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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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mißlinge, fütterten sie dazu eigends die drei Stärksten unter ihnen eine ganze Zeit lang, den Einen mit Rindfleisch, den Andern mit Schweinefleisch und den Dritten mit Hammelfleisch. Dem, der mit Rindfleisch gefüttert war, gelang der Wurf. Er traf den Thurm, daß er einstürzte, und der Stein flog doch noch viel weiter, bis nahe vor Zarrentin, da wo er noch jetzt liegt. Der Riese hatte den Stein so gewaltsam angepackt, daß seine fünf Fingerspitzen sich tief darin abdrückten, und das sind die fünf Löcher, die man noch sieht.

Erster Jahresbericht der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, S. 8.
178. Der Opferstein bei Buschmühl.

An dem Wege von Demmin nach Buschmühl liegt ein großer Stein, von dem man sich Folgendes erzählt: Vor Alters hat der Teufel einmal in dieser Gegend das Regiment gehabt, und man hat ihm alle Jahre eine schöne und reine Jungfrau auf diesem Stein zum Opfer bringen müssen, die er dann mit sich genommen hat, nachdem er zuvor mit ihr auf dem Steine herumgetanzt. Das hat lange Zeit gedauert, bis ihm zuletzt einstmals eine überaus fromme Jungfrau geliefert wird. Wie zu der der Teufel kommt, um den Reigen mit ihr zu beginnen, da ruft sie in ihrer großen Noth laut Gott um Hülfe an, und augenblicklich muß der Teufel abziehen. Dabei hat er vor Ingrimm seine Füße so tief in den Stein eingedrückt, daß die Spuren davon nimmer wieder daraus verschwinden. Man sieht noch jetzt darin einen Pferdefuß und einen Menschenfuß, denn der Teufel hat einen Fuß wie ein Mensch, den andern aber wie ein Pferd. Man sieht in dem Steine

mißlinge, fütterten sie dazu eigends die drei Stärksten unter ihnen eine ganze Zeit lang, den Einen mit Rindfleisch, den Andern mit Schweinefleisch und den Dritten mit Hammelfleisch. Dem, der mit Rindfleisch gefüttert war, gelang der Wurf. Er traf den Thurm, daß er einstürzte, und der Stein flog doch noch viel weiter, bis nahe vor Zarrentin, da wo er noch jetzt liegt. Der Riese hatte den Stein so gewaltsam angepackt, daß seine fünf Fingerspitzen sich tief darin abdrückten, und das sind die fünf Löcher, die man noch sieht.

Erster Jahresbericht der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, S. 8.
178. Der Opferstein bei Buschmühl.

An dem Wege von Demmin nach Buschmühl liegt ein großer Stein, von dem man sich Folgendes erzählt: Vor Alters hat der Teufel einmal in dieser Gegend das Regiment gehabt, und man hat ihm alle Jahre eine schöne und reine Jungfrau auf diesem Stein zum Opfer bringen müssen, die er dann mit sich genommen hat, nachdem er zuvor mit ihr auf dem Steine herumgetanzt. Das hat lange Zeit gedauert, bis ihm zuletzt einstmals eine überaus fromme Jungfrau geliefert wird. Wie zu der der Teufel kommt, um den Reigen mit ihr zu beginnen, da ruft sie in ihrer großen Noth laut Gott um Hülfe an, und augenblicklich muß der Teufel abziehen. Dabei hat er vor Ingrimm seine Füße so tief in den Stein eingedrückt, daß die Spuren davon nimmer wieder daraus verschwinden. Man sieht noch jetzt darin einen Pferdefuß und einen Menschenfuß, denn der Teufel hat einen Fuß wie ein Mensch, den andern aber wie ein Pferd. Man sieht in dem Steine

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[216/0248] mißlinge, fütterten sie dazu eigends die drei Stärksten unter ihnen eine ganze Zeit lang, den Einen mit Rindfleisch, den Andern mit Schweinefleisch und den Dritten mit Hammelfleisch. Dem, der mit Rindfleisch gefüttert war, gelang der Wurf. Er traf den Thurm, daß er einstürzte, und der Stein flog doch noch viel weiter, bis nahe vor Zarrentin, da wo er noch jetzt liegt. Der Riese hatte den Stein so gewaltsam angepackt, daß seine fünf Fingerspitzen sich tief darin abdrückten, und das sind die fünf Löcher, die man noch sieht. Erster Jahresbericht der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, S. 8. 178. Der Opferstein bei Buschmühl. An dem Wege von Demmin nach Buschmühl liegt ein großer Stein, von dem man sich Folgendes erzählt: Vor Alters hat der Teufel einmal in dieser Gegend das Regiment gehabt, und man hat ihm alle Jahre eine schöne und reine Jungfrau auf diesem Stein zum Opfer bringen müssen, die er dann mit sich genommen hat, nachdem er zuvor mit ihr auf dem Steine herumgetanzt. Das hat lange Zeit gedauert, bis ihm zuletzt einstmals eine überaus fromme Jungfrau geliefert wird. Wie zu der der Teufel kommt, um den Reigen mit ihr zu beginnen, da ruft sie in ihrer großen Noth laut Gott um Hülfe an, und augenblicklich muß der Teufel abziehen. Dabei hat er vor Ingrimm seine Füße so tief in den Stein eingedrückt, daß die Spuren davon nimmer wieder daraus verschwinden. Man sieht noch jetzt darin einen Pferdefuß und einen Menschenfuß, denn der Teufel hat einen Fuß wie ein Mensch, den andern aber wie ein Pferd. Man sieht in dem Steine

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/248>, abgerufen am 21.11.2024.