Man muß sich wundern, daß diese Rei- menweiß lauffende oder harmonische Redart der Gesänger denen Geistern natürlich ist; sie reden also untereinander, ob sie es gleich nicht wissen. Die Seelen bekommen gleich- balden nach dem Tod ein Geschick so zu reden. Jch selbst bin in ein gleiches Geschick versetzt, und endlich ist es mir ganz geläuffig und ge- wohnt worden. Jhre Redart ist deswegen so beschaffen, weil sie in der Gesellschaft re- den, welches sie gemeiniglich nicht wissen. Jst dieses nicht das klatste Anzeigen, daß sie alle in gewisse Gesellschaften eingetheilt sind, und daß daher alles aus dem Bild gewisser For- men der Gesellschaft fließt.
Die Unterredungen der Geister mit dem Menschen geschehen vermittelst der wörtlichen Stimmen (per voces) da hingegen die Spra- che der Geister untereinander durch Jdeen, welche von den Worten ursprünglich sind (ori- ginarias vocum) geschieht, sie sind aber nicht so undeutlich wie bey dem Menschen, so lang er in dem Leib lebt, sondern so deutlich wie die Reden. Die Gedanken der Menschen werden nach dem Tod deutlicher und klärer, und die Jdeen der Gedanken kommen zu grös- serer Unterscheidung, so, daß sie als deutli- che Formen der Sprache dienen: Dann das dunkele ist mit dem Leib *) zerstreut worden,
und
*) Den Leib, oder wie es Swedenborg
an
E 3
und der Engel.
Man muß ſich wundern, daß dieſe Rei- menweiß lauffende oder harmoniſche Redart der Geſaͤnger denen Geiſtern natuͤrlich iſt; ſie reden alſo untereinander, ob ſie es gleich nicht wiſſen. Die Seelen bekommen gleich- balden nach dem Tod ein Geſchick ſo zu reden. Jch ſelbſt bin in ein gleiches Geſchick verſetzt, und endlich iſt es mir ganz gelaͤuffig und ge- wohnt worden. Jhre Redart iſt deswegen ſo beſchaffen, weil ſie in der Geſellſchaft re- den, welches ſie gemeiniglich nicht wiſſen. Jſt dieſes nicht das klatſte Anzeigen, daß ſie alle in gewiſſe Geſellſchaften eingetheilt ſind, und daß daher alles aus dem Bild gewiſſer For- men der Geſellſchaft fließt.
Die Unterredungen der Geiſter mit dem Menſchen geſchehen vermittelſt der woͤrtlichen Stimmen (per voces) da hingegen die Spra- che der Geiſter untereinander durch Jdeen, welche von den Worten urſpruͤnglich ſind (ori- ginarias vocum) geſchieht, ſie ſind aber nicht ſo undeutlich wie bey dem Menſchen, ſo lang er in dem Leib lebt, ſondern ſo deutlich wie die Reden. Die Gedanken der Menſchen werden nach dem Tod deutlicher und klaͤrer, und die Jdeen der Gedanken kommen zu groͤſ- ſerer Unterſcheidung, ſo, daß ſie als deutli- che Formen der Sprache dienen: Dann das dunkele iſt mit dem Leib *) zerſtreut worden,
und
*) Den Leib, oder wie es Swedenborg
an
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und der Engel.
Man muß ſich wundern, daß dieſe Rei-
menweiß lauffende oder harmoniſche Redart
der Geſaͤnger denen Geiſtern natuͤrlich iſt;
ſie reden alſo untereinander, ob ſie es gleich
nicht wiſſen. Die Seelen bekommen gleich-
balden nach dem Tod ein Geſchick ſo zu reden.
Jch ſelbſt bin in ein gleiches Geſchick verſetzt,
und endlich iſt es mir ganz gelaͤuffig und ge-
wohnt worden. Jhre Redart iſt deswegen
ſo beſchaffen, weil ſie in der Geſellſchaft re-
den, welches ſie gemeiniglich nicht wiſſen. Jſt
dieſes nicht das klatſte Anzeigen, daß ſie alle
in gewiſſe Geſellſchaften eingetheilt ſind, und
daß daher alles aus dem Bild gewiſſer For-
men der Geſellſchaft fließt.
Die Unterredungen der Geiſter mit dem
Menſchen geſchehen vermittelſt der woͤrtlichen
Stimmen (per voces) da hingegen die Spra-
che der Geiſter untereinander durch Jdeen,
welche von den Worten urſpruͤnglich ſind (ori-
ginarias vocum) geſchieht, ſie ſind aber nicht
ſo undeutlich wie bey dem Menſchen, ſo lang
er in dem Leib lebt, ſondern ſo deutlich wie
die Reden. Die Gedanken der Menſchen
werden nach dem Tod deutlicher und klaͤrer,
und die Jdeen der Gedanken kommen zu groͤſ-
ſerer Unterſcheidung, ſo, daß ſie als deutli-
che Formen der Sprache dienen: Dann das
dunkele iſt mit dem Leib *) zerſtreut worden,
und
*) Den Leib, oder wie es Swedenborg
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/69>, abgerufen am 16.02.2025.
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