Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Morgens in der Kirche, da er spielen sollte: "Christus unser Heiland," das weltliche Lied angestimmt und zum Aergerniß der Gemeinde durchgespielt hatte: "Ich sah den Herrn von Falkenstein, aus seiner Burg wohl reiten u.s.w."; brannte ihm auf einmal noch an demselbigen Abend zwischen 8 und 9 Uhr sein ganzes Haus ab. Daß dies eine rechte Strafe Gottes gerade für ihn war, konnte man daraus ersehen, daß das Feuer blos ihn traf und sonst nicht weiter um sich griff.

Stralsundische Chroniken, von Mohnike und Zober, S. 78. 79.
111. Der Teufel in der Nicolaikirche in Stralsund.

Im Jahre 1528 lebte zu Stralsund eine Magd, so vom bösen Geiste besessen war. Sie war bisher immer eine stille und ordentliche Person gewesen; auf einmal aber, da sie eines Tages in der Küchen Kessel und Grapen von der Wand nehmen wollte, selbige zu scheuern, warf sie die herab auf die Erde, sah sehr gräulich, und rief mit lauter Stimme: Ich will heraus! Man vermerkte darauf die Gelegenheit, daß sie vom Teufel besessen wäre. Ihre Mutter nahm sie derohalben zu sich, und sie wurde etliche Male auf einem Schlitten in die St. Nicolauskirche geführt, den bösen Geist von ihr auszutreiben. Wann die Predigt beendigt war, ward er beschworen. Da befand es sich denn aus seiner Bekenntniß, daß die Mutter der Magd einmal auf dem Markte einen frischen sauren Käse gekauft, den sie in den Schrank gesetzt hatte. Die Magd war in Abwesenheit ihrer Mutter an den Schrank gekommen, und hatte von dem Käse ein gut Theil gegessen. Als nun nachher die Mutter das gesehen, hat sie demjenigen, der bei dem Käse gewesen, den bösen Geist in den Leib

Morgens in der Kirche, da er spielen sollte: „Christus unser Heiland,“ das weltliche Lied angestimmt und zum Aergerniß der Gemeinde durchgespielt hatte: „Ich sah den Herrn von Falkenstein, aus seiner Burg wohl reiten u.s.w.“; brannte ihm auf einmal noch an demselbigen Abend zwischen 8 und 9 Uhr sein ganzes Haus ab. Daß dies eine rechte Strafe Gottes gerade für ihn war, konnte man daraus ersehen, daß das Feuer blos ihn traf und sonst nicht weiter um sich griff.

Stralsundische Chroniken, von Mohnike und Zober, S. 78. 79.
111. Der Teufel in der Nicolaikirche in Stralsund.

Im Jahre 1528 lebte zu Stralsund eine Magd, so vom bösen Geiste besessen war. Sie war bisher immer eine stille und ordentliche Person gewesen; auf einmal aber, da sie eines Tages in der Küchen Kessel und Grapen von der Wand nehmen wollte, selbige zu scheuern, warf sie die herab auf die Erde, sah sehr gräulich, und rief mit lauter Stimme: Ich will heraus! Man vermerkte darauf die Gelegenheit, daß sie vom Teufel besessen wäre. Ihre Mutter nahm sie derohalben zu sich, und sie wurde etliche Male auf einem Schlitten in die St. Nicolauskirche geführt, den bösen Geist von ihr auszutreiben. Wann die Predigt beendigt war, ward er beschworen. Da befand es sich denn aus seiner Bekenntniß, daß die Mutter der Magd einmal auf dem Markte einen frischen sauren Käse gekauft, den sie in den Schrank gesetzt hatte. Die Magd war in Abwesenheit ihrer Mutter an den Schrank gekommen, und hatte von dem Käse ein gut Theil gegessen. Als nun nachher die Mutter das gesehen, hat sie demjenigen, der bei dem Käse gewesen, den bösen Geist in den Leib

