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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

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der Vorstellungen.
gen Association anzugeben. Eigentlich bestimmet die
Regel nichts mehr, als welche Jdee überhaupt auf ei-
ne andere folgen könne? Auf die Jdee A kann nem-
lich entweder eine von den ihr ähnlichen, oder eine von
den koexistirenden folgen, aber von welcher Art wird
nun eine folgen? das hänget von den Ursachen ab, wo-
von die Einbildungskraft während ihrer Wirksamkeit
gelenket und regieret wird.

Und weiter. Soll eine von den ähnlichen Jdeen auf
A folgen, welche? und nach welcher Aehnlichkeit? Alle
Vorstellungen haben gemeinschaftliche Züge, und jede
zwo derselben haben mehr als Einen Punkt, woran sie
zusammenhangen. Welches ist nun der Punkt, um
den herum die Phantasie, als um einen Mittelpunkt
wirket? Bey einer jeden einzelnen Jdee ist bald diese,
bald eine andere die nächste, je nachdem es diese oder je-
ne Beschaffenheit, diese oder jene Seite ist, von der sie
angesehen wird, und an der sie mit andern zusammen-
hänget. Jn dieser Hinsicht ist die Verknüpfung der
Jdeen in der Seele eine durchgängige Verbindung
singularum cum singulis. Es gibt also fast keine Jdee,
von der, zumal in einer großen und reichen Einbildungs-
kraft, nicht ein unmittelbarer Uebergang zu jeder andern
vorhanden wäre, wenn gleich dieser Weg bey vielen eng
und so ungewohnt ist, daß die Phantasie weit leichter
und gewöhnlicher einen andern nimmt.

Die Anzahl der mit jeder einzelnen Jdee vorher
verbundenen, oder durch die Koexistenz angereiheten, ist
ebenfalls sehr groß, und wird es immer mehr, da neue
Verbindungen bey jeder Reproduktion zu Stande kom-
men.

Da also dieß Gesetz der Association nichts weiter
lehret, als daß auf eine gegenwärtige Vorstellung eine
andere folge, die mit ihr einen gemeinschaftlichen Ver-
einigungspunkt hat, oder eine solche, die ehedem mit

ihr

der Vorſtellungen.
gen Aſſociation anzugeben. Eigentlich beſtimmet die
Regel nichts mehr, als welche Jdee uͤberhaupt auf ei-
ne andere folgen koͤnne? Auf die Jdee A kann nem-
lich entweder eine von den ihr aͤhnlichen, oder eine von
den koexiſtirenden folgen, aber von welcher Art wird
nun eine folgen? das haͤnget von den Urſachen ab, wo-
von die Einbildungskraft waͤhrend ihrer Wirkſamkeit
gelenket und regieret wird.

Und weiter. Soll eine von den aͤhnlichen Jdeen auf
A folgen, welche? und nach welcher Aehnlichkeit? Alle
Vorſtellungen haben gemeinſchaftliche Zuͤge, und jede
zwo derſelben haben mehr als Einen Punkt, woran ſie
zuſammenhangen. Welches iſt nun der Punkt, um
den herum die Phantaſie, als um einen Mittelpunkt
wirket? Bey einer jeden einzelnen Jdee iſt bald dieſe,
bald eine andere die naͤchſte, je nachdem es dieſe oder je-
ne Beſchaffenheit, dieſe oder jene Seite iſt, von der ſie
angeſehen wird, und an der ſie mit andern zuſammen-
haͤnget. Jn dieſer Hinſicht iſt die Verknuͤpfung der
Jdeen in der Seele eine durchgaͤngige Verbindung
ſingularum cum ſingulis. Es gibt alſo faſt keine Jdee,
von der, zumal in einer großen und reichen Einbildungs-
kraft, nicht ein unmittelbarer Uebergang zu jeder andern
vorhanden waͤre, wenn gleich dieſer Weg bey vielen eng
und ſo ungewohnt iſt, daß die Phantaſie weit leichter
und gewoͤhnlicher einen andern nimmt.

Die Anzahl der mit jeder einzelnen Jdee vorher
verbundenen, oder durch die Koexiſtenz angereiheten, iſt
ebenfalls ſehr groß, und wird es immer mehr, da neue
Verbindungen bey jeder Reproduktion zu Stande kom-
men.

Da alſo dieß Geſetz der Aſſociation nichts weiter
lehret, als daß auf eine gegenwaͤrtige Vorſtellung eine
andere folge, die mit ihr einen gemeinſchaftlichen Ver-
einigungspunkt hat, oder eine ſolche, die ehedem mit

ihr
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[111/0171] der Vorſtellungen. gen Aſſociation anzugeben. Eigentlich beſtimmet die Regel nichts mehr, als welche Jdee uͤberhaupt auf ei- ne andere folgen koͤnne? Auf die Jdee A kann nem- lich entweder eine von den ihr aͤhnlichen, oder eine von den koexiſtirenden folgen, aber von welcher Art wird nun eine folgen? das haͤnget von den Urſachen ab, wo- von die Einbildungskraft waͤhrend ihrer Wirkſamkeit gelenket und regieret wird. Und weiter. Soll eine von den aͤhnlichen Jdeen auf A folgen, welche? und nach welcher Aehnlichkeit? Alle Vorſtellungen haben gemeinſchaftliche Zuͤge, und jede zwo derſelben haben mehr als Einen Punkt, woran ſie zuſammenhangen. Welches iſt nun der Punkt, um den herum die Phantaſie, als um einen Mittelpunkt wirket? Bey einer jeden einzelnen Jdee iſt bald dieſe, bald eine andere die naͤchſte, je nachdem es dieſe oder je- ne Beſchaffenheit, dieſe oder jene Seite iſt, von der ſie angeſehen wird, und an der ſie mit andern zuſammen- haͤnget. Jn dieſer Hinſicht iſt die Verknuͤpfung der Jdeen in der Seele eine durchgaͤngige Verbindung ſingularum cum ſingulis. Es gibt alſo faſt keine Jdee, von der, zumal in einer großen und reichen Einbildungs- kraft, nicht ein unmittelbarer Uebergang zu jeder andern vorhanden waͤre, wenn gleich dieſer Weg bey vielen eng und ſo ungewohnt iſt, daß die Phantaſie weit leichter und gewoͤhnlicher einen andern nimmt. Die Anzahl der mit jeder einzelnen Jdee vorher verbundenen, oder durch die Koexiſtenz angereiheten, iſt ebenfalls ſehr groß, und wird es immer mehr, da neue Verbindungen bey jeder Reproduktion zu Stande kom- men. Da alſo dieß Geſetz der Aſſociation nichts weiter lehret, als daß auf eine gegenwaͤrtige Vorſtellung eine andere folge, die mit ihr einen gemeinſchaftlichen Ver- einigungspunkt hat, oder eine ſolche, die ehedem mit ihr

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/171>, abgerufen am 27.11.2024.