichnen, ſo ſetzen wir ſeine
Aehn-
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und uͤber das Denken.
ſchaffenheit der Sonne, das iſt, etwas in dem Sub-
jekt ſey. Dieſe Beziehung koͤnnte vielleicht bey dem ein-
zeln Empfindungsurtheil unmittelbar gewahrgenommen
werden; ſo daß nicht blos ein dunkles Urtheil, ſondern
ein vollſtaͤndiges Urtheil, oder ein Gedanke von dieſer
Beziehung ohne vorhergehende Vergleichungen mit an-
dern entſtanden ſey.
Aber zugegeben, daß auch dieſe Beziehung, welche
wir das Jn einem Subjekt ſeyn nennen, nicht ge-
wahr genommen werden koͤnne, ehe ſolche nicht ſchon
mehrmalen vorgekommen, und alſo ehe nicht ſchon die ge-
genwaͤrtige Beziehung mit einem allgemeinen aus den vor-
gehenden Empfindungen abſtrahirten Begrif verglichen
ſey; ſo erhellet doch.
Erſtlich, daß ein ſolches urſpruͤngliches Beziehen
des Einen auf ein anders, als Praͤdikat auf ein Subjekt,
in jedem Urtheil vorkomme, ſo wie es ſchon in andern
vorgekommen iſt, und daß
Alsdenn erſt die Vergleichung der gegenwaͤrtigen
Beziehung mit andern das Mittel ſeyn koͤnne, jene ge-
wahrzunehmen. Es iſt alſo doch eine weſentliche Aktion
in dieſer Art von Urtheilen uͤberſehen worden, wenn
man den ganzen Aktus des Urtheilens auf ein Verglei-
chen einſchraͤnket, und ſolchen in einer Aktion ſetzet, wel-
che nur ein Huͤlfsmittel des Gewahrnehmens iſt, und
auch das Gewahrnehmen ſelbſt nicht einmal ganz aus-
macht. Koͤnnte das erſte urſpruͤngliche Beziehen zweyer
Jdeen das erſtemal ſchon als ein beſonderer Aktus er-
kannt, und alſo die Beziehung der Jdeen gewahrgenom-
men werden, ſo wuͤrden wir ein voͤlliges Urtheil haben,
ohne eine andere Vergleichung, als diejenige, welche
zu jedwedem Gewahrnehmen erfodert wird.
Aber ſobald wir eine Jdee oder ein Urtheil mit einem
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/427>, abgerufen am 23.11.2024.
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