Das fünfte Element sind die wässerige Dünste, welche aus der Oberfläche des war- men Wassers aufsteigen in die Luft; indem der AEther sie in sich nimmt, und sich mit Wasser bekleidet, eben wie die ätherische Thei- le von den Elementischen ersten in den AEther und von den Elementischen zweyten in Luft verwandelt worden sind.
Nun kommt er auf das Patadoxon, daß die Erde anfangs näher an der Sonne gewe- sen, und in Wirbelförmiger Bewegung um dieselbe geloffen, anfangs in kleine Circuln, hernach in grössern: Daß also der Alt-Vät- ter Jähre kürzer hätten seyn müssen, wel- ches mir nicht glaublich ist.
Was die Seele des Menschen in dem Leib betrift, so glaubt er, weil er nichts fin- den kann, das nicht nach mechanischen Reguln würkt, und weil kein Finitum ohne Exten- sion concipirt werden kann, auch die Seele kein purum simplex seyn könne, sondern al- lerdings bey der Activitaet der Seele auch ein Passivum seyn müsse, so müsse auch die See- le nach mechanischen Reglen würken. Die Seele seye zwar aus andern Gründen un- sterblich, gleichwohl seye sie dem contiguo na- turali zugeordnet, d. i. es werde immer eines vom andern bewegt, biß endlich die Bewe- gung in die Seele reiche. Er glaubt, es
gebe
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der irrdiſchen Philoſophie.
Das fuͤnfte Element ſind die waͤſſerige Duͤnſte, welche aus der Oberflaͤche des war- men Waſſers aufſteigen in die Luft; indem der Æther ſie in ſich nimmt, und ſich mit Waſſer bekleidet, eben wie die aͤtheriſche Thei- le von den Elementiſchen erſten in den Æther und von den Elementiſchen zweyten in Luft verwandelt worden ſind.
Nun kommt er auf das Patadoxon, daß die Erde anfangs naͤher an der Sonne gewe- ſen, und in Wirbelfoͤrmiger Bewegung um dieſelbe geloffen, anfangs in kleine Circuln, hernach in groͤſſern: Daß alſo der Alt-Vaͤt- ter Jaͤhre kuͤrzer haͤtten ſeyn muͤſſen, wel- ches mir nicht glaublich iſt.
Was die Seele des Menſchen in dem Leib betrift, ſo glaubt er, weil er nichts fin- den kann, das nicht nach mechaniſchen Reguln wuͤrkt, und weil kein Finitum ohne Exten- ſion concipirt werden kann, auch die Seele kein purum ſimplex ſeyn koͤnne, ſondern al- lerdings bey der Activitæt der Seele auch ein Paſſivum ſeyn muͤſſe, ſo muͤſſe auch die See- le nach mechaniſchen Reglen wuͤrken. Die Seele ſeye zwar aus andern Gruͤnden un- ſterblich, gleichwohl ſeye ſie dem contiguo na- turali zugeordnet, d. i. es werde immer eines vom andern bewegt, biß endlich die Bewe- gung in die Seele reiche. Er glaubt, es
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der irrdiſchen Philoſophie.
Das fuͤnfte Element ſind die waͤſſerige
Duͤnſte, welche aus der Oberflaͤche des war-
men Waſſers aufſteigen in die Luft; indem
der Æther ſie in ſich nimmt, und ſich mit
Waſſer bekleidet, eben wie die aͤtheriſche Thei-
le von den Elementiſchen erſten in den Æther
und von den Elementiſchen zweyten in Luft
verwandelt worden ſind.
Nun kommt er auf das Patadoxon, daß
die Erde anfangs naͤher an der Sonne gewe-
ſen, und in Wirbelfoͤrmiger Bewegung um
dieſelbe geloffen, anfangs in kleine Circuln,
hernach in groͤſſern: Daß alſo der Alt-Vaͤt-
ter Jaͤhre kuͤrzer haͤtten ſeyn muͤſſen, wel-
ches mir nicht glaublich iſt.
Was die Seele des Menſchen in dem
Leib betrift, ſo glaubt er, weil er nichts fin-
den kann, das nicht nach mechaniſchen Reguln
wuͤrkt, und weil kein Finitum ohne Exten-
ſion concipirt werden kann, auch die Seele
kein purum ſimplex ſeyn koͤnne, ſondern al-
lerdings bey der Activitæt der Seele auch ein
Paſſivum ſeyn muͤſſe, ſo muͤſſe auch die See-
le nach mechaniſchen Reglen wuͤrken. Die
Seele ſeye zwar aus andern Gruͤnden un-
ſterblich, gleichwohl ſeye ſie dem contiguo na-
turali zugeordnet, d. i. es werde immer eines
vom andern bewegt, biß endlich die Bewe-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/21>, abgerufen am 27.07.2024.
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