Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

alte große Bergschlange gesehen hatte, auf eine gräßliche Weise in dem Feuer verbrannte.

Greifswalder wöchentlicher Anzeiger für 1818, Nro. 32.
229. Die beiden Lindwürmer.

Vor langen Jahren haben sich einmal in Pommern zwei gräulich große Lindwürmer aufgehalten, welche von den Leuten auch Hasselwürmer genannt wurden. Einer davon hat seinen Sitz gehabt in dem Holze bei Lassahn, der andere in der Peenemünder Haide. Aus ihren großen Rachen und aus ihren Schwänzen haben sie Feuer und Schwefel gesprühet, und die ganze Gegend haben sie durch grausame Räubereien an Menschen und Vieh in Schrecken und Angst gehalten. Zuweilen hat es sich begeben, daß sie auf ihren Raubzügen einander begegneten; dann ist unter ihnen ein fürchterlicher Kampf entstanden, daß aus ihren Schwänzen ganze Feuerflammen geflogen sind, und die Erde weit umher gezittert und gebebt hat.

Nachdem sie lange Zeit viel Unheil angerichtet, thaten sich zuletzt die tapferen Männer der Gegend zusammen, und zündeten eines Tages von allen Seiten das Schilf an, worin das Ungeheuer bei Lassahn verborgen lag und gerade seinen Mittagsschlaf hielt. Auf solche Weise gelang es ihnen, dasselbe zu vertilgen. Es erhob dabei aber ein so fürchterliches Geschrei, daß der andere Lindwurm auf der Peenemünder Haide es hörte, und nun sofort unter großem Klage- und Angstgeschrei die Flucht ergriff. Er warf sich in die See, wo man sein Heulen in immer weiterer Entfernung hörte, bis er zuletzt ganz verschwand. Einige sagen, er sey nach Schweden hinübergeschwommen; Andere meinen, er sey in der Ostsee umgekommen.

Mündlich.

alte große Bergschlange gesehen hatte, auf eine gräßliche Weise in dem Feuer verbrannte.

Greifswalder wöchentlicher Anzeiger für 1818, Nro. 32.
229. Die beiden Lindwürmer.

Vor langen Jahren haben sich einmal in Pommern zwei gräulich große Lindwürmer aufgehalten, welche von den Leuten auch Hasselwürmer genannt wurden. Einer davon hat seinen Sitz gehabt in dem Holze bei Lassahn, der andere in der Peenemünder Haide. Aus ihren großen Rachen und aus ihren Schwänzen haben sie Feuer und Schwefel gesprühet, und die ganze Gegend haben sie durch grausame Räubereien an Menschen und Vieh in Schrecken und Angst gehalten. Zuweilen hat es sich begeben, daß sie auf ihren Raubzügen einander begegneten; dann ist unter ihnen ein fürchterlicher Kampf entstanden, daß aus ihren Schwänzen ganze Feuerflammen geflogen sind, und die Erde weit umher gezittert und gebebt hat.

Nachdem sie lange Zeit viel Unheil angerichtet, thaten sich zuletzt die tapferen Männer der Gegend zusammen, und zündeten eines Tages von allen Seiten das Schilf an, worin das Ungeheuer bei Lassahn verborgen lag und gerade seinen Mittagsschlaf hielt. Auf solche Weise gelang es ihnen, dasselbe zu vertilgen. Es erhob dabei aber ein so fürchterliches Geschrei, daß der andere Lindwurm auf der Peenemünder Haide es hörte, und nun sofort unter großem Klage- und Angstgeschrei die Flucht ergriff. Er warf sich in die See, wo man sein Heulen in immer weiterer Entfernung hörte, bis er zuletzt ganz verschwand. Einige sagen, er sey nach Schweden hinübergeschwommen; Andere meinen, er sey in der Ostsee umgekommen.

