Straffen des Gesetzes noch Einhalt gethan bätten. So lauft es endlich mit den Feind- seligkeiten und Grausamkeiten der Menschen ab nach dem Leben des Leibes: Jhre daher ent- stehende Phantasien sind gleich als lebten sie.
Diejenigen, welche bey Leibes-Leben Räu- bereyen zu Land und auf dem Wasser getrieben haben, lieben vor andern flüßigen Dingen den stinkenden und stark riechenden Urin, nach ih- rem Bedünken wohnen sie auch in dergleichen Dingen und stinkenden Pfützen. Es kam ein Räuber zu mir, der knirschte mit den Zäh- nen, der Laut davon wurde zum Wunder so ausdrücklich gehört, als wie von einem Men- schen, ob sie gleich keine Zähne haben. Er be- kannte, daß er viel lieber in wüsten Dingen von Urin leben möchte, als in dem klaresten Wasser, und daß es der Gestank vom Urin sey, woran er sich delectirt; er sagte, er wol- le lieber vor andern in Tonnen von Urin sich aufhalten, und da seine Wohnung haben.
Es giebt einige, welche von aussen ein ehr- lich Gesicht und ein ehrbares Leben zu haben scheinen, so daß sie honnet seyen: sie befleißi- gen sich auf alle Art, ein solches Ansehen zu haben, aus der Ursache, weil sie gerne möch- ten zu Ehren sich empor schwingen, und ohne Abbruch ihrer Reputation Gewinn machen: Darum thun sie es auch nicht offentlich, son- dern sie nehmen andern ihr Gut durch andere
mit
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Rachgierigen und Grauſamen.
Straffen des Geſetzes noch Einhalt gethan baͤtten. So lauft es endlich mit den Feind- ſeligkeiten und Grauſamkeiten der Menſchen ab nach dem Leben des Leibes: Jhre daher ent- ſtehende Phantaſien ſind gleich als lebten ſie.
Diejenigen, welche bey Leibes-Leben Raͤu- bereyen zu Land und auf dem Waſſer getrieben haben, lieben vor andern fluͤßigen Dingen den ſtinkenden und ſtark riechenden Urin, nach ih- rem Beduͤnken wohnen ſie auch in dergleichen Dingen und ſtinkenden Pfuͤtzen. Es kam ein Raͤuber zu mir, der knirſchte mit den Zaͤh- nen, der