Es gibt eine Art von Haß gegen den Näch- sten, da es einiger ihre Freude ist, Unrecht zu thun, und jedermann zu verunruhigen, und je mehr sie Schaden thun können, desto grös- ser ist auch ihr Vergnügen; dergleichen gibt es viele unter dem gemeinsten Pöbel; es gibt auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen Hauffen sind, jenen aber dem Sinn nach gleich kommen, wiewohl sie dem äusserlichen nach gesitteter sind, indem sie zur Höflichkeit auf- erzogen worden, und die Straffen der Gesetze scheuen: Diese erscheinen nackend nach dem Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um- herfliegenden Haaren; sie rennen auf einan- der loß, stellen die Hände dem andern auf die Achseln, und fallen ihn also an, sie springen dem andern auf den Kopf, sie kehren etliche mal um, und kommen gleich wieder, und schlagen mit Fäusten drein: Diejenigen, welche, wie gemeldt, gesitteter gewesen sind, machen es auch also, sie grüssen aber vorher einander, schleichen sich hintenhinum, und versetzen ih- nen eines mit der Faust; wann sie aber im Gesicht sehen, so grüssen sie freundlich, und gehen wieder hinten hinum, und schlagen mit der Faust darem; also erhalten sie den Schein. Sie werden links in einer mittlern Höhe auf einige Weite gesehen.
Alles was ein Mensch bey Leibes-Leben ge- than hat, das kommt wieder nach und nach in dem andern Leben, ja auch was er gedacht hat.
Wenn
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Rachgierigen und Grauſamen.
Es gibt eine Art von Haß gegen den Naͤch- ſten, da es einiger ihre Freude iſt, Unrecht zu thun, und jedermann zu verunruhigen, und je mehr ſie Schaden thun koͤnnen, deſto groͤſ- ſer iſt auch ihr Vergnuͤgen; dergleichen gibt es viele unter dem gemeinſten Poͤbel; es gibt auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen Hauffen ſind, jenen aber dem Sinn nach gleich kommen, wiewohl ſie dem aͤuſſerlichen nach geſitteter ſind, indem ſie zur Hoͤflichkeit auf- erzogen worden, und die Straffen der Geſetze ſcheuen: Dieſe erſcheinen nackend nach dem Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um- herfliegenden Haaren; ſie rennen auf einan- der loß, ſtellen die Haͤnde dem andern auf die Achſeln, und fallen ihn alſo an, ſie ſpringen dem andern auf den Kopf, ſie kehren etliche mal um, und kommen gleich wieder, und ſchlagen mit Faͤuſten drein: Diejenigen, welche, wie gemeldt, geſitteter geweſen ſind, machen es auch alſo, ſie gruͤſſen aber vorher einander, ſchleichen ſich hintenhinum, und verſetzen ih- nen eines mit der Fauſt; wann ſie aber im Geſicht ſehen, ſo gruͤſſen ſie freundlich, und gehen wieder hinten hinum, und ſchlagen mit der Fauſt darem; alſo erhalten ſie den Schein. Sie werden links in einer mittlern Hoͤhe auf einige Weite geſehen.
Alles was ein Menſch bey Leibes-Leben ge- than hat, das kommt wieder nach und nach in dem andern Leben, ja auch was er gedacht hat.
Wenn
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Rachgierigen und Grauſamen.
Es gibt eine Art von Haß gegen den Naͤch-
ſten, da es einiger ihre Freude iſt, Unrecht zu
thun, und jedermann zu verunruhigen, und
je mehr ſie Schaden thun koͤnnen, deſto groͤſ-
ſer iſt auch ihr Vergnuͤgen; dergleichen gibt es
viele unter dem gemeinſten Poͤbel; es gibt
auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen
Hauffen ſind, jenen aber dem Sinn nach gleich
kommen, wiewohl ſie dem aͤuſſerlichen nach
geſitteter ſind, indem ſie zur Hoͤflichkeit auf-
erzogen worden, und die Straffen der Geſetze
ſcheuen: Dieſe erſcheinen nackend nach dem
Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um-
herfliegenden Haaren; ſie rennen auf einan-
der loß, ſtellen die Haͤnde dem andern auf die
Achſeln, und fallen ihn alſo an, ſie ſpringen
dem andern auf den Kopf, ſie kehren etliche mal
um, und kommen gleich wieder, und ſchlagen
mit Faͤuſten drein: Diejenigen, welche, wie
gemeldt, geſitteter geweſen ſind, machen es
auch alſo, ſie gruͤſſen aber vorher einander,
ſchleichen ſich hintenhinum, und verſetzen ih-
nen eines mit der Fauſt; wann ſie aber im
Geſicht ſehen, ſo gruͤſſen ſie freundlich, und
gehen wieder hinten hinum, und ſchlagen mit
der Fauſt darem; alſo erhalten ſie den Schein.
Sie werden links in einer mittlern Hoͤhe auf
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Alles was ein Menſch bey Leibes-Leben ge-
than hat, das kommt wieder nach und nach in
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/153>, abgerufen am 28.07.2024.
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