Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

solcher Personen; denn ihr habt in der That gewiß sonst viele andere Dinge zu behalten. Ueber dieses ist das die Arbeit eines Pförtners. Die Schuld liegt an eurer Herrschaft, daß sie keinen haben. Wer kann alle Namen behalten? Ihr würdet doch nur darinnen irren; denn ihr könnt ja weder lesen noch schreiben.

Wenn es möglich ist: so bringet eurem Herrn oder eurer Frau niemahls eine Lüge vor, wenn ihr euch nicht die Hoffnung machen könnet, daß sie wenigstens in einer halben Stunde nicht dahinter kommen können. Wenn jemand von den Bedienten abgeschaffet wird: so müssen alle seine Fehler vorgebracht werden, obgleich die meisten von ihnen dem Herrn und der Frau niemahls bekannt gewesen, und aller Schade, den andere angerichtet haben, muß alsdenn einem solchen zur Last geleget werden. Da müßt ihr alles nach der Reihe her erzählen. Wenn ihr gefraget werdet, warum ihr ihnen von solchen Dingen niemahls vorher Nachricht gegeben: so müßt ihr antworten, ihr hättet der Herrschaft keine Aergerniß machen wollen. Sie hätten auch über dieses vielleicht denken mögen, ihr thätet es nur aus Neid und Mißgunst. Wo kleine Herren und Jungfern im

solcher Personen; denn ihr habt in der That gewiß sonst viele andere Dinge zu behalten. Ueber dieses ist das die Arbeit eines Pförtners. Die Schuld liegt an eurer Herrschaft, daß sie keinen haben. Wer kann alle Namen behalten? Ihr würdet doch nur darinnen irren; denn ihr könnt ja weder lesen noch schreiben.

Wenn es möglich ist: so bringet eurem Herrn oder eurer Frau niemahls eine Lüge vor, wenn ihr euch nicht die Hoffnung machen könnet, daß sie wenigstens in einer halben Stunde nicht dahinter kommen können. Wenn jemand von den Bedienten abgeschaffet wird: so müssen alle seine Fehler vorgebracht werden, obgleich die meisten von ihnen dem Herrn und der Frau niemahls bekannt gewesen, und aller Schade, den andere angerichtet haben, muß alsdenn einem solchen zur Last geleget werden. Da müßt ihr alles nach der Reihe her erzählen. Wenn ihr gefraget werdet, warum ihr ihnen von solchen Dingen niemahls vorher Nachricht gegeben: so müßt ihr antworten, ihr hättet der Herrschaft keine Aergerniß machen wollen. Sie hätten auch über dieses vielleicht denken mögen, ihr thätet es nur aus Neid und Mißgunst. Wo kleine Herren und Jungfern im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="14"/>
solcher Personen; denn ihr habt in der That gewiß sonst viele andere Dinge zu behalten. Ueber dieses ist das die Arbeit eines Pförtners. Die Schuld liegt an eurer Herrschaft, daß sie keinen haben. Wer kann alle Namen behalten? Ihr würdet doch nur darinnen irren; denn ihr könnt ja weder lesen noch schreiben.</p>
        <p>Wenn es möglich ist: so bringet eurem Herrn oder eurer Frau niemahls eine Lüge vor, wenn ihr euch nicht die Hoffnung machen könnet, daß sie wenigstens in einer halben Stunde nicht dahinter kommen können. Wenn jemand von den Bedienten abgeschaffet wird: so müssen alle seine Fehler vorgebracht werden, obgleich die meisten von ihnen dem Herrn und der Frau niemahls bekannt gewesen, und aller Schade, den andere angerichtet haben, muß alsdenn einem solchen zur Last geleget werden. Da müßt ihr alles nach der Reihe her <choice><sic>erzhälen</sic><corr>erzählen</corr></choice>. Wenn ihr gefraget werdet, warum ihr ihnen von solchen Dingen niemahls vorher Nachricht gegeben: so müßt ihr antworten, ihr hättet der Herrschaft keine Aergerniß machen wollen. Sie hätten auch über dieses vielleicht denken mögen, ihr thätet es nur aus Neid und Mißgunst. Wo kleine Herren und Jungfern im
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0030] solcher Personen; denn ihr habt in der That gewiß sonst viele andere Dinge zu behalten. Ueber dieses ist das die Arbeit eines Pförtners. Die Schuld liegt an eurer Herrschaft, daß sie keinen haben. Wer kann alle Namen behalten? Ihr würdet doch nur darinnen irren; denn ihr könnt ja weder lesen noch schreiben. Wenn es möglich ist: so bringet eurem Herrn oder eurer Frau niemahls eine Lüge vor, wenn ihr euch nicht die Hoffnung machen könnet, daß sie wenigstens in einer halben Stunde nicht dahinter kommen können. Wenn jemand von den Bedienten abgeschaffet wird: so müssen alle seine Fehler vorgebracht werden, obgleich die meisten von ihnen dem Herrn und der Frau niemahls bekannt gewesen, und aller Schade, den andere angerichtet haben, muß alsdenn einem solchen zur Last geleget werden. Da müßt ihr alles nach der Reihe her erzählen. Wenn ihr gefraget werdet, warum ihr ihnen von solchen Dingen niemahls vorher Nachricht gegeben: so müßt ihr antworten, ihr hättet der Herrschaft keine Aergerniß machen wollen. Sie hätten auch über dieses vielleicht denken mögen, ihr thätet es nur aus Neid und Mißgunst. Wo kleine Herren und Jungfern im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-25T17:50:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-25T17:50:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-25T17:50:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/30
Zitationshilfe: Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/30>, abgerufen am 25.11.2024.