Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.Denn wenn man gegen den Feind zu Felde ausziehen wollte, so wurden vorher neue Speere oder Stangen in der Queere auf die Erde gelegt, und darüber wurde das Pferd dreimal hingeführt. Schritt es jedesmal mit dem rechten Fuße zuerst vor, und berührte auch die Stangen nicht, so bedeutete dieß einen glücklichen Ausgang des Feldzuges; berührte es sie aber, oder schritt es zuerst mit dem linken Fuße aus, so war dieß ein Zeichen, daß kein guter Ausgang bevorstand. - Solcher Götzendienst hatte lange auf der Insel Rügen gedauert, und das Bild Swantewits hatte gerade dreihundert und dreißig Jahre in dem Tempel zu Arkona gestanden, als im Jahre 1168 Bild und Dienst zerstört wurden, und an deren Stelle die christliche Religion feste Wurzel auf der Insel faßte. Die Rügianer hatten nämlich zu damaliger Zeit die Dänische Oberherrschaft, unter der sie lange gestanden, von sich abzuschütteln gesucht. Dafür beschloß der König Waldemar I. von Dänemark, sie zu züchtigen. Er zog deshalb im Winter des Jahres 1167 auf 1168 mit einer überaus großen See- und Heeres- Macht vor Arkona, der Hauptstadt und der Hauptfestung des Landes. Mit sich hatte er genommen seinen geistlichen Feldhauptmann, den Bischof Absalon von Roschild, und den Bischof Swens von Arbuß. Er belagerte die Festung mit sehr ernstlichen und nachdrücklichen Anstalten. Die Arkoner versäumten sich aber auch ihrer Seits nicht an tüchtigen Gegenvorkehrungen. Die Stadt hatte nämlich von drei Seiten nach der See hin so hohe und steile Ufer zum Schutze, daß es ganz unmöglich war, ihr von daher beizukommen; und nach der vierten, nach der Landseite hin, hatte sie einen eben so hohen und steilen Wall, mit nur einem einzigen Thore darin. Und über diesem Thore befand sich ein starker Denn wenn man gegen den Feind zu Felde ausziehen wollte, so wurden vorher neue Speere oder Stangen in der Queere auf die Erde gelegt, und darüber wurde das Pferd dreimal hingeführt. Schritt es jedesmal mit dem rechten Fuße zuerst vor, und berührte auch die Stangen nicht, so bedeutete dieß einen glücklichen Ausgang des Feldzuges; berührte es sie aber, oder schritt es zuerst mit dem linken Fuße aus, so war dieß ein Zeichen, daß kein guter Ausgang bevorstand. – Solcher Götzendienst hatte lange auf der Insel Rügen gedauert, und das Bild Swantewits hatte gerade dreihundert und dreißig Jahre in dem Tempel zu Arkona gestanden, als im Jahre 1168 Bild und Dienst zerstört wurden, und an deren Stelle die christliche Religion feste Wurzel auf der Insel faßte. Die Rügianer hatten nämlich zu damaliger Zeit die Dänische Oberherrschaft, unter der sie lange gestanden, von sich abzuschütteln gesucht. Dafür beschloß der König Waldemar I. von Dänemark, sie zu züchtigen. Er zog deshalb im Winter des Jahres 1167 auf 1168 mit einer überaus großen See- und Heeres- Macht vor Arkona, der Hauptstadt und der Hauptfestung des Landes. Mit sich hatte er genommen seinen geistlichen Feldhauptmann, den Bischof Absalon von Roschild, und den Bischof Swens von Arbuß. Er belagerte die Festung mit sehr ernstlichen und nachdrücklichen Anstalten. Die Arkoner versäumten sich aber auch ihrer Seits nicht an tüchtigen Gegenvorkehrungen. Die Stadt hatte nämlich von drei Seiten nach der See hin so hohe und steile Ufer zum Schutze, daß es ganz unmöglich war, ihr von daher beizukommen; und nach der vierten, nach der Landseite hin, hatte sie einen eben so hohen und steilen Wall, mit nur einem einzigen Thore darin. 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Mit sich hatte er genommen seinen geistlichen Feldhauptmann, den Bischof Absalon von Roschild, und den Bischof Swens von Arbuß.</p> <p>Er belagerte die Festung mit sehr ernstlichen und nachdrücklichen Anstalten. Die Arkoner versäumten sich aber auch ihrer Seits nicht an tüchtigen Gegenvorkehrungen. Die Stadt hatte nämlich von drei Seiten nach der See hin so hohe und steile Ufer zum Schutze, daß es ganz unmöglich war, ihr von daher beizukommen; und nach der vierten, nach der Landseite hin, hatte sie einen eben so hohen und steilen Wall, mit nur einem einzigen Thore darin. Und über diesem Thore befand sich ein starker </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0092]
Denn wenn man gegen den Feind zu Felde ausziehen wollte, so wurden vorher neue Speere oder Stangen in der Queere auf die Erde gelegt, und darüber wurde das Pferd dreimal hingeführt. Schritt es jedesmal mit dem rechten Fuße zuerst vor, und berührte auch die Stangen nicht, so bedeutete dieß einen glücklichen Ausgang des Feldzuges; berührte es sie aber, oder schritt es zuerst mit dem linken Fuße aus, so war dieß ein Zeichen, daß kein guter Ausgang bevorstand. –
Solcher Götzendienst hatte lange auf der Insel Rügen gedauert, und das Bild Swantewits hatte gerade dreihundert und dreißig Jahre in dem Tempel zu Arkona gestanden, als im Jahre 1168 Bild und Dienst zerstört wurden, und an deren Stelle die christliche Religion feste Wurzel auf der Insel faßte.
Die Rügianer hatten nämlich zu damaliger Zeit die Dänische Oberherrschaft, unter der sie lange gestanden, von sich abzuschütteln gesucht. Dafür beschloß der König Waldemar I. von Dänemark, sie zu züchtigen. Er zog deshalb im Winter des Jahres 1167 auf 1168 mit einer überaus großen See- und Heeres- Macht vor Arkona, der Hauptstadt und der Hauptfestung des Landes. Mit sich hatte er genommen seinen geistlichen Feldhauptmann, den Bischof Absalon von Roschild, und den Bischof Swens von Arbuß.
Er belagerte die Festung mit sehr ernstlichen und nachdrücklichen Anstalten. Die Arkoner versäumten sich aber auch ihrer Seits nicht an tüchtigen Gegenvorkehrungen. Die Stadt hatte nämlich von drei Seiten nach der See hin so hohe und steile Ufer zum Schutze, daß es ganz unmöglich war, ihr von daher beizukommen; und nach der vierten, nach der Landseite hin, hatte sie einen eben so hohen und steilen Wall, mit nur einem einzigen Thore darin. Und über diesem Thore befand sich ein starker
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