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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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desselbigen Stiftes schon ein Aderer war erwählet worden, mit dem er hätte streiten müssen. Er gedachte, daß er lieber etwas zur Ausbreitung der Ehren Gottes beitragen wolle, und er beschloß deshalben, nach dem Pommerlande zu ziehen, dessen Einwohner noch Unchristen waren, um sie zum christlichen Glauben zu bekehren. Er begab sich zuerst zu dem Herzoge Bolislaff von Polen, der zu damaliger Zeit einen großen Theil von Pommern inne hatte, und erbot sich, daß er hinziehen wollte, den Pommern zu predigen. Das hörte der Herzog Bolislaff gern, und er gab ihm Dolmetscher mit in das Land. Dieses war im Jahre 1122.

Darauf zog Bernhardus mit den Dolmetschern nach Julin, da dieses die vornehmste der Städte war. Allda hob er an zu predigen, und die Dollmetscher legten es den Leuten aus.

Aber dieser Bernhardus ging, seiner vermeinten Heiligkeit halber, armselig einher, barfuß und übel bekleidet, und aß nur trockene und wenige Speisen, und trank nur Wasser. Als er daher mit solchem verhungerten Gesichte und armseligen Wesen gen Julin die reiche Stadt kommt, da wollte das Volk nicht auf seine Reden hören, und man frägt ihn, von wannen er komme, und wer ihn gesandt habe. Darauf gibt er durch den Dolmetscher die Antwort: Er sei ein Diener des einzigen wahren Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erden, von dem alle Macht und aller Reichthum komme. Da dünkt es den Julinern sehr ungereimt, daß ein so großer reicher Herr, dessen er sich rühmet, einen so unansehnlichen, hungrigen und zerlumpten Boten sollte ausgeschickt haben, und sie verlachten ihn und hielten ihn für einen Bettler, der nur darum gekommen wäre, daß er ihnen das Geld möchte abschwatzen und reich werden, oder für einen Narren, der seine Armuth bei ihnen büßen sollte. Sie sagten ihm deshalb, er sollte sich nur bald packen, oder

desselbigen Stiftes schon ein Aderer war erwählet worden, mit dem er hätte streiten müssen. Er gedachte, daß er lieber etwas zur Ausbreitung der Ehren Gottes beitragen wolle, und er beschloß deshalben, nach dem Pommerlande zu ziehen, dessen Einwohner noch Unchristen waren, um sie zum christlichen Glauben zu bekehren. Er begab sich zuerst zu dem Herzoge Bolislaff von Polen, der zu damaliger Zeit einen großen Theil von Pommern inne hatte, und erbot sich, daß er hinziehen wollte, den Pommern zu predigen. Das hörte der Herzog Bolislaff gern, und er gab ihm Dolmetscher mit in das Land. Dieses war im Jahre 1122.

Darauf zog Bernhardus mit den Dolmetschern nach Julin, da dieses die vornehmste der Städte war. Allda hob er an zu predigen, und die Dollmetscher legten es den Leuten aus.

Aber dieser Bernhardus ging, seiner vermeinten Heiligkeit halber, armselig einher, barfuß und übel bekleidet, und aß nur trockene und wenige Speisen, und trank nur Wasser. Als er daher mit solchem verhungerten Gesichte und armseligen Wesen gen Julin die reiche Stadt kommt, da wollte das Volk nicht auf seine Reden hören, und man frägt ihn, von wannen er komme, und wer ihn gesandt habe. Darauf gibt er durch den Dolmetscher die Antwort: Er sei ein Diener des einzigen wahren Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erden, von dem alle Macht und aller Reichthum komme. Da dünkt es den Julinern sehr ungereimt, daß ein so großer reicher Herr, dessen er sich rühmet, einen so unansehnlichen, hungrigen und zerlumpten Boten sollte ausgeschickt haben, und sie verlachten ihn und hielten ihn für einen Bettler, der nur darum gekommen wäre, daß er ihnen das Geld möchte abschwatzen und reich werden, oder für einen Narren, der seine Armuth bei ihnen büßen sollte. Sie sagten ihm deshalb, er sollte sich nur bald packen, oder

