Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.half Alles nichts: er hatte einmal das Gemüthe, daß er die Reise unternehmen mußte. Da sie denn nun das gesehen, daß er sich nicht wollte bereden lassen, ließen sie es geschehen, und bewilligten ihm auch eine stattliche Hülfe, indem sowohl die Geistlichkeit, die Grafen und die Herren von Adel, als auch die Städte von ihren Landgütern, das halbe Einkommen von einem Jahr, und außerdem die Städte von ihren Häusern und anderen Gütern noch eine besondere Schatzung ihm gaben. Solches Geld wurde auf zwei Jahre eingenommen, und durch die Rentemeister in Gold verwechselt, damit es leichter zu transportiren wäre. Darauf zog nun der Herzog Bogislav im Jahre 1496 auf den Tag Luciä von Stettin aus, durch die Mark über Nürnberg nach Venedig, wo er sich bis Pfingsten des anderen Jahres aufhielt, und dann zu Schiffe nach dem heiligen Lande absegelte. Auf dem Meere begegnete ihm und den Seinen ein seltsames Abenteuer. Eines Tages nämlich sahen sie von ferne, daß unter des Türken Lande wohl an neun Schiffe sich erhoben, darunter zwei gar große, zwei Galeeren und fünf kleinere, darin zusammen wohl bei zweitausend Türken waren. Dieselben setzten am Freitage nach Petri und Pauli gerade auf des Herzogs Schiff an, und fragte den Patron, was für Leute im Schiffe wären. Denen antwortete der Patron, die Galeere seie von Venedig und fahre Pilgrimme, die nach dem heiligen Lande wollten, zeigte ihnen auch seinen Brief und bat sie, ihn sicher ziehen zu lassen. Das waren die Türken aber nicht Willens, denn sie waren keine rechte Kriegsleute, sondern Meerräuber; sie drängten daher nach der Galerre, und beringten sie um und um und warfen Leitern und Ankerhaken an, und wollten die Galeere ersteigen. Als das Herzog Bogislav und die Seinen sahen, half Alles nichts: er hatte einmal das Gemüthe, daß er die Reise unternehmen mußte. Da sie denn nun das gesehen, daß er sich nicht wollte bereden lassen, ließen sie es geschehen, und bewilligten ihm auch eine stattliche Hülfe, indem sowohl die Geistlichkeit, die Grafen und die Herren von Adel, als auch die Städte von ihren Landgütern, das halbe Einkommen von einem Jahr, und außerdem die Städte von ihren Häusern und anderen Gütern noch eine besondere Schatzung ihm gaben. Solches Geld wurde auf zwei Jahre eingenommen, und durch die Rentemeister in Gold verwechselt, damit es leichter zu transportiren wäre. Darauf zog nun der Herzog Bogislav im Jahre 1496 auf den Tag Luciä von Stettin aus, durch die Mark über Nürnberg nach Venedig, wo er sich bis Pfingsten des anderen Jahres aufhielt, und dann zu Schiffe nach dem heiligen Lande absegelte. Auf dem Meere begegnete ihm und den Seinen ein seltsames Abenteuer. Eines Tages nämlich sahen sie von ferne, daß unter des Türken Lande wohl an neun Schiffe sich erhoben, darunter zwei gar große, zwei Galeeren und fünf kleinere, darin zusammen wohl bei zweitausend Türken waren. Dieselben setzten am Freitage nach Petri und Pauli gerade auf des Herzogs Schiff an, und fragte den Patron, was für Leute im Schiffe wären. Denen antwortete der Patron, die Galeere seie von Venedig und fahre Pilgrimme, die nach dem heiligen Lande wollten, zeigte ihnen auch seinen Brief und bat sie, ihn sicher ziehen zu lassen. Das waren die Türken aber nicht Willens, denn sie waren keine rechte Kriegsleute, sondern Meerräuber; sie drängten daher nach der Galerre, und beringten sie um und um und warfen Leitern und Ankerhaken an, und wollten die Galeere ersteigen. Als das Herzog Bogislav und die Seinen sahen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="80"/> half Alles