Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.versammelt, mit demselben zog er nun fort, um die Wenden auch daheim zu besuchen. Der Wenden König Strumik beschickte ihn zwar, und ließ ihn um Anstand bitten. Den hat ihm aber Frotho nicht bewilligen wollen, und ist fortgezogen, und hat den König Strumik mit allem seinem Kriegsvolk erschlagen und die Pommern und Wenden unter sich gebracht. Th. Kantzow Pomerania, I. S. 13. 14. 3. Der Dänen-König Frotho und die Wendischen Schnapphähne. Als nun der König Frotho die Wenden unterthänig gemacht hatte, da sahe er wohl, daß sie ihm und den Seinen keinen Frieden lassen würden, wo er nicht ganz und gar alle diejenigen ausrottete, welche des Freibeutens und Raubens gewohnet waren. Darum besann er sich auf folgende List: Er ließ ein gemeines Gebot ausgehen, wo Jemand unter den Wenden wäre, der zum Freibeuten, Rauben und Kriegen Lust hätte, der solle sich kund thun, der König bedürfe solcher Leute wider seine Feinde; er wolle sie herrlich besolden. Solches gefiel den Schnapphähnen und den anderen bösen Buben unter den Wenden wohl, und ließen sich alle einschreiben, und zeigeten an, was ein Jeder könnte, und je mehr Einer Böses zu thun wußte, desto mehr Solds vertröstete er sich vor den Anderen. Da nun also alle Schnapphähne und wüste Gesellen unter den Wenden zusammen waren, da ließ der König Frotho sie vor sein Kriegsvolk bringen, und sagte zu den anderen Wenden: "Diese sind, ihr lieben Wenden, diejenigen, die zwischen uns und euch Unruhen machen, und unter euch keinen beständigen Frieden bleiben lassen. Sehet, wie keck sie noch sind in ihrer Bosheit, vermeinend, daß sie auch noch für ihre Bosheiten großen Sold erlangen sollten. Derohalben ist versammelt, mit demselben zog er nun fort, um die Wenden auch daheim zu besuchen. Der Wenden König Strumik beschickte ihn zwar, und ließ ihn um Anstand bitten. Den hat ihm aber Frotho nicht bewilligen wollen, und ist fortgezogen, und hat den König Strumik mit allem seinem Kriegsvolk erschlagen und die Pommern und Wenden unter sich gebracht. Th. Kantzow Pomerania, I. S. 13. 14. 3. Der Dänen-König Frotho und die Wendischen Schnapphähne. Als nun der König Frotho die Wenden unterthänig gemacht hatte, da sahe er wohl, daß sie ihm und den Seinen keinen Frieden lassen würden, wo er nicht ganz und gar alle diejenigen ausrottete, welche des Freibeutens und Raubens gewohnet waren. Darum besann er sich auf folgende List: Er ließ ein gemeines Gebot ausgehen, wo Jemand unter den Wenden wäre, der zum Freibeuten, Rauben und Kriegen Lust hätte, der solle sich kund thun, der König bedürfe solcher Leute wider seine Feinde; er wolle sie herrlich besolden. Solches gefiel den Schnapphähnen und den anderen bösen Buben unter den Wenden wohl, und ließen sich alle einschreiben, und zeigeten an, was ein Jeder könnte, und je mehr Einer Böses zu thun wußte, desto mehr Solds vertröstete er sich vor den Anderen. Da nun also alle Schnapphähne und wüste Gesellen unter den Wenden zusammen waren, da ließ der König Frotho sie vor sein Kriegsvolk bringen, und sagte zu den anderen Wenden: „Diese sind, ihr lieben Wenden, diejenigen, die zwischen uns und euch Unruhen machen, und unter euch keinen beständigen Frieden bleiben lassen. Sehet, wie keck sie noch sind in ihrer Bosheit, vermeinend, daß sie auch noch für ihre Bosheiten großen Sold erlangen sollten. Derohalben ist <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0040" n="8"/> versammelt, mit demselben zog er nun fort, um die Wenden auch daheim zu besuchen. Der Wenden König Strumik beschickte ihn zwar, und ließ ihn um Anstand bitten. 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Solches gefiel den Schnapphähnen und den anderen bösen Buben unter den Wenden wohl, und ließen sich alle einschreiben, und zeigeten an, was ein Jeder könnte, und je mehr Einer Böses zu thun wußte, desto mehr Solds vertröstete er sich vor den Anderen. Da nun also alle Schnapphähne und wüste Gesellen unter den Wenden zusammen waren, da ließ der König Frotho sie vor sein Kriegsvolk bringen, und sagte zu den anderen Wenden: „Diese sind, ihr lieben Wenden, diejenigen, die zwischen uns und euch Unruhen machen, und unter euch keinen beständigen Frieden bleiben lassen. Sehet, wie keck sie noch sind in ihrer Bosheit, vermeinend, daß sie auch noch für ihre Bosheiten großen Sold erlangen sollten. Derohalben ist </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0040]
versammelt, mit demselben zog er nun fort, um die Wenden auch daheim zu besuchen. Der Wenden König Strumik beschickte ihn zwar, und ließ ihn um Anstand bitten. Den hat ihm aber Frotho nicht bewilligen wollen, und ist fortgezogen, und hat den König Strumik mit allem seinem Kriegsvolk erschlagen und die Pommern und Wenden unter sich gebracht.
Th. Kantzow Pomerania, I. S. 13. 14.
3. Der Dänen-König Frotho und die Wendischen Schnapphähne.
Als nun der König Frotho die Wenden unterthänig gemacht hatte, da sahe er wohl, daß sie ihm und den Seinen keinen Frieden lassen würden, wo er nicht ganz und gar alle diejenigen ausrottete, welche des Freibeutens und Raubens gewohnet waren. Darum besann er sich auf folgende List: Er ließ ein gemeines Gebot ausgehen, wo Jemand unter den Wenden wäre, der zum Freibeuten, Rauben und Kriegen Lust hätte, der solle sich kund thun, der König bedürfe solcher Leute wider seine Feinde; er wolle sie herrlich besolden. Solches gefiel den Schnapphähnen und den anderen bösen Buben unter den Wenden wohl, und ließen sich alle einschreiben, und zeigeten an, was ein Jeder könnte, und je mehr Einer Böses zu thun wußte, desto mehr Solds vertröstete er sich vor den Anderen. Da nun also alle Schnapphähne und wüste Gesellen unter den Wenden zusammen waren, da ließ der König Frotho sie vor sein Kriegsvolk bringen, und sagte zu den anderen Wenden: „Diese sind, ihr lieben Wenden, diejenigen, die zwischen uns und euch Unruhen machen, und unter euch keinen beständigen Frieden bleiben lassen. Sehet, wie keck sie noch sind in ihrer Bosheit, vermeinend, daß sie auch noch für ihre Bosheiten großen Sold erlangen sollten. Derohalben ist
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Zitationshilfe: | Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/40>, abgerufen am 16.07.2024. |