zwischen ihnen, welches keine andere Veränderung anneh- men kann, als die aus der Veränderung in den reellen veränderlichen Größen selbst entstehet.
Die Verschiedenheit in dem Absoluten, die näm- lich nicht allein in Graden bestehet, ist Eine von den Quellen der Verschiedenartigkeit. Eine andere lieget in der Verschiedenheit der unveränderlichen Verhältniße des Absoluten. Denn unveränderlich muß dieß Verhältniß seyn und unabhängig von den Veränderungen, die in den Graden und Stufen der absoluten Beschaffenheiten selbst sich eräugnen, wenn diese vergrößert oder vermindert werden. Die drey Winkel im Dreyeck, als die absolu- ten Grundbeschaffenheiten, sollen, um einen Triangel auszumachen, mit ihren Endpunkten zusammenstoßen. Diese Verbindung ist eine Grundbeschaffenheit, ein we- sentliches Prädikat, obgleich etwas Relatives, das eben- dasselbige in allen Triangeln ist, wie auch sonsten die Größen und Lagen der Seiten gegeneinander sich abän- dern. Allein wenn doch die Größen der Linien selbst so weit abgeändert werden, daß ihrer je zweye zusammen nicht mehr an Größe die dritte übertreffen, so fällt auch die Möglichkeit ihres Zusammenstoßens an den End- punkten, und also das Grundverhältniß weg. Dann haben wir keine Triangel mehr, sondern unbegränzte und unumschlossene Räume, die man nicht für einartig mit ihnen ansehen kann. Es gehöret zu dem Wesen eines jeden Dinges, was mehrere absolute und verschiedene Beschaffenheiten in sich fasset, außer den absoluten Be- schaffenheiten, noch ein gewisses Grundverhältniß der- selben, welches aber, wie das angeführte Beyspiel zei- get, auf eine solche Art von den Größen und Stufen in dem Absoluten abhangen kann, daß es aufgehoben wird, wenn jene veränderlich sind, und ihre Vergrößerung oder Verkleinerung über eine gewiße Gränze hinaus- gehet.
Es
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der Vorſtellungen.
zwiſchen ihnen, welches keine andere Veraͤnderung anneh- men kann, als die aus der Veraͤnderung in den reellen veraͤnderlichen Groͤßen ſelbſt entſtehet.
Die Verſchiedenheit in dem Abſoluten, die naͤm- lich nicht allein in Graden beſtehet, iſt Eine von den Quellen der Verſchiedenartigkeit. Eine andere lieget in der Verſchiedenheit der unveraͤnderlichen Verhaͤltniße des Abſoluten. Denn unveraͤnderlich muß dieß Verhaͤltniß ſeyn und unabhaͤngig von den Veraͤnderungen, die in den Graden und Stufen der abſoluten Beſchaffenheiten ſelbſt ſich eraͤugnen, wenn dieſe vergroͤßert oder vermindert werden. Die drey Winkel im Dreyeck, als die abſolu- ten Grundbeſchaffenheiten, ſollen, um einen Triangel auszumachen, mit ihren Endpunkten zuſammenſtoßen. Dieſe Verbindung iſt eine Grundbeſchaffenheit, ein we- ſentliches Praͤdikat, obgleich etwas Relatives, das eben- daſſelbige in allen Triangeln iſt, wie auch ſonſten die Groͤßen und Lagen der Seiten gegeneinander ſich abaͤn- dern. Allein wenn doch die Groͤßen der Linien ſelbſt ſo weit abgeaͤndert werden, daß ihrer je zweye zuſammen nicht mehr an Groͤße die dritte uͤbertreffen, ſo faͤllt auch die Moͤglichkeit ihres Zuſammenſtoßens an den End- punkten, und alſo das Grundverhaͤltniß weg. Dann haben wir keine Triangel mehr, ſondern unbegraͤnzte und unumſchloſſene Raͤume, die man nicht fuͤr einartig mit ihnen anſehen kann. Es gehoͤret zu dem Weſen eines jeden Dinges, was mehrere abſolute und verſchiedene Beſchaffenheiten in ſich faſſet, außer den abſoluten Be- ſchaffenheiten, noch ein gewiſſes Grundverhaͤltniß der- ſelben, welches aber, wie das angefuͤhrte Beyſpiel zei- get, auf eine ſolche Art von den Groͤßen und Stufen in dem Abſoluten abhangen kann, daß es aufgehoben wird, wenn jene veraͤnderlich ſind, und ihre Vergroͤßerung oder Verkleinerung uͤber eine gewiße Graͤnze hinaus- gehet.
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der Vorſtellungen.
zwiſchen ihnen, welches keine andere Veraͤnderung anneh-
men kann, als die aus der Veraͤnderung in den reellen
veraͤnderlichen Groͤßen ſelbſt entſtehet.
Die Verſchiedenheit in dem Abſoluten, die naͤm-
lich nicht allein in Graden beſtehet, iſt Eine von den
Quellen der Verſchiedenartigkeit. Eine andere lieget in
der Verſchiedenheit der unveraͤnderlichen Verhaͤltniße des
Abſoluten. Denn unveraͤnderlich muß dieß Verhaͤltniß
ſeyn und unabhaͤngig von den Veraͤnderungen, die in den
Graden und Stufen der abſoluten Beſchaffenheiten ſelbſt
ſich eraͤugnen, wenn dieſe vergroͤßert oder vermindert
werden. Die drey Winkel im Dreyeck, als die abſolu-
ten Grundbeſchaffenheiten, ſollen, um einen Triangel
auszumachen, mit ihren Endpunkten zuſammenſtoßen.
Dieſe Verbindung iſt eine Grundbeſchaffenheit, ein we-
ſentliches Praͤdikat, obgleich etwas Relatives, das eben-
daſſelbige in allen Triangeln iſt, wie auch ſonſten die
Groͤßen und Lagen der Seiten gegeneinander ſich abaͤn-
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weit abgeaͤndert werden, daß ihrer je zweye zuſammen
nicht mehr an Groͤße die dritte uͤbertreffen, ſo faͤllt auch
die Moͤglichkeit ihres Zuſammenſtoßens an den End-
punkten, und alſo das Grundverhaͤltniß weg. Dann
haben wir keine Triangel mehr, ſondern unbegraͤnzte und
unumſchloſſene Raͤume, die man nicht fuͤr einartig mit
ihnen anſehen kann. Es gehoͤret zu dem Weſen eines
jeden Dinges, was mehrere abſolute und verſchiedene
Beſchaffenheiten in ſich faſſet, außer den abſoluten Be-
ſchaffenheiten, noch ein gewiſſes Grundverhaͤltniß der-
ſelben, welches aber, wie das angefuͤhrte Beyſpiel zei-
get, auf eine ſolche Art von den Groͤßen und Stufen in
dem Abſoluten abhangen kann, daß es aufgehoben wird,
wenn jene veraͤnderlich ſind, und ihre Vergroͤßerung
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/209>, abgerufen am 21.11.2024.
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