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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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da erkannte sie ihn, daß er ihrem Sohne gehöre, und sie fragte hastig, wo der sey, so den Ring getragen? Da mußten die Knechte gestehen, daß sie ihn im Felde erschlagen hätten, und der Leichnam liege noch da. Jetzt war es schrecklich anzusehen, wie die alte, greise Edelfrau die Hände rang und jammerte. Sie lief zu der Stelle, wo ihr Sohn lag, und als sie ihn erkannt hatte, faßte die Verzweiflung sie, und sie stürzte sich in einen tiefen Sumpf, der in der Nähe war. Die Stelle, wo der Ritter Flemming erschlagen ist, befindet sich in der Trebenower Feldmark unweit Wollin. Sie hieß früher der Freudenberg, weil die alten heidnischen Wolliner dort ihren Götzen geopfert und dabei viele Feste gehabt hatten; seit dem Tode des Ritters heißt sie aber bis zur heutigen Stunde der Trauerberg. Der Sumpf, in dem die Edelfrau ihren Tod fand, ist jetzt eine Wiese, und heißt die Barbarawiese von jener Zeit her.

Vgl. Freyberg, Pommersche Sagen, S. 88-94.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
146. Claus Hinze.

Claus Hinze war ein bekannter Hofnarr des Pommerschen Herzogs Johann Friedrich. Er war gebürtig aus einem Dorfe bei Friedrichswalde, welches jetzt, und zwar wie die Leute sagen, nach ihm, den Namen Hinzendorf führt. Der Herzog soll ihn da, als er eines Tages durch das Dorf gekommen ist, getroffen haben, wie Claus Hinze, der zu solcher Zeit noch ein kleiner Bauernknabe war, singend und lachend durch das Dorf ging, einen großen Strick um den Leib, an welchen er eine ganze Menge todter junger Gänse gebunden hatte. Dem Herzog fiel der Knabe in diesem Aufzuge auf, und als er ihn fragte, was derselbe zu bedeuten habe, erzählte ihm der Schalk lachend, seine Mutter habe ihm befohlen, daß er die Gänse hübsch beisammen

da erkannte sie ihn, daß er ihrem Sohne gehöre, und sie fragte hastig, wo der sey, so den Ring getragen? Da mußten die Knechte gestehen, daß sie ihn im Felde erschlagen hätten, und der Leichnam liege noch da. Jetzt war es schrecklich anzusehen, wie die alte, greise Edelfrau die Hände rang und jammerte. Sie lief zu der Stelle, wo ihr Sohn lag, und als sie ihn erkannt hatte, faßte die Verzweiflung sie, und sie stürzte sich in einen tiefen Sumpf, der in der Nähe war. Die Stelle, wo der Ritter Flemming erschlagen ist, befindet sich in der Trebenower Feldmark unweit Wollin. Sie hieß früher der Freudenberg, weil die alten heidnischen Wolliner dort ihren Götzen geopfert und dabei viele Feste gehabt hatten; seit dem Tode des Ritters heißt sie aber bis zur heutigen Stunde der Trauerberg. Der Sumpf, in dem die Edelfrau ihren Tod fand, ist jetzt eine Wiese, und heißt die Barbarawiese von jener Zeit her.

Vgl. Freyberg, Pommersche Sagen, S. 88-94.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
146. Claus Hinze.

Claus Hinze war ein bekannter Hofnarr des Pommerschen Herzogs Johann Friedrich. Er war gebürtig aus einem Dorfe bei Friedrichswalde, welches jetzt, und zwar wie die Leute sagen, nach ihm, den Namen Hinzendorf führt. Der Herzog soll ihn da, als er eines Tages durch das Dorf gekommen ist, getroffen haben, wie Claus Hinze, der zu solcher Zeit noch ein kleiner Bauernknabe war, singend und lachend durch das Dorf ging, einen großen Strick um den Leib, an welchen er eine ganze Menge todter junger Gänse gebunden hatte. Dem Herzog fiel der Knabe in diesem Aufzuge auf, und als er ihn fragte, was derselbe zu bedeuten habe, erzählte ihm der Schalk lachend, seine Mutter habe ihm befohlen, daß er die Gänse hübsch beisammen

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[182/0214] da erkannte sie ihn, daß er ihrem Sohne gehöre, und sie fragte hastig, wo der sey, so den Ring getragen? Da mußten die Knechte gestehen, daß sie ihn im Felde erschlagen hätten, und der Leichnam liege noch da. Jetzt war es schrecklich anzusehen, wie die alte, greise Edelfrau die Hände rang und jammerte. Sie lief zu der Stelle, wo ihr Sohn lag, und als sie ihn erkannt hatte, faßte die Verzweiflung sie, und sie stürzte sich in einen tiefen Sumpf, der in der Nähe war. Die Stelle, wo der Ritter Flemming erschlagen ist, befindet sich in der Trebenower Feldmark unweit Wollin. Sie hieß früher der Freudenberg, weil die alten heidnischen Wolliner dort ihren Götzen geopfert und dabei viele Feste gehabt hatten; seit dem Tode des Ritters heißt sie aber bis zur heutigen Stunde der Trauerberg. Der Sumpf, in dem die Edelfrau ihren Tod fand, ist jetzt eine Wiese, und heißt die Barbarawiese von jener Zeit her. Vgl. Freyberg, Pommersche Sagen, S. 88-94. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. 146. Claus Hinze. Claus Hinze war ein bekannter Hofnarr des Pommerschen Herzogs Johann Friedrich. Er war gebürtig aus einem Dorfe bei Friedrichswalde, welches jetzt, und zwar wie die Leute sagen, nach ihm, den Namen Hinzendorf führt. Der Herzog soll ihn da, als er eines Tages durch das Dorf gekommen ist, getroffen haben, wie Claus Hinze, der zu solcher Zeit noch ein kleiner Bauernknabe war, singend und lachend durch das Dorf ging, einen großen Strick um den Leib, an welchen er eine ganze Menge todter junger Gänse gebunden hatte. Dem Herzog fiel der Knabe in diesem Aufzuge auf, und als er ihn fragte, was derselbe zu bedeuten habe, erzählte ihm der Schalk lachend, seine Mutter habe ihm befohlen, daß er die Gänse hübsch beisammen

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/214>, abgerufen am 24.11.2024.