man sie nennen will, sind die ersten Wirkungen des Be- ziehungsvermögens, und dessen beziehenden Aktionen. Aber diese thätigen Anwendungen der Kraft haben ihre Folgen und nachbleibende Wirkungen in der Seele, wel- che aufbewahret, und bey Gelegenheit wieder gegenwär- tig dargestellet, und alsdenn auf dieselbige Art, wie an- dere Vorstellungen von neuen, von dem Beziehungsver- mögen oder der Denkkraft gewahrgenommen, und in Beziehung unter sich gedacht werden können. Sind die Vorstellungen, deren Beziehung gedacht wird, schon unter- schiedene oder wahrgenommene Vorstellungen, und in die- ser Bedeutung Jdeen, so werden ihre Beziehungen auf- einander zu den Urtheilen gehören, die anfangs sinnlich und unentwickelt sind, und dann durch eine weitere Be- arbeitung der Denkkraft in deutliche Urtheile überge- hen. Jst endlich auf diese Art das gesammte Vermö- gen, Jdeen und Begriffe zu bilden, und dann auch un- ser Urtheilsvermögen, nichts als eine besondere Anwen- dung der angenommenen Grundkraft, Dinge auf einan- der zu beziehen und ihre Verhältnisse zu denken, in so ferne diese mit dem Gefühl und der Vorstellungskraft in Verbindung wirket, und ist diese Ableitung von allen ihren Schwierigkeiten völlig befreyet, so ist es ein leich- ter Uebergang, wenn nun auch das Schlußvermögen als eine Abstammung von demselben Princip erkläret werden soll. Und alsdenn ist im Allgemeinen der Ursprung al- ler Arten von Gedanken aus dem angezeigten Grundver- mögen offenbar.
Auf diese angegebene Art verhält sich die Sache wirk- lich. Das letzte Resultat aus den nachfolgenden genau- ern Untersuchungen über die menschliche Erkenntniß wird dasselbige sagen. Allein zweyerley Gattungen von Schwierigkeiten, die man antrift, wenn man dieß all- gemeine als eine Richtschnur in der Hand nimmt, und nun in das Gedankensystem des Menschenverstandes hin-
eingehet,
IV. Verſuch. Ueber die Denkkraft
man ſie nennen will, ſind die erſten Wirkungen des Be- ziehungsvermoͤgens, und deſſen beziehenden Aktionen. Aber dieſe thaͤtigen Anwendungen der Kraft haben ihre Folgen und nachbleibende Wirkungen in der Seele, wel- che aufbewahret, und bey Gelegenheit wieder gegenwaͤr- tig dargeſtellet, und alsdenn auf dieſelbige Art, wie an- dere Vorſtellungen von neuen, von dem Beziehungsver- moͤgen oder der Denkkraft gewahrgenommen, und in Beziehung unter ſich gedacht werden koͤnnen. Sind die Vorſtellungen, deren Beziehung gedacht wird, ſchon unter- ſchiedene oder wahrgenommene Vorſtellungen, und in die- ſer Bedeutung Jdeen, ſo werden ihre Beziehungen auf- einander zu den Urtheilen gehoͤren, die anfangs ſinnlich und unentwickelt ſind, und dann durch eine weitere Be- arbeitung der Denkkraft in deutliche Urtheile uͤberge- hen. Jſt endlich auf dieſe Art das geſammte Vermoͤ- gen, Jdeen und Begriffe zu bilden, und dann auch un- ſer Urtheilsvermoͤgen, nichts als eine beſondere Anwen- dung der angenommenen Grundkraft, Dinge auf einan- der zu beziehen und ihre Verhaͤltniſſe zu denken, in ſo ferne dieſe mit dem Gefuͤhl und der Vorſtellungskraft in Verbindung wirket, und iſt dieſe Ableitung von allen ihren Schwierigkeiten voͤllig befreyet, ſo iſt es ein leich- ter Uebergang, wenn nun auch das Schlußvermoͤgen als eine Abſtammung von demſelben Princip erklaͤret werden ſoll. Und alsdenn iſt im Allgemeinen der Urſprung al- ler Arten von Gedanken aus dem angezeigten Grundver- moͤgen offenbar.
Auf dieſe angegebene Art verhaͤlt ſich die Sache wirk- lich. Das letzte Reſultat aus den nachfolgenden genau- ern Unterſuchungen uͤber die menſchliche Erkenntniß wird daſſelbige ſagen. Allein zweyerley Gattungen von Schwierigkeiten, die man antrift, wenn man dieß all- gemeine als eine Richtſchnur in der Hand nimmt, und nun in das Gedankenſyſtem des Menſchenverſtandes hin-
eingehet,
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IV. Verſuch. Ueber die Denkkraft
man ſie nennen will, ſind die erſten Wirkungen des Be-
ziehungsvermoͤgens, und deſſen beziehenden Aktionen.
Aber dieſe thaͤtigen Anwendungen der Kraft haben ihre
Folgen und nachbleibende Wirkungen in der Seele, wel-
che aufbewahret, und bey Gelegenheit wieder gegenwaͤr-
tig dargeſtellet, und alsdenn auf dieſelbige Art, wie an-
dere Vorſtellungen von neuen, von dem Beziehungsver-
moͤgen oder der Denkkraft gewahrgenommen, und in
Beziehung unter ſich gedacht werden koͤnnen. Sind die
Vorſtellungen, deren Beziehung gedacht wird, ſchon unter-
ſchiedene oder wahrgenommene Vorſtellungen, und in die-
ſer Bedeutung Jdeen, ſo werden ihre Beziehungen auf-
einander zu den Urtheilen gehoͤren, die anfangs ſinnlich
und unentwickelt ſind, und dann durch eine weitere Be-
arbeitung der Denkkraft in deutliche Urtheile uͤberge-
hen. Jſt endlich auf dieſe Art das geſammte Vermoͤ-
gen, Jdeen und Begriffe zu bilden, und dann auch un-
ſer Urtheilsvermoͤgen, nichts als eine beſondere Anwen-
dung der angenommenen Grundkraft, Dinge auf einan-
der zu beziehen und ihre Verhaͤltniſſe zu denken, in ſo
ferne dieſe mit dem Gefuͤhl und der Vorſtellungskraft
in Verbindung wirket, und iſt dieſe Ableitung von allen
ihren Schwierigkeiten voͤllig befreyet, ſo iſt es ein leich-
ter Uebergang, wenn nun auch das Schlußvermoͤgen als
eine Abſtammung von demſelben Princip erklaͤret werden
ſoll. Und alsdenn iſt im Allgemeinen der Urſprung al-
ler Arten von Gedanken aus dem angezeigten Grundver-
moͤgen offenbar.
Auf dieſe angegebene Art verhaͤlt ſich die Sache wirk-
lich. Das letzte Reſultat aus den nachfolgenden genau-
ern Unterſuchungen uͤber die menſchliche Erkenntniß wird
daſſelbige ſagen. Allein zweyerley Gattungen von
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/360>, abgerufen am 26.06.2024.
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