Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

ren/ und deßwegen dimidiantes, die Halbirer be-
nambset werden. Das Ziehl/ und Ende dieser in die-
se Welt Christi Ankunfft/ nach gemeiner der H: Vät-
ter Ausdeutung/ und der H: Schrifft Gezeugnussen
gleichformig/ ware zweyfach. Daß erste zwar/ und
vornehmste/ damit er mit seinen Leyden/ und Todt
das menschliche Geschlecht von ewiger Verdamnuß/
und Ausschlieffung der himmlischen Glory und Herr-
lichkeit erlösete. Daß andere aber/ damit er denen
Menschen das Vollkomneste aller Tugenden Vorbild
vorstellete/ und sie in solchen zu seiner Nachfolg reitze-
te; wie diß die ewige Wahrheit selbst mit diesen Wor-
ten erklähret: Joan. 13. v. 15. Exemplum dedi vo-
bis, ut quemadmodum ego feci, ita & vos facia-
tis.
Jch habe euch ein Exempel gegeben/ damit ihr
auch thuet/ wie ich euch gethan habe. Daß ihr nem-
lich auch euch unter ein ander die Dienst der Diemuth
und Liebe erweiset. Und bey Matthaeeo 11. v. 29.
Discite a me, quia mitis sum, & humilis corde.

Lehrnet von mir/ dann ich bin sanfftmütig/ und die-
mütig von Hertzen. Diß eben bezeuget der Fürst der
Aposteln in seinen ersten Sendschreiben/ da er also
redet: c. 2. v. 21. Christus passus est pro nobis, vo-
bis relinquens exemplum, ut sequamini vestigia
ejus.
Christus hat vor uns gelitten/ und hat euch
ein Exempel hinderlassen/ daß ihr seinen Fußstapf-
fen nachfolgen sollet. Die jetzige aber Religions-
Erneuerer/ tragen dem Volck allein Christi vor unse-
re Sünd Gnuegthuung vor/ die sie hoch erheben/ und
rühmen/ worbey sie daß andere Ziehl und End seiner
Ankunfft/ damit wir nemblich/ in Ubung allerhand
Tugenten ihme nachfolgen/ fein hübsch vertuschen/
wie dann von disen bey ihnen das höchste Stillschwei-
gen ist/ da seynd sie lauter stumme Hund/ da haben
sie all Gedächtnuß/ und Angedencken verlohren. Die

wahr-

ren/ und deßwegen dimidiantes, die Halbirer be-
nambſet werden. Das Ziehl/ und Ende dieſer in die-
ſe Welt Chriſti Ankunfft/ nach gemeiner der H: Vaͤt-
ter Ausdeutung/ und der H: Schrifft Gezeugnuſſen
gleichformig/ ware zweyfach. Daß erſte zwar/ und
vornehmſte/ damit er mit ſeinen Leyden/ und Todt
das menſchliche Geſchlecht von ewiger Verdamnuß/
und Ausſchlieffung der himmliſchen Glory und Herr-
lichkeit erloͤſete. Daß andere aber/ damit er denen
Menſchen das Vollkomneſte aller Tugenden Vorbild
vorſtellete/ und ſie in ſolchen zu ſeiner Nachfolg reitze-
te; wie diß die ewige Wahrheit ſelbſt mit dieſen Wor-
ten erklaͤhret: Joan. 13. v. 15. Exemplum dedi vo-
bis, ut quemadmodum ego feci, ita & vos facia-
tis.
Jch habe euch ein Exempel gegeben/ damit ihr
auch thuet/ wie ich euch gethan habe. Daß ihr nem-
lich auch euch unter ein ander die Dienſt der Diemuth
und Liebe erweiſet. Und bey Matthæeo 11. v. 29.
Diſcite à me, quia mitis ſum, & humilis corde.