Mündlich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0303" n="271"/>
alte große Bergschlange gesehen hatte, auf eine gräßliche Weise in dem Feuer verbrannte.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Greifswalder wöchentlicher Anzeiger für 1818, Nro. 32.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>229. Die beiden Lindwürmer.</head><lb/>
          <p>Vor langen Jahren haben sich einmal in Pommern zwei gräulich große Lindwürmer aufgehalten, welche von den Leuten auch Hasselwürmer genannt wurden. Einer davon hat seinen Sitz gehabt in dem Holze bei Lassahn, der andere in der Peenemünder Haide. Aus ihren großen Rachen und aus ihren Schwänzen haben sie Feuer und Schwefel gesprühet, und die ganze Gegend haben sie durch grausame Räubereien an Menschen und Vieh in Schrecken und Angst gehalten. Zuweilen hat es sich begeben, daß sie auf ihren Raubzügen einander begegneten; dann ist unter ihnen ein fürchterlicher Kampf entstanden, daß aus ihren Schwänzen ganze Feuerflammen geflogen sind, und die Erde weit umher gezittert und gebebt hat.</p>
          <p>Nachdem sie lange Zeit viel Unheil angerichtet, thaten sich zuletzt die tapferen Männer der Gegend zusammen, und zündeten eines Tages von allen Seiten das Schilf an, worin das Ungeheuer bei Lassahn verborgen lag und gerade seinen Mittagsschlaf hielt. Auf solche Weise gelang es ihnen, dasselbe zu vertilgen. Es erhob dabei aber ein so fürchterliches Geschrei, daß der andere Lindwurm auf der Peenemünder Haide es hörte, und nun sofort unter großem Klage- und Angstgeschrei die Flucht ergriff. Er warf sich in die See, wo man sein Heulen in immer weiterer Entfernung hörte, bis er zuletzt ganz verschwand. Einige sagen, er sey nach Schweden hinübergeschwommen; Andere meinen, er sey in der Ostsee umgekommen.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0303] alte große Bergschlange gesehen hatte, auf eine gräßliche Weise in dem Feuer verbrannte. Greifswalder wöchentlicher Anzeiger für 1818, Nro. 32. 229. Die beiden Lindwürmer. Vor langen Jahren haben sich einmal in Pommern zwei gräulich große Lindwürmer aufgehalten, welche von den Leuten auch Hasselwürmer genannt wurden. Einer davon hat seinen Sitz gehabt in dem Holze bei Lassahn, der andere in der Peenemünder Haide. Aus ihren großen Rachen und aus ihren Schwänzen haben sie Feuer und Schwefel gesprühet, und die ganze Gegend haben sie durch grausame Räubereien an Menschen und Vieh in Schrecken und Angst gehalten. Zuweilen hat es sich begeben, daß sie auf ihren Raubzügen einander begegneten; dann ist unter ihnen ein fürchterlicher Kampf entstanden, daß aus ihren Schwänzen ganze Feuerflammen geflogen sind, und die Erde weit umher gezittert und gebebt hat. Nachdem sie lange Zeit viel Unheil angerichtet, thaten sich zuletzt die tapferen Männer der Gegend zusammen, und zündeten eines Tages von allen Seiten das Schilf an, worin das Ungeheuer bei Lassahn verborgen lag und gerade seinen Mittagsschlaf hielt. Auf solche Weise gelang es ihnen, dasselbe zu vertilgen. Es erhob dabei aber ein so fürchterliches Geschrei, daß der andere Lindwurm auf der Peenemünder Haide es hörte, und nun sofort unter großem Klage- und Angstgeschrei die Flucht ergriff. Er warf sich in die See, wo man sein Heulen in immer weiterer Entfernung hörte, bis er zuletzt ganz verschwand. Einige sagen, er sey nach Schweden hinübergeschwommen; Andere meinen, er sey in der Ostsee umgekommen. Mündlich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/303
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/303>, abgerufen am 18.12.2024.