gen habe. Jst nämlich die Empfindung des Angeneh- men, die eine innere Empfindung, von einer blos sub- jektivischen Seelenbeschaffenheit ist, eine nachfolgende Empfindung, wozu die Seele übergehet, nachdem sie vorhero den Eindruck von dem Objekt selbst, es sey die- ses in uns oder außer uns vorhanden, schon gefühlet hat? oder ist jene in dem Gefühl der Sache selbst be- griffen, als eine ihm anklebende Beschaffenheit?
Da, deucht mich, es lasse sich darauf leicht antworten. Die Empfindung des Gegenstandes ist in dem empfin- denden Wesen vorhanden, dessen Vermögen auf eine gewisse Weise gestimmet ist. Dieß ist Beobachtung. Jener Eindruck wirket also auf seine bestimmte Weise, und bringt eine bestimmte Wirkung hervor, die zugleich, indem sie als Veränderung in der Seele entspringet, auch ihre Eigenheiten an sich hat, wodurch sie zu einem Ob- jekt einer bestimmten Empfindung wird. Will man sich gewisse Fibern einbilden, so nimmt dieselbige Fiber, welche den Eindruck von dem Objekt empfängt, in dem- selben Augenblick diesen Eindruck mit seiner bestimmten Beschaffenheit auf, welche er darum an sich hat, weil er eben auf diese so und nicht anders gestimmte Fiber in der bestimmten Maße auffällt. Wie also die Kraft zu afficiren eine Beschaffenheit ist, die dem Eindruck an- klebet, so ist auch die Rührung oder Affektion, als die Wirkung von jener, eine Beschaffenheit, welche der Empfindung des Eindrucks als seiner Ursache beywoh- net. So stellet sich auch Hr. Bonnet die Sache vor. Es ist unnöthig, eine besondere Fiber zu erdichten, die das Afficirende des Eindrucks aufnehme, wenn der Ein- druck selbst von einer andern schon aufgenommen ist. Es ist ja nicht allein ein Ton; sondern es ist ein Ton in ei- nem bestimmten Verhältniß gegen die Gehörnerven, den ich höre; es ist nicht blos eine Empfindung einer Sache; es ist eine bestimmte Empfindung von dieser Sache, die
eine
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uͤber Empfindungen u. Empfindniſſe.
gen habe. Jſt naͤmlich die Empfindung des Angeneh- men, die eine innere Empfindung, von einer blos ſub- jektiviſchen Seelenbeſchaffenheit iſt, eine nachfolgende Empfindung, wozu die Seele uͤbergehet, nachdem ſie vorhero den Eindruck von dem Objekt ſelbſt, es ſey die- ſes in uns oder außer uns vorhanden, ſchon gefuͤhlet hat? oder iſt jene in dem Gefuͤhl der Sache ſelbſt be- griffen, als eine ihm anklebende Beſchaffenheit?
Da, deucht mich, es laſſe ſich darauf leicht antworten. Die Empfindung des Gegenſtandes iſt in dem empfin- denden Weſen vorhanden, deſſen Vermoͤgen auf eine gewiſſe Weiſe geſtimmet iſt. Dieß iſt Beobachtung. Jener Eindruck wirket alſo auf ſeine beſtimmte Weiſe, und bringt eine beſtimmte Wirkung hervor, die zugleich, indem ſie als Veraͤnderung in der Seele entſpringet, auch ihre Eigenheiten an ſich hat, wodurch ſie zu einem Ob- jekt einer beſtimmten Empfindung wird. Will man ſich gewiſſe Fibern einbilden, ſo nimmt dieſelbige Fiber, welche den Eindruck von dem Objekt empfaͤngt, in dem- ſelben Augenblick dieſen Eindruck mit ſeiner beſtimmten Beſchaffenheit auf, welche er darum an ſich hat, weil er eben auf dieſe ſo und nicht anders geſtimmte Fiber in der beſtimmten Maße auffaͤllt. Wie alſo die Kraft zu afficiren eine Beſchaffenheit iſt, die dem Eindruck an- klebet, ſo iſt auch die Ruͤhrung oder Affektion, als die Wirkung von jener, eine Beſchaffenheit, welche der Empfindung des Eindrucks als ſeiner Urſache beywoh- net. So ſtellet ſich auch Hr. Bonnet die Sache vor. Es iſt unnoͤthig, eine beſondere Fiber zu erdichten, die das Afficirende des Eindrucks aufnehme, wenn der Ein- druck ſelbſt von einer andern ſchon aufgenommen iſt. Es iſt ja nicht allein ein Ton; ſondern es iſt ein Ton in ei- nem beſtimmten Verhaͤltniß gegen die Gehoͤrnerven, den ich hoͤre; es iſt nicht blos eine Empfindung einer Sache; es iſt eine beſtimmte Empfindung von dieſer Sache, die
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uͤber Empfindungen u. Empfindniſſe.
gen habe. Jſt naͤmlich die Empfindung des Angeneh-
men, die eine innere Empfindung, von einer blos ſub-
jektiviſchen Seelenbeſchaffenheit iſt, eine nachfolgende
Empfindung, wozu die Seele uͤbergehet, nachdem ſie
vorhero den Eindruck von dem Objekt ſelbſt, es ſey die-
ſes in uns oder außer uns vorhanden, ſchon gefuͤhlet
hat? oder iſt jene in dem Gefuͤhl der Sache ſelbſt be-
griffen, als eine ihm anklebende Beſchaffenheit?
Da, deucht mich, es laſſe ſich darauf leicht antworten.
Die Empfindung des Gegenſtandes iſt in dem empfin-
denden Weſen vorhanden, deſſen Vermoͤgen auf eine
gewiſſe Weiſe geſtimmet iſt. Dieß iſt Beobachtung.
Jener Eindruck wirket alſo auf ſeine beſtimmte Weiſe,
und bringt eine beſtimmte Wirkung hervor, die zugleich,
indem ſie als Veraͤnderung in der Seele entſpringet, auch
ihre Eigenheiten an ſich hat, wodurch ſie zu einem Ob-
jekt einer beſtimmten Empfindung wird. Will man
ſich gewiſſe Fibern einbilden, ſo nimmt dieſelbige Fiber,
welche den Eindruck von dem Objekt empfaͤngt, in dem-
ſelben Augenblick dieſen Eindruck mit ſeiner beſtimmten
Beſchaffenheit auf, welche er darum an ſich hat, weil
er eben auf dieſe ſo und nicht anders geſtimmte Fiber in
der beſtimmten Maße auffaͤllt. Wie alſo die Kraft zu
afficiren eine Beſchaffenheit iſt, die dem Eindruck an-
klebet, ſo iſt auch die Ruͤhrung oder Affektion, als die
Wirkung von jener, eine Beſchaffenheit, welche der
Empfindung des Eindrucks als ſeiner Urſache beywoh-
net. So ſtellet ſich auch Hr. Bonnet die Sache vor.
Es iſt unnoͤthig, eine beſondere Fiber zu erdichten, die
das Afficirende des Eindrucks aufnehme, wenn der Ein-
druck ſelbſt von einer andern ſchon aufgenommen iſt. Es
iſt ja nicht allein ein Ton; ſondern es iſt ein Ton in ei-
nem beſtimmten Verhaͤltniß gegen die Gehoͤrnerven, den
ich hoͤre; es iſt nicht blos eine Empfindung einer Sache;
es iſt eine beſtimmte Empfindung von dieſer Sache, die
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/273>, abgerufen am 23.12.2024.
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