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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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die Räuberkuhle heißt; in dieser sollen sie ihr Hauptlager gehabt haben. Das Gesindel hatte sich so furchtbar gemacht, daß Keiner wagte, es anzugreifen, und daß sie ungescheut plünderten und mordeten, was ihnen unter die Hände fiel. Da wurden sie endlich auf folgende wunderbare Weise gefangen:

In der Herberge zu Cöslin langte eines Abends bei großem Unwetter ein fremder Reisender an, der unter dem Gollenberge hatte herreiten müssen, und der dabei gar unheimliches Getümmel oben auf dem Berge vernommen hatte. Er hatte sich deshalben beeilt, die Stadt zu erreichen, und er zitterte noch und war bleich vor Schrecken, als er in das Gastzimmer trat. Darüber neckten ihn einige anwesende Gesellen, die sich hinter dem warmen Ofen und dem Glase Wein wunders wie tapfer und muthig dünkten. Der Reisende, den solches verdroß, bot ihnen eine große Summe Geldes an, wenn Einer von ihnen, oder auch sie Alle es wagten, jetzt gleich auf den Gollenberg zu gehen, und zum Zeichen, daß sie da gewesen, sein Tuch, das er ihnen hinlegte, um die eiserne Fahne binden würden, die zum Merkzeichen für die Schiffer auf der Spitze des Berges errichtet war. Da entfiel aber den Prahlern das Herz, und es hatte keiner den Muth, das Abenteuer zu bestehen.

Das hörte die Magd des Wirthshauses mit an, die eine muntere, beherzte Dirne war, und weil sie sehr arm war, so kam ihr die Lust an, daß sie das Geld verdienen möge. Sie sagte das dem Fremden, der hatte nichts dagegen, und obgleich alle Andern ihr abredeten, und ihr vorstellten, wie sie in die Hände der Räuber fallen und dann niemals wiederkehren werde, so blieb sie doch fest bei ihrem Vorsatze. Sie nahm das Tuch des Reisenden, und ging nun getrost, ganz allein in dunkler Nacht und in schrecklichem Unwetter, aus der Stadt hinaus dem Berge

die Räuberkuhle heißt; in dieser sollen sie ihr Hauptlager gehabt haben. Das Gesindel hatte sich so furchtbar gemacht, daß Keiner wagte, es anzugreifen, und daß sie ungescheut plünderten und mordeten, was ihnen unter die Hände fiel. Da wurden sie endlich auf folgende wunderbare Weise gefangen:

In der Herberge zu Cöslin langte eines Abends bei großem Unwetter ein fremder Reisender an, der unter dem Gollenberge hatte herreiten müssen, und der dabei gar unheimliches Getümmel oben auf dem Berge vernommen hatte. Er hatte sich deshalben beeilt, die Stadt zu erreichen, und er zitterte noch und war bleich vor Schrecken, als er in das Gastzimmer trat. Darüber neckten ihn einige anwesende Gesellen, die sich hinter dem warmen Ofen und dem Glase Wein wunders wie tapfer und muthig dünkten. Der Reisende, den solches verdroß, bot ihnen eine große Summe Geldes an, wenn Einer von ihnen, oder auch sie Alle es wagten, jetzt gleich auf den Gollenberg zu gehen, und zum Zeichen, daß sie da gewesen, sein Tuch, das er ihnen hinlegte, um die eiserne Fahne binden würden, die zum Merkzeichen für die Schiffer auf der Spitze des Berges errichtet war. Da entfiel aber den Prahlern das Herz, und es hatte keiner den Muth, das Abenteuer zu bestehen.

Das hörte die Magd des Wirthshauses mit an, die eine muntere, beherzte Dirne war, und weil sie sehr arm war, so kam ihr die Lust an, daß sie das Geld verdienen möge. Sie sagte das dem Fremden, der hatte nichts dagegen, und obgleich alle Andern ihr abredeten, und ihr vorstellten, wie sie in die Hände der Räuber fallen und dann niemals wiederkehren werde, so blieb sie doch fest bei ihrem Vorsatze. Sie nahm das Tuch des Reisenden, und ging nun getrost, ganz allein in dunkler Nacht und in schrecklichem Unwetter, aus der Stadt hinaus dem Berge

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[196/0228] die Räuberkuhle heißt; in dieser sollen sie ihr Hauptlager gehabt haben. Das Gesindel hatte sich so furchtbar gemacht, daß Keiner wagte, es anzugreifen, und daß sie ungescheut plünderten und mordeten, was ihnen unter die Hände fiel. Da wurden sie endlich auf folgende wunderbare Weise gefangen: In der Herberge zu Cöslin langte eines Abends bei großem Unwetter ein fremder Reisender an, der unter dem Gollenberge hatte herreiten müssen, und der dabei gar unheimliches Getümmel oben auf dem Berge vernommen hatte. Er hatte sich deshalben beeilt, die Stadt zu erreichen, und er zitterte noch und war bleich vor Schrecken, als er in das Gastzimmer trat. Darüber neckten ihn einige anwesende Gesellen, die sich hinter dem warmen Ofen und dem Glase Wein wunders wie tapfer und muthig dünkten. Der Reisende, den solches verdroß, bot ihnen eine große Summe Geldes an, wenn Einer von ihnen, oder auch sie Alle es wagten, jetzt gleich auf den Gollenberg zu gehen, und zum Zeichen, daß sie da gewesen, sein Tuch, das er ihnen hinlegte, um die eiserne Fahne binden würden, die zum Merkzeichen für die Schiffer auf der Spitze des Berges errichtet war. Da entfiel aber den Prahlern das Herz, und es hatte keiner den Muth, das Abenteuer zu bestehen. Das hörte die Magd des Wirthshauses mit an, die eine muntere, beherzte Dirne war, und weil sie sehr arm war, so kam ihr die Lust an, daß sie das Geld verdienen möge. Sie sagte das dem Fremden, der hatte nichts dagegen, und obgleich alle Andern ihr abredeten, und ihr vorstellten, wie sie in die Hände der Räuber fallen und dann niemals wiederkehren werde, so blieb sie doch fest bei ihrem Vorsatze. Sie nahm das Tuch des Reisenden, und ging nun getrost, ganz allein in dunkler Nacht und in schrecklichem Unwetter, aus der Stadt hinaus dem Berge

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/228>, abgerufen am 30.11.2024.