Lehrnet von mir/ dann ich bin ſanfftmuͤtig/ und die-
muͤtig von Hertzen. Diß eben bezeuget der Fuͤrſt der
Apoſteln in ſeinen erſten Sendſchreiben/ da er alſo
redet: c. 2. v. 21. Chriſtus paſſus eſt pro nobis, vo-
bis relinquens exemplum, ut ſequamini veſtigia
ejus.
Chriſtus hat vor uns gelitten/ und hat euch
ein Exempel hinderlaſſen/ daß ihr ſeinen Fußſtapf-
fen nachfolgen ſollet. Die jetzige aber Religions-
Erneuerer/ tragen dem Volck allein Chriſti vor unſe-
re Suͤnd Gnuegthuung vor/ die ſie hoch erheben/ und
ruͤhmen/ worbey ſie daß andere Ziehl und End ſeiner
Ankunfft/ damit wir nemblich/ in Ubung allerhand
Tugenten ihme nachfolgen/ fein huͤbſch vertuſchen/
wie dann von diſen bey ihnen das hoͤchſte Stillſchwei-
gen iſt/ da ſeynd ſie lauter ſtumme Hund/ da haben
ſie all Gedaͤchtnuß/ und Angedencken verlohren. Die

wahr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0256" n="244"/>
ren/ und deßwegen <hi rendition="#aq">dimidiantes,</hi> die Halbirer be-<lb/>
namb&#x017F;et werden. Das Ziehl/ und Ende die&#x017F;er in die-<lb/>
&#x017F;e Welt Chri&#x017F;ti Ankunfft/ nach gemeiner der H: Va&#x0364;t-<lb/>
ter Ausdeutung/ und der H: Schrifft Gezeugnu&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gleichformig/ ware zweyfach. Daß er&#x017F;te zwar/ und<lb/>
vornehm&#x017F;te/ damit er mit &#x017F;einen Leyden/ und Todt<lb/>
das men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht von ewiger Verdamnuß/<lb/>
und Aus&#x017F;chlieffung der himmli&#x017F;chen Glory und Herr-<lb/>
lichkeit erlo&#x0364;&#x017F;ete. Daß andere aber/ damit er denen<lb/>
Men&#x017F;chen das Vollkomne&#x017F;te aller Tugenden Vorbild<lb/>
vor&#x017F;tellete/ und &#x017F;ie in &#x017F;olchen zu &#x017F;einer Nachfolg reitze-<lb/>
te; wie diß die ewige Wahrheit &#x017F;elb&#x017F;t mit die&#x017F;en Wor-<lb/>
ten erkla&#x0364;hret: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Joan.</hi> 13. <hi rendition="#i">v.</hi> 1<hi rendition="#i">5.</hi> Exemplum dedi vo-<lb/>
bis, ut quemadmodum ego feci, ita &amp; vos facia-<lb/>
tis.</hi> Jch habe euch ein Exempel gegeben/ damit ihr<lb/>
auch thuet/ wie ich euch gethan habe. Daß ihr nem-<lb/>
lich auch euch unter ein ander die Dien&#x017F;t der Diemuth<lb/>
und Liebe erwei&#x017F;et. Und bey <hi rendition="#aq">Matthæeo 11. <hi rendition="#i">v.</hi> 29.<lb/>
Di&#x017F;cite à me, quia mitis &#x017F;um, &amp; humilis corde.</hi><lb/>
Lehrnet von mir/ dann ich bin &#x017F;anfftmu&#x0364;tig/ und die-<lb/>
mu&#x0364;tig von Hertzen. Diß eben bezeuget der Fu&#x0364;r&#x017F;t der<lb/>
Apo&#x017F;teln in &#x017F;einen er&#x017F;ten Send&#x017F;chreiben/ da er al&#x017F;o<lb/>
redet: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c. 2. v.</hi> 21. Chri&#x017F;tus pa&#x017F;&#x017F;us e&#x017F;t pro nobis, vo-<lb/>
bis relinquens exemplum, ut &#x017F;equamini ve&#x017F;tigia<lb/>