nichts: er hatte einmal das Gemüthe, daß er die Reise unternehmen mußte. Da sie denn nun das gesehen, daß er sich nicht wollte bereden lassen, ließen sie es geschehen, und bewilligten ihm auch eine stattliche Hülfe, indem sowohl die Geistlichkeit, die Grafen und die Herren von Adel, als auch die Städte von ihren Landgütern, das halbe Einkommen von einem Jahr, und außerdem die Städte von ihren Häusern und anderen Gütern noch eine besondere Schatzung ihm gaben. Solches Geld wurde auf zwei Jahre eingenommen, und durch die Rentemeister in Gold verwechselt, damit es leichter zu transportiren wäre.</p> <p>Darauf zog nun der Herzog Bogislav im Jahre 1496 auf den Tag Luciä von Stettin aus, durch die Mark über Nürnberg nach Venedig, wo er sich bis Pfingsten des anderen Jahres aufhielt, und dann zu Schiffe nach dem heiligen Lande absegelte.</p> <p>Auf dem Meere begegnete ihm und den Seinen ein seltsames Abenteuer. Eines Tages nämlich sahen sie von ferne, daß unter des Türken Lande wohl an neun Schiffe sich erhoben, darunter zwei gar große, zwei Galeeren und fünf kleinere, darin zusammen wohl bei zweitausend Türken waren. Dieselben setzten am Freitage nach Petri und Pauli gerade auf des Herzogs Schiff an, und fragte den Patron, was für Leute im Schiffe wären. Denen antwortete der Patron, die Galeere seie von Venedig und fahre Pilgrimme, die nach dem heiligen Lande wollten, zeigte ihnen auch seinen Brief und bat sie, ihn sicher ziehen zu lassen. Das waren die Türken aber nicht Willens, denn sie waren keine rechte Kriegsleute, sondern Meerräuber; sie drängten daher nach der Galerre, und beringten sie um und um und warfen Leitern und Ankerhaken an, und wollten die Galeere ersteigen.</p> <p>Als das Herzog Bogislav und die Seinen sahen, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0112]
half Alles nichts: er hatte einmal das Gemüthe, daß er die Reise unternehmen mußte. Da sie denn nun das gesehen, daß er sich nicht wollte bereden lassen, ließen sie es geschehen, und bewilligten ihm auch eine stattliche Hülfe, indem sowohl die Geistlichkeit, die Grafen und die Herren von Adel, als auch die Städte von ihren Landgütern, das halbe Einkommen von einem Jahr, und außerdem die Städte von ihren Häusern und anderen Gütern noch eine besondere Schatzung ihm gaben. Solches Geld wurde auf zwei Jahre eingenommen, und durch die Rentemeister in Gold verwechselt, damit es leichter zu transportiren wäre.
Darauf zog nun der Herzog Bogislav im Jahre 1496 auf den Tag Luciä von Stettin aus, durch die Mark über Nürnberg nach Venedig, wo er sich bis Pfingsten des anderen Jahres aufhielt, und dann zu Schiffe nach dem heiligen Lande absegelte.
Auf dem Meere begegnete ihm und den Seinen ein seltsames Abenteuer. Eines Tages nämlich sahen sie von ferne, daß unter des Türken Lande wohl an neun Schiffe sich erhoben, darunter zwei gar große, zwei Galeeren und fünf kleinere, darin zusammen wohl bei zweitausend Türken waren. Dieselben setzten am Freitage nach Petri und Pauli gerade auf des Herzogs Schiff an, und fragte den Patron, was für Leute im Schiffe wären. Denen antwortete der Patron, die Galeere seie von Venedig und fahre Pilgrimme, die nach dem heiligen Lande wollten, zeigte ihnen auch seinen Brief und bat sie, ihn sicher ziehen zu lassen. Das waren die Türken aber nicht Willens, denn sie waren keine rechte Kriegsleute, sondern Meerräuber; sie drängten daher nach der Galerre, und beringten sie um und um und warfen Leitern und Ankerhaken an, und wollten die Galeere ersteigen.
Als das Herzog Bogislav und die Seinen sahen,
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