Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.der Geister. sen; weil er nun grosse Meynung von sichhatte, hat er sich einen hochtragenden Wür- kungs-Crayß vor andern zugezogen, und weil er ein solcher war, so flohen die Geister plötzlich von ihm, so daß keiner sich sehen ließ, als er allein, der damal den ganzen Crayß um und um erfüllt, in welchem er sich beschauete; bald hernach, als er von de- nen ihm geselligen Geistern ganz entäussert war, ist er in einen ganz andern Zustand verfallen; da derjenige, welcher von seiner Gesellschaft in jener Welt verlassen wird, wird anfänglich wie halb todt, sein Leben wird alsdann nur unterhalten von dem Ein- fluß des Himmels in sein Jnneres, da hat er angefangen zu wehklagen und Pein zu fühlen: Hernach haben andere Geister ihm gesagt, daß sie seine Gegenwart, weil er grösser seyn wolle als andere, nicht haben ertragen können. Endlich hat er andere Mitgesellen bekommen, und ist in die Höhe erhaben worden, da ihme vorgekommen, daß er allein die Welt regiere, dann wann einer sich selbst überlassen wird, so bläßt ihm die Eigenliebe so grosse Dinge ein; nach der Hand ist er unter die höllische Rotte gewor- fen worden: Ein solches Loos bleibt denen, welche sich grösser als andere dünken; die Eigenliebe ist vor aller andern Liebe der ge- genseitigen Liebe zuwider, welche im Leben des Himmels ist. Ein
der Geiſter. ſen; weil er nun groſſe Meynung von ſichhatte, hat er ſich einen hochtragenden Wuͤr- kungs-Crayß vor andern zugezogen, und weil er ein ſolcher war, ſo flohen die Geiſter ploͤtzlich von ihm, ſo daß keiner ſich ſehen ließ, als er allein, der damal den ganzen Crayß um und um erfuͤllt, in welchem er ſich beſchauete; bald hernach, als er von de- nen ihm geſelligen Geiſtern ganz entaͤuſſert war, iſt er in einen ganz andern Zuſtand verfallen; da derjenige, welcher von ſeiner Geſellſchaft in jener Welt verlaſſen wird, wird anfaͤnglich wie halb todt, ſein Leben wird alsdann nur unterhalten von dem Ein- fluß des Himmels in ſein Jnneres, da hat er angefangen zu wehklagen und Pein zu fuͤhlen: Hernach haben andere Geiſter ihm geſagt, daß ſie ſeine Gegenwart, weil er groͤſſer ſeyn wolle als andere, nicht haben ertragen koͤnnen. Endlich hat er andere Mitgeſellen bekommen, und iſt in die Hoͤhe erhaben worden, da ihme vorgekommen, daß er allein die Welt regiere, dann wann einer ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird, ſo blaͤßt ihm die Eigenliebe ſo groſſe Dinge ein; nach der Hand iſt er unter die hoͤlliſche Rotte gewor- fen worden: Ein ſolches Loos bleibt denen, welche ſich groͤſſer als andere duͤnken; die Eigenliebe iſt vor aller andern Liebe der ge- genſeitigen Liebe zuwider, welche im Leben des Himmels iſt. Ein
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der Geiſter.
ſen; weil er nun groſſe Meynung von ſich
hatte, hat er ſich einen hochtragenden Wuͤr-
kungs-Crayß vor andern zugezogen, und
weil er ein ſolcher war, ſo flohen die Geiſter
ploͤtzlich von ihm, ſo daß keiner ſich ſehen
ließ, als er allein, der damal den ganzen
Crayß um und um erfuͤllt, in welchem er
ſich beſchauete; bald hernach, als er von de-
nen ihm geſelligen Geiſtern ganz entaͤuſſert
war, iſt er in einen ganz andern Zuſtand
verfallen; da derjenige, welcher von ſeiner
Geſellſchaft in jener Welt verlaſſen wird,
wird anfaͤnglich wie halb todt, ſein Leben
wird alsdann nur unterhalten von dem Ein-
fluß des Himmels in ſein Jnneres, da hat
er angefangen zu wehklagen und Pein zu
fuͤhlen: Hernach haben andere Geiſter ihm
geſagt, daß ſie ſeine Gegenwart, weil er
groͤſſer ſeyn wolle als andere, nicht haben
ertragen koͤnnen. Endlich hat er andere
Mitgeſellen bekommen, und iſt in die Hoͤhe
erhaben worden, da ihme vorgekommen,
daß er allein die Welt regiere, dann wann
einer ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird, ſo blaͤßt ihm
die Eigenliebe ſo groſſe Dinge ein; nach der
Hand iſt er unter die hoͤlliſche Rotte gewor-
fen worden: Ein ſolches Loos bleibt denen,
welche ſich groͤſſer als andere duͤnken; die
Eigenliebe iſt vor aller andern Liebe der ge-
genſeitigen Liebe zuwider, welche im Leben
des Himmels iſt.
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