Daher lassen sich folgende Stufen in Hinsicht unse- rer Verhältnißbegriffe unterscheiden.
Zuerst sind bloße Denkaktus und Gedanken da. Dann entstehen Vorstellungen dieser Aktus, Vorstel- lungen von Verhältnissen; einzelne und allgemeine; dann Verhältnißideen, und Verhältnißbegriffe. Weiter deutliche Verhältnißideen.
Die ersten Aktus der Denkkraft finden sich in jedem Menschenverstande, und erfolgen nach gewissen noth- wendigen Gesetzen der Denkvermögen, bey gewissen Um- ständen und Erfordernissen in den Empfindungen und Vorstellungen. Dieses Gesetz und diese Umstände las- sen sich aus unsern Jdeen von den Verhältnissen erkennen, als welche uns solche darstellet, wenn sie rich- tig ist, auf dieselbige Art, wie wir aus andern Jdeen die Empfindungen erkennen, woraus der Stoff von ih- nen genommen worden ist. Aber um sie genau zu er- forschen, und ihren ganzen Umfang bestimmt und deut- lich zu fassen, müssen auch selbst die Jdeen, die wir da- von haben, entwickelt, und in ihren Stoff, ihre Em- pfindungen, zergliedert werden. Man muß also zu den Empfindungen von den erstern Verhältnißgedanken zu- rück, diese möglichst beobachten, und zergliedern, und alsdenn die Jdee oder den Begrif eines Verhältnisses, mit solchen Empfindungen vergleichen. Die Jdee könnte einen Zusatz bekommen haben, der von der Dichtkraft beygemischt ist, und sie verdirbt. Ein Beyspiel einer solchen Untersuchung ist, in Hinsicht des Gewahrnehmens, in dem Vorhergehenden vorgekommen; und ein anders über die Jdee von der ursachlichen Verbindung will ich sogleich hinzufügen, und noch einige andere werden in dem folgenden angeführet werden müssen. Sollen aus den ersten Verhältnißgedanken, Jdeen von Verhält- nissen werden, so müssen wir solche von neuen gewahr- nehmen. So geschicht es in der menschlichen Denkkraft.
Die
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und uͤber das Denken.
Daher laſſen ſich folgende Stufen in Hinſicht unſe- rer Verhaͤltnißbegriffe unterſcheiden.
Zuerſt ſind bloße Denkaktus und Gedanken da. Dann entſtehen Vorſtellungen dieſer Aktus, Vorſtel- lungen von Verhaͤltniſſen; einzelne und allgemeine; dann Verhaͤltnißideen, und Verhaͤltnißbegriffe. Weiter deutliche Verhaͤltnißideen.
Die erſten Aktus der Denkkraft finden ſich in jedem Menſchenverſtande, und erfolgen nach gewiſſen noth- wendigen Geſetzen der Denkvermoͤgen, bey gewiſſen Um- ſtaͤnden und Erforderniſſen in den Empfindungen und Vorſtellungen. Dieſes Geſetz und dieſe Umſtaͤnde laſ- ſen ſich aus unſern Jdeen von den Verhaͤltniſſen erkennen, als welche uns ſolche darſtellet, wenn ſie rich- tig iſt, auf dieſelbige Art, wie wir aus andern Jdeen die Empfindungen erkennen, woraus der Stoff von ih- nen genommen worden iſt. Aber um ſie genau zu er- forſchen, und ihren ganzen Umfang beſtimmt und deut- lich zu faſſen, muͤſſen auch ſelbſt die Jdeen, die wir da- von haben, entwickelt, und in ihren Stoff, ihre Em- pfindungen, zergliedert werden. Man muß alſo zu den Empfindungen von den erſtern Verhaͤltnißgedanken zu- ruͤck, dieſe moͤglichſt beobachten, und zergliedern, und alsdenn die Jdee oder den Begrif eines Verhaͤltniſſes, mit ſolchen Empfindungen vergleichen. Die Jdee koͤnnte einen Zuſatz bekommen haben, der von der Dichtkraft beygemiſcht iſt, und ſie verdirbt. Ein Beyſpiel einer ſolchen Unterſuchung iſt, in Hinſicht des Gewahrnehmens, in dem Vorhergehenden vorgekommen; und ein anders uͤber die Jdee von der urſachlichen Verbindung will ich ſogleich hinzufuͤgen, und noch einige andere werden in dem folgenden angefuͤhret werden muͤſſen. Sollen aus den erſten Verhaͤltnißgedanken, Jdeen von Verhaͤlt- niſſen werden, ſo muͤſſen wir ſolche von neuen gewahr- nehmen. So geſchicht es in der menſchlichen Denkkraft.
Die
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und uͤber das Denken.
Daher laſſen ſich folgende Stufen in Hinſicht unſe-
rer Verhaͤltnißbegriffe unterſcheiden.
Zuerſt ſind bloße Denkaktus und Gedanken da.
Dann entſtehen Vorſtellungen dieſer Aktus, Vorſtel-
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dann Verhaͤltnißideen, und Verhaͤltnißbegriffe.
Weiter deutliche Verhaͤltnißideen.
Die erſten Aktus der Denkkraft finden ſich in jedem
Menſchenverſtande, und erfolgen nach gewiſſen noth-
wendigen Geſetzen der Denkvermoͤgen, bey gewiſſen Um-
ſtaͤnden und Erforderniſſen in den Empfindungen und
Vorſtellungen. Dieſes Geſetz und dieſe Umſtaͤnde laſ-
ſen ſich aus unſern Jdeen von den Verhaͤltniſſen
erkennen, als welche uns ſolche darſtellet, wenn ſie rich-
tig iſt, auf dieſelbige Art, wie wir aus andern Jdeen
die Empfindungen erkennen, woraus der Stoff von ih-
nen genommen worden iſt. Aber um ſie genau zu er-
forſchen, und ihren ganzen Umfang beſtimmt und deut-
lich zu faſſen, muͤſſen auch ſelbſt die Jdeen, die wir da-
von haben, entwickelt, und in ihren Stoff, ihre Em-
pfindungen, zergliedert werden. Man muß alſo zu den
Empfindungen von den erſtern Verhaͤltnißgedanken zu-
ruͤck, dieſe moͤglichſt beobachten, und zergliedern, und
alsdenn die Jdee oder den Begrif eines Verhaͤltniſſes,
mit ſolchen Empfindungen vergleichen. Die Jdee koͤnnte
einen Zuſatz bekommen haben, der von der Dichtkraft
beygemiſcht iſt, und ſie verdirbt. Ein Beyſpiel einer
ſolchen Unterſuchung iſt, in Hinſicht des Gewahrnehmens,
in dem Vorhergehenden vorgekommen; und ein anders
uͤber die Jdee von der urſachlichen Verbindung will
ich ſogleich hinzufuͤgen, und noch einige andere werden
in dem folgenden angefuͤhret werden muͤſſen. Sollen aus
den erſten Verhaͤltnißgedanken, Jdeen von Verhaͤlt-
niſſen werden, ſo muͤſſen wir ſolche von neuen gewahr-
nehmen. So geſchicht es in der menſchlichen Denkkraft.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/369>, abgerufen am 04.12.2024.
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