Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

gelinde hättet abwischen wollen: so müßte, glaubtet ihr, die Feuchtigkeit der Luft den Leim des Rahmen aufgelöset haben, und daher wäre es zu Boden gefallen, da ihr es nur eben angerühret. Das hätte dem Besten, ja der Herrschaft selbst, begegnen können. Oder so bald das Unglück geschehen ist, könnet ihr die Bänder zerschneiden, womit der Spiegel an der Wand befestiget gewesen, und ihn solcher Gestalt platt auf die Erde fallen lassen. Da müßt ihr den Augenblick voller Schrecken zu eurer Dame laufen, es ihr erzählen, und auf den fluchen, der ihn aufgehänget hat. Ihr müßt dabey sagen: ihr wäret noch eben zum Glücke darunter weggekommen, daß er euch nicht auf den Kopf gefallen. Ich biete euch diese Mittel aus einem Verlangen an, das ich besitze, die Unschuld zu vertheidigen. Denn ihr müßt gewiß unschuldig seyn, wofern ihr nicht das Glas mit großem Fleisse zerbrechet, welches ich aber auf keine Weise entschuldigen will, ihr müßtet denn besonders große Ursache dazu gehabt haben.

Beschmieret die Feuerzange und Schaufel überall mit Oele, nicht nur um den Rost davon abzuhalten, sondern auch zu verhüten, daß gar zu geschäfftige Leute durch das Rühren im Feuer eures Herrn Kohlen nicht gar zu sehr vermindern.

Wenn ihr eilfertig seyd: so kehret den Staub vom Boden in einen Winkel der Stube zusammen,

gelinde hättet abwischen wollen: so müßte, glaubtet ihr, die Feuchtigkeit der Luft den Leim des Rahmen aufgelöset haben, und daher wäre es zu Boden gefallen, da ihr es nur eben angerühret. Das hätte dem Besten, ja der Herrschaft selbst, begegnen können. Oder so bald das Unglück geschehen ist, könnet ihr die Bänder zerschneiden, womit der Spiegel an der Wand befestiget gewesen, und ihn solcher Gestalt platt auf die Erde fallen lassen. Da müßt ihr den Augenblick voller Schrecken zu eurer Dame laufen, es ihr erzählen, und auf den fluchen, der ihn aufgehänget hat. Ihr müßt dabey sagen: ihr wäret noch eben zum Glücke darunter weggekommen, daß er euch nicht auf den Kopf gefallen. Ich biete euch diese Mittel aus einem Verlangen an, das ich besitze, die Unschuld zu vertheidigen. Denn ihr müßt gewiß unschuldig seyn, wofern ihr nicht das Glas mit großem Fleisse zerbrechet, welches ich aber auf keine Weise entschuldigen will, ihr müßtet denn besonders große Ursache dazu gehabt haben.

Beschmieret die Feuerzange und Schaufel überall mit Oele, nicht nur um den Rost davon abzuhalten, sondern auch zu verhüten, daß gar zu geschäfftige Leute durch das Rühren im Feuer eures Herrn Kohlen nicht gar zu sehr vermindern.

Wenn ihr eilfertig seyd: so kehret den Staub vom Boden in einen Winkel der Stube zusammen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0111" n="95"/>
gelinde hättet abwischen wollen: so müßte, glaubtet ihr, die Feuchtigkeit der Luft den Leim des Rahmen aufgelöset haben, und daher wäre es zu Boden gefallen, da ihr es nur eben angerühret. Das hätte dem Besten, ja der Herrschaft selbst, begegnen können. Oder so bald das Unglück geschehen ist, könnet ihr die Bänder zerschneiden, womit der Spiegel an der Wand befestiget gewesen, und ihn solcher Gestalt platt auf die Erde fallen lassen. Da müßt ihr den Augenblick voller Schrecken zu eurer Dame laufen, es ihr erzählen, und auf den fluchen, der ihn aufgehänget hat. Ihr müßt dabey sagen: ihr wäret noch eben zum Glücke darunter weggekommen, daß er euch nicht auf den Kopf gefallen. Ich biete euch diese Mittel aus einem Verlangen an, das ich besitze, die Unschuld zu vertheidigen. Denn ihr müßt gewiß unschuldig seyn, wofern ihr nicht das Glas mit großem Fleisse zerbrechet, welches ich aber auf keine Weise entschuldigen will, ihr müßtet denn besonders große Ursache dazu gehabt haben.</p>
          <p>Beschmieret die Feuerzange und Schaufel überall mit Oele, nicht nur um den Rost davon abzuhalten, sondern auch zu verhüten, daß gar zu geschäfftige Leute durch das Rühren im Feuer eures Herrn Kohlen nicht gar zu sehr vermindern.</p>
          <p>Wenn ihr eilfertig seyd: so kehret den Staub vom Boden in einen Winkel der Stube zusammen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0111] gelinde hättet abwischen wollen: so müßte, glaubtet ihr, die Feuchtigkeit der Luft den Leim des Rahmen aufgelöset haben, und daher wäre es zu Boden gefallen, da ihr es nur eben angerühret. Das hätte dem Besten, ja der Herrschaft selbst, begegnen können. Oder so bald das Unglück geschehen ist, könnet ihr die Bänder zerschneiden, womit der Spiegel an der Wand befestiget gewesen, und ihn solcher Gestalt platt auf die Erde fallen lassen. Da müßt ihr den Augenblick voller Schrecken zu eurer Dame laufen, es ihr erzählen, und auf den fluchen, der ihn aufgehänget hat. Ihr müßt dabey sagen: ihr wäret noch eben zum Glücke darunter weggekommen, daß er euch nicht auf den Kopf gefallen. Ich biete euch diese Mittel aus einem Verlangen an, das ich besitze, die Unschuld zu vertheidigen. Denn ihr müßt gewiß unschuldig seyn, wofern ihr nicht das Glas mit großem Fleisse zerbrechet, welches ich aber auf keine Weise entschuldigen will, ihr müßtet denn besonders große Ursache dazu gehabt haben. Beschmieret die Feuerzange und Schaufel überall mit Oele, nicht nur um den Rost davon abzuhalten, sondern auch zu verhüten, daß gar zu geschäfftige Leute durch das Rühren im Feuer eures Herrn Kohlen nicht gar zu sehr vermindern. Wenn ihr eilfertig seyd: so kehret den Staub vom Boden in einen Winkel der Stube zusammen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-25T17:50:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-25T17:50:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-25T17:50:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/111
Zitationshilfe: Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/111>, abgerufen am 23.11.2024.