Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.Mauer, und zwar an der Südseite, das Standbild des weiland tapferen Herzogs Philipp des Ersten von Pommern, in Lebensgröße mit seinem Harnisch und Schwert ausgehauen. Gerade nach dieser Seite hin fielen die meisten Kugeln der Brandenburger. Aber es war sonderbar, daß keine einzige von ihnen das fürstliche Bild traf. Ja, was noch merkwürdiger war, als zuletzt eine Kugel in das Pulvermagazin schlug, also daß dieses sammt fast der ganzen Kirche in die Luft flog, da blieb allein diese südliche Mauer und das Bild des Herzogs stehen. Als nun nach geschehener Einnahme der Stadt der Churfürst auch zu der Kirche kam, und sah, wie das Bild unverletzt, rund herum aber von seinen Kugeln Alles zerschossen war, da verwunderte er sich, und wurde sehr nachdenklich, und sagte zuletzt: Ich werde Pommern nicht lange behalten! Also geschah es denn auch, und er blieb im Besitze des Landes nicht länger als Ein Jahr. Dabei war noch das Merkwürdige, daß aus der Stadt Greifswald, welche er zuletzt, und zwar zu Martini 1678 eingenommen hatte, seine Soldaten im folgenden Jahre, gerade auf denselben Tag wieder herausrücken mußten, an welchem allda vorm Jahre dem Churfürsten gehuldigt war. Auch erzählt man sich hierüber noch Folgendes: Als die Stadt Greifswald von dem Churfürsten war eingenommen worden, blieben nach Kriegsmanier die Pässe von den Schweden so lange besetzt, bis die eingerückten Brandenburger sie ablöseten. Wie nun der Schwedische Soldat, der an dem fetten Thore zu Greifswald auf Wache stand, von dem Brandenburger abgelöset wurde, sagte er im Weggehen zu diesem: Gute Nacht, Kamerad, übers Jahr will ich Dich wieder ablösen. Deß lachte der Brandenburgische Soldat zwar; allein es ward erfüllt an demselbigen Tage, wie so eben erzählt. Memorabilia Pomeraniae etc. A. Christophoro Pylio, p. 52. Mauer, und zwar an der Südseite, das Standbild des weiland tapferen Herzogs Philipp des Ersten von Pommern, in Lebensgröße mit seinem Harnisch und Schwert ausgehauen. Gerade nach dieser Seite hin fielen die meisten Kugeln der Brandenburger. Aber es war sonderbar, daß keine einzige von ihnen das fürstliche Bild traf. Ja, was noch merkwürdiger war, als zuletzt eine Kugel in das Pulvermagazin schlug, also daß dieses sammt fast der ganzen Kirche in die Luft flog, da blieb allein diese südliche Mauer und das Bild des Herzogs stehen. Als nun nach geschehener Einnahme der Stadt der Churfürst auch zu der Kirche kam, und sah, wie das Bild unverletzt, rund herum aber von seinen Kugeln Alles zerschossen war, da verwunderte er sich, und wurde sehr nachdenklich, und sagte zuletzt: Ich werde Pommern nicht lange behalten! Also geschah es denn auch, und er blieb im Besitze des Landes nicht länger als Ein Jahr. Dabei war noch das Merkwürdige, daß aus der Stadt Greifswald, welche er zuletzt, und zwar zu Martini 1678 eingenommen hatte, seine Soldaten im folgenden Jahre, gerade auf denselben Tag wieder herausrücken mußten, an welchem allda vorm Jahre dem Churfürsten gehuldigt war. Auch erzählt man sich hierüber noch Folgendes: Als die Stadt Greifswald von dem Churfürsten war eingenommen worden, blieben nach Kriegsmanier die Pässe von den Schweden so lange besetzt, bis die eingerückten Brandenburger sie ablöseten. Wie nun der Schwedische Soldat, der an dem fetten Thore zu Greifswald auf Wache stand, von dem Brandenburger abgelöset wurde, sagte er im Weggehen zu diesem: Gute Nacht, Kamerad, übers Jahr will ich Dich wieder ablösen. Deß lachte der Brandenburgische Soldat zwar; allein es ward erfüllt an demselbigen Tage, wie so eben erzählt. Memorabilia Pomeraniae etc. A. Christophoro Pylio, p. 52. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0123" n="91"/> Mauer, und zwar an der Südseite, das Standbild des weiland tapferen Herzogs Philipp des Ersten von Pommern, in Lebensgröße mit seinem Harnisch und Schwert ausgehauen. Gerade nach dieser Seite hin fielen die meisten Kugeln der Brandenburger. Aber es war sonderbar, daß keine einzige von ihnen das fürstliche Bild traf. Ja, was noch merkwürdiger war, als zuletzt eine Kugel in das Pulvermagazin schlug, also daß dieses sammt fast der ganzen Kirche in die Luft flog, da blieb allein diese südliche Mauer und das Bild des Herzogs stehen. Als nun nach geschehener Einnahme der Stadt der Churfürst auch zu der Kirche kam, und sah, wie das Bild unverletzt, rund herum aber von seinen Kugeln Alles zerschossen war, da verwunderte er sich, und wurde sehr nachdenklich, und sagte zuletzt: Ich werde Pommern nicht lange behalten!</p> <p>Also geschah es denn auch, und er blieb im Besitze des Landes nicht länger als Ein Jahr. Dabei war noch das Merkwürdige, daß aus der Stadt Greifswald, welche er zuletzt, und zwar zu Martini 1678 eingenommen hatte, seine Soldaten im folgenden Jahre, gerade auf denselben Tag wieder herausrücken mußten, an welchem allda vorm Jahre dem Churfürsten gehuldigt war. Auch erzählt man sich hierüber noch Folgendes: Als die Stadt Greifswald von dem Churfürsten war eingenommen worden, blieben nach Kriegsmanier die Pässe von den Schweden so lange besetzt, bis die eingerückten Brandenburger sie ablöseten. Wie nun der Schwedische Soldat, der an dem fetten Thore zu Greifswald auf Wache stand, von dem Brandenburger abgelöset wurde, sagte er im Weggehen zu diesem: Gute Nacht, Kamerad, übers Jahr will ich Dich wieder ablösen. Deß lachte der Brandenburgische Soldat zwar; allein es ward erfüllt an demselbigen Tage, wie so eben erzählt.</p> <listBibl> <bibl>Memorabilia Pomeraniae etc. A. Christophoro Pylio, p. 52.</bibl><lb/> </listBibl> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0123]
Mauer, und zwar an der Südseite, das Standbild des weiland tapferen Herzogs Philipp des Ersten von Pommern, in Lebensgröße mit seinem Harnisch und Schwert ausgehauen. Gerade nach dieser Seite hin fielen die meisten Kugeln der Brandenburger. Aber es war sonderbar, daß keine einzige von ihnen das fürstliche Bild traf. Ja, was noch merkwürdiger war, als zuletzt eine Kugel in das Pulvermagazin schlug, also daß dieses sammt fast der ganzen Kirche in die Luft flog, da blieb allein diese südliche Mauer und das Bild des Herzogs stehen. Als nun nach geschehener Einnahme der Stadt der Churfürst auch zu der Kirche kam, und sah, wie das Bild unverletzt, rund herum aber von seinen Kugeln Alles zerschossen war, da verwunderte er sich, und wurde sehr nachdenklich, und sagte zuletzt: Ich werde Pommern nicht lange behalten!
Also geschah es denn auch, und er blieb im Besitze des Landes nicht länger als Ein Jahr. Dabei war noch das Merkwürdige, daß aus der Stadt Greifswald, welche er zuletzt, und zwar zu Martini 1678 eingenommen hatte, seine Soldaten im folgenden Jahre, gerade auf denselben Tag wieder herausrücken mußten, an welchem allda vorm Jahre dem Churfürsten gehuldigt war. Auch erzählt man sich hierüber noch Folgendes: Als die Stadt Greifswald von dem Churfürsten war eingenommen worden, blieben nach Kriegsmanier die Pässe von den Schweden so lange besetzt, bis die eingerückten Brandenburger sie ablöseten. Wie nun der Schwedische Soldat, der an dem fetten Thore zu Greifswald auf Wache stand, von dem Brandenburger abgelöset wurde, sagte er im Weggehen zu diesem: Gute Nacht, Kamerad, übers Jahr will ich Dich wieder ablösen. Deß lachte der Brandenburgische Soldat zwar; allein es ward erfüllt an demselbigen Tage, wie so eben erzählt.
Memorabilia Pomeraniae etc. A. Christophoro Pylio, p. 52.
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