ejus.</hi> Chri&#x017F;tus hat vor uns gelitten/ und hat euch<lb/>
ein Exempel hinderla&#x017F;&#x017F;en/ daß ihr &#x017F;einen Fuß&#x017F;tapf-<lb/>
fen nachfolgen &#x017F;ollet. Die jetzige aber Religions-<lb/>
Erneuerer/ tragen dem Volck allein Chri&#x017F;ti vor un&#x017F;e-<lb/>
re Su&#x0364;nd Gnuegthuung vor/ die &#x017F;ie hoch erheben/ und<lb/>
ru&#x0364;hmen/ worbey &#x017F;ie daß andere Ziehl und End &#x017F;einer<lb/>
Ankunfft/ damit wir nemblich/ in Ubung allerhand<lb/>
Tugenten ihme nachfolgen/ fein hu&#x0364;b&#x017F;ch vertu&#x017F;chen/<lb/>
wie dann von di&#x017F;en bey ihnen das ho&#x0364;ch&#x017F;te Still&#x017F;chwei-<lb/>
gen i&#x017F;t/ da &#x017F;eynd &#x017F;ie lauter &#x017F;tumme Hund/ da haben<lb/>
&#x017F;ie all Geda&#x0364;chtnuß/ und Angedencken verlohren. Die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wahr-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0256] ren/ und deßwegen dimidiantes, die Halbirer be- nambſet werden. Das Ziehl/ und Ende dieſer in die- ſe Welt Chriſti Ankunfft/ nach gemeiner der H: Vaͤt- ter Ausdeutung/ und der H: Schrifft Gezeugnuſſen gleichformig/ ware zweyfach. Daß erſte zwar/ und vornehmſte/ damit er mit ſeinen Leyden/ und Todt das menſchliche Geſchlecht von ewiger Verdamnuß/ und Ausſchlieffung der himmliſchen Glory und Herr- lichkeit erloͤſete. Daß andere aber/ damit er denen Menſchen das Vollkomneſte aller Tugenden Vorbild vorſtellete/ und ſie in ſolchen zu ſeiner Nachfolg reitze- te; wie diß die ewige Wahrheit ſelbſt mit dieſen Wor- ten erklaͤhret: Joan. 13. v. 15. Exemplum dedi vo- bis, ut quemadmodum ego feci, ita & vos facia- tis. Jch habe euch ein Exempel gegeben/ damit ihr auch thuet/ wie ich euch gethan habe. Daß ihr nem- lich auch euch unter ein ander die Dienſt der Diemuth und Liebe erweiſet. Und bey Matthæeo 11. v. 29. Diſcite à me, quia mitis ſum, & humilis corde. Lehrnet von mir/ dann ich bin ſanfftmuͤtig/ und die- muͤtig von Hertzen. Diß eben bezeuget der Fuͤrſt der Apoſteln in ſeinen erſten Sendſchreiben/ da er alſo redet: c. 2. v. 21. Chriſtus paſſus eſt pro nobis, vo- bis relinquens exemplum, ut ſequamini veſtigia ejus. Chriſtus hat vor uns gelitten/ und hat euch ein Exempel hinderlaſſen/ daß ihr ſeinen Fußſtapf- fen nachfolgen ſollet. Die jetzige aber Religions- Erneuerer/ tragen dem Volck allein Chriſti vor unſe- re Suͤnd Gnuegthuung vor/ die ſie hoch erheben/ und ruͤhmen/ worbey ſie daß andere Ziehl und End ſeiner Ankunfft/ damit wir nemblich/ in Ubung allerhand Tugenten ihme nachfolgen/ fein huͤbſch vertuſchen/ wie dann von diſen bey ihnen das hoͤchſte Stillſchwei- gen iſt/ da ſeynd ſie lauter ſtumme Hund/ da haben ſie all Gedaͤchtnuß/ und Angedencken verlohren. Die wahr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/256
Zitationshilfe: Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/256>, abgerufen am 23.11.2024.