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0182" n="150"/>
Morgens in der Kirche, da er spielen sollte: &#x201E;Christus unser Heiland,&#x201C; das weltliche Lied angestimmt und zum Aergerniß der Gemeinde durchgespielt hatte: &#x201E;Ich sah den Herrn von Falkenstein, aus seiner Burg wohl reiten u.s.w.&#x201C;; brannte ihm auf einmal noch an demselbigen Abend zwischen 8 und 9 Uhr sein ganzes Haus ab. Daß dies eine rechte Strafe Gottes gerade für ihn war, konnte man daraus ersehen, daß das Feuer blos ihn traf und sonst nicht weiter um sich griff.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Stralsundische Chroniken, von Mohnike und Zober, S. 78. 79.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>111. Der Teufel in der Nicolaikirche in Stralsund.</head><lb/>
          <p>Im Jahre 1528 lebte zu Stralsund eine Magd, so vom bösen Geiste besessen war. Sie war bisher immer eine stille und ordentliche Person gewesen; auf einmal aber, da sie eines Tages in der Küchen Kessel und Grapen von der Wand nehmen wollte, selbige zu scheuern, warf sie die herab auf die Erde, sah sehr gräulich, und rief mit lauter Stimme: Ich will heraus! Man vermerkte darauf die Gelegenheit, daß sie vom Teufel besessen wäre. Ihre Mutter nahm sie derohalben zu sich, und sie wurde etliche Male auf einem Schlitten in die St. Nicolauskirche geführt, den bösen Geist von ihr auszutreiben. Wann die Predigt beendigt war, ward er beschworen. Da befand es sich denn aus seiner Bekenntniß, daß die Mutter der Magd einmal auf dem Markte einen frischen sauren Käse gekauft, den sie in den Schrank gesetzt hatte. Die Magd war in Abwesenheit ihrer Mutter an den Schrank gekommen, und hatte von dem Käse ein gut Theil gegessen. Als nun nachher die Mutter das gesehen, hat sie demjenigen, der bei dem Käse gewesen, den bösen Geist in den Leib
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0182] Morgens in der Kirche, da er spielen sollte: „Christus unser Heiland,“ das weltliche Lied angestimmt und zum Aergerniß der Gemeinde durchgespielt hatte: „Ich sah den Herrn von Falkenstein, aus seiner Burg wohl reiten u.s.w.“; brannte ihm auf einmal noch an demselbigen Abend zwischen 8 und 9 Uhr sein ganzes Haus ab. Daß dies eine rechte Strafe Gottes gerade für ihn war, konnte man daraus ersehen, daß das Feuer blos ihn traf und sonst nicht weiter um sich griff. Stralsundische Chroniken, von Mohnike und Zober, S. 78. 79. 111. Der Teufel in der Nicolaikirche in Stralsund. Im Jahre 1528 lebte zu Stralsund eine Magd, so vom bösen Geiste besessen war. Sie war bisher immer eine stille und ordentliche Person gewesen; auf einmal aber, da sie eines Tages in der Küchen Kessel und Grapen von der Wand nehmen wollte, selbige zu scheuern, warf sie die herab auf die Erde, sah sehr gräulich, und rief mit lauter Stimme: Ich will heraus! Man vermerkte darauf die Gelegenheit, daß sie vom Teufel besessen wäre. Ihre Mutter nahm sie derohalben zu sich, und sie wurde etliche Male auf einem Schlitten in die St. Nicolauskirche geführt, den bösen Geist von ihr auszutreiben. Wann die Predigt beendigt war, ward er beschworen. Da befand es sich denn aus seiner Bekenntniß, daß die Mutter der Magd einmal auf dem Markte einen frischen sauren Käse gekauft, den sie in den Schrank gesetzt hatte. Die Magd war in Abwesenheit ihrer Mutter an den Schrank gekommen, und hatte von dem Käse ein gut Theil gegessen. Als nun nachher die Mutter das gesehen, hat sie demjenigen, der bei dem Käse gewesen, den bösen Geist in den Leib

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/182
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/182>, abgerufen am 03.12.2024.