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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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schlug hinein, daß der ganze Thurm rauchte, obwohl doch kein Feuer enstanden war. Solches Unwetter legte sich eben so plötzlich, sobald die Leiche in die Kirche gebracht war, und es schien jetzt urplötzlich wieder die helle Sonne.

Im Jahre 1616 entstand auf einmal zu Stettin ein großer Sturmwind, der von der Schloßkirche zu St. Otto den Knopf herunterwarf, und die Spitzen daran verbog. Man wußte zuerst nicht, was dieß bedeuten solle, bis man bald merkte, Gott wolle ein Zeichen geben, daß die Säulen des Landes erbeben sollten; denn die jungen Pommerschen Fürsten, die dazumalen lebten, und deren sechs auf einmal gewesen waren, starben in Kurzem Einer nach dem Andern dahin.

Im Jahre 1625 geschah es bei einer Musterung zu Wolgast, daß einem Soldaten von ungefähr das Gewehr losging, und die Kugel die Fahne traf, und mitten durch das Pommersche Wappen fuhr, so daß dieses verdorben wurde, als wenn es mit einem Messer oder mit einer Scheere herausgeschnitten wäre. In der Schloßkirche zu Stettin aber fiel zu derselben Zeit die herzogliche Krone, die darin aufgehängt war, von selbst zur Erde, und einem gewappneten Steinbilde, welches, zum Gedächtniß der verstorbenen Fürsten, an einer Säule stand, fiel das Schwert urplötzlich ohne alles menschliche Zuthun aus der Hand.

Am schrecklichsten waren solche Zeichen im Jahre 1637, welches mit dem Tode des letzten Herzogs, Bogislav XIV. eine so große Veränderung über das Land bringen sollte. Im Hornung dieses Jahres sah man einmal früh Morgens um 3 Uhr zu Stettin bei einem heftigen Sturm in Norden einen ganz weißen Flecken am Himmel, und in demselben einen großen Klumpen Feuer, der nach einiger Zeit neben den Windmühlen zur Erde fiel, und die ganze Wintersaat

schlug hinein, daß der ganze Thurm rauchte, obwohl doch kein Feuer enstanden war. Solches Unwetter legte sich eben so plötzlich, sobald die Leiche in die Kirche gebracht war, und es schien jetzt urplötzlich wieder die helle Sonne.

Im Jahre 1616 entstand auf einmal zu Stettin ein großer Sturmwind, der von der Schloßkirche zu St. Otto den Knopf herunterwarf, und die Spitzen daran verbog. Man wußte zuerst nicht, was dieß bedeuten solle, bis man bald merkte, Gott wolle ein Zeichen geben, daß die Säulen des Landes erbeben sollten; denn die jungen Pommerschen Fürsten, die dazumalen lebten, und deren sechs auf einmal gewesen waren, starben in Kurzem Einer nach dem Andern dahin.

Im Jahre 1625 geschah es bei einer Musterung zu Wolgast, daß einem Soldaten von ungefähr das Gewehr losging, und die Kugel die Fahne traf, und mitten durch das Pommersche Wappen fuhr, so daß dieses verdorben wurde, als wenn es mit einem Messer oder mit einer Scheere herausgeschnitten wäre. In der Schloßkirche zu Stettin aber fiel zu derselben Zeit die herzogliche Krone, die darin aufgehängt war, von selbst zur Erde, und einem gewappneten Steinbilde, welches, zum Gedächtniß der verstorbenen Fürsten, an einer Säule stand, fiel das Schwert urplötzlich ohne alles menschliche Zuthun aus der Hand.

Am schrecklichsten waren solche Zeichen im Jahre 1637, welches mit dem Tode des letzten Herzogs, Bogislav XIV. eine so große Veränderung über das Land bringen sollte. Im Hornung dieses Jahres sah man einmal früh Morgens um 3 Uhr zu Stettin bei einem heftigen Sturm in Norden einen ganz weißen Flecken am Himmel, und in demselben einen großen Klumpen Feuer, der nach einiger Zeit neben den Windmühlen zur Erde fiel, und die ganze Wintersaat

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          <p>Im Jahre 1625 geschah es bei einer Musterung zu Wolgast, daß einem Soldaten von ungefähr das Gewehr losging, und die Kugel die Fahne traf, und mitten durch das Pommersche Wappen fuhr, so daß dieses verdorben wurde, als wenn es mit einem Messer oder mit einer Scheere herausgeschnitten wäre. In der Schloßkirche zu Stettin aber fiel zu derselben Zeit die herzogliche Krone, die darin aufgehängt war, von selbst zur Erde, und einem gewappneten Steinbilde, welches, zum Gedächtniß der verstorbenen Fürsten, an einer Säule stand, fiel das Schwert urplötzlich ohne alles menschliche Zuthun aus der Hand.</p>
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[88/0120] schlug hinein, daß der ganze Thurm rauchte, obwohl doch kein Feuer enstanden war. Solches Unwetter legte sich eben so plötzlich, sobald die Leiche in die Kirche gebracht war, und es schien jetzt urplötzlich wieder die helle Sonne. Im Jahre 1616 entstand auf einmal zu Stettin ein großer Sturmwind, der von der Schloßkirche zu St. Otto den Knopf herunterwarf, und die Spitzen daran verbog. Man wußte zuerst nicht, was dieß bedeuten solle, bis man bald merkte, Gott wolle ein Zeichen geben, daß die Säulen des Landes erbeben sollten; denn die jungen Pommerschen Fürsten, die dazumalen lebten, und deren sechs auf einmal gewesen waren, starben in Kurzem Einer nach dem Andern dahin. Im Jahre 1625 geschah es bei einer Musterung zu Wolgast, daß einem Soldaten von ungefähr das Gewehr losging, und die Kugel die Fahne traf, und mitten durch das Pommersche Wappen fuhr, so daß dieses verdorben wurde, als wenn es mit einem Messer oder mit einer Scheere herausgeschnitten wäre. In der Schloßkirche zu Stettin aber fiel zu derselben Zeit die herzogliche Krone, die darin aufgehängt war, von selbst zur Erde, und einem gewappneten Steinbilde, welches, zum Gedächtniß der verstorbenen Fürsten, an einer Säule stand, fiel das Schwert urplötzlich ohne alles menschliche Zuthun aus der Hand. Am schrecklichsten waren solche Zeichen im Jahre 1637, welches mit dem Tode des letzten Herzogs, Bogislav XIV. eine so große Veränderung über das Land bringen sollte. Im Hornung dieses Jahres sah man einmal früh Morgens um 3 Uhr zu Stettin bei einem heftigen Sturm in Norden einen ganz weißen Flecken am Himmel, und in demselben einen großen Klumpen Feuer, der nach einiger Zeit neben den Windmühlen zur Erde fiel, und die ganze Wintersaat

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/120>, abgerufen am 18.05.2024.