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desselbigen Stiftes schon ein Aderer war erwählet worden, mit dem er hätte streiten müssen. Er gedachte, daß er lieber etwas zur Ausbreitung der Ehren Gottes beitragen wolle, und er beschloß deshalben, nach dem Pommerlande zu ziehen, dessen Einwohner noch Unchristen waren, um sie zum christlichen Glauben zu bekehren. Er begab sich zuerst zu dem Herzoge Bolislaff von Polen, der zu damaliger Zeit einen großen Theil von Pommern inne hatte, und erbot sich, daß er hinziehen wollte, den Pommern zu predigen. Das hörte der Herzog Bolislaff gern, und er gab ihm Dolmetscher mit in das Land. Dieses war im Jahre 1122.</p>
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          <p>Aber dieser Bernhardus ging, seiner vermeinten Heiligkeit halber, armselig einher, barfuß und übel bekleidet, und aß nur trockene und wenige Speisen, und trank nur Wasser. Als er daher mit solchem verhungerten Gesichte und armseligen Wesen gen Julin die reiche Stadt kommt, da wollte das Volk nicht auf seine Reden hören, und man frägt ihn, von wannen er komme, und wer ihn gesandt habe. Darauf gibt er durch den Dolmetscher die Antwort: Er sei ein Diener des einzigen wahren Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erden, von dem alle Macht und aller Reichthum komme. Da dünkt es den Julinern sehr ungereimt, daß ein so großer reicher Herr, dessen er sich rühmet, einen so unansehnlichen, hungrigen und zerlumpten Boten sollte ausgeschickt haben, und sie verlachten ihn und hielten ihn für einen Bettler, der nur darum gekommen wäre, daß er ihnen das Geld möchte abschwatzen und reich werden, oder für einen Narren, der seine Armuth bei ihnen büßen sollte. Sie sagten ihm deshalb, er sollte sich nur bald packen, oder
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[30/0062] desselbigen Stiftes schon ein Aderer war erwählet worden, mit dem er hätte streiten müssen. Er gedachte, daß er lieber etwas zur Ausbreitung der Ehren Gottes beitragen wolle, und er beschloß deshalben, nach dem Pommerlande zu ziehen, dessen Einwohner noch Unchristen waren, um sie zum christlichen Glauben zu bekehren. Er begab sich zuerst zu dem Herzoge Bolislaff von Polen, der zu damaliger Zeit einen großen Theil von Pommern inne hatte, und erbot sich, daß er hinziehen wollte, den Pommern zu predigen. Das hörte der Herzog Bolislaff gern, und er gab ihm Dolmetscher mit in das Land. Dieses war im Jahre 1122. Darauf zog Bernhardus mit den Dolmetschern nach Julin, da dieses die vornehmste der Städte war. Allda hob er an zu predigen, und die Dollmetscher legten es den Leuten aus. Aber dieser Bernhardus ging, seiner vermeinten Heiligkeit halber, armselig einher, barfuß und übel bekleidet, und aß nur trockene und wenige Speisen, und trank nur Wasser. Als er daher mit solchem verhungerten Gesichte und armseligen Wesen gen Julin die reiche Stadt kommt, da wollte das Volk nicht auf seine Reden hören, und man frägt ihn, von wannen er komme, und wer ihn gesandt habe. Darauf gibt er durch den Dolmetscher die Antwort: Er sei ein Diener des einzigen wahren Gottes, des Schöpfers des Himmels und der Erden, von dem alle Macht und aller Reichthum komme. Da dünkt es den Julinern sehr ungereimt, daß ein so großer reicher Herr, dessen er sich rühmet, einen so unansehnlichen, hungrigen und zerlumpten Boten sollte ausgeschickt haben, und sie verlachten ihn und hielten ihn für einen Bettler, der nur darum gekommen wäre, daß er ihnen das Geld möchte abschwatzen und reich werden, oder für einen Narren, der seine Armuth bei ihnen büßen sollte. Sie sagten ihm deshalb, er sollte sich nur bald packen, oder

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/62>, abgerufen am 25.11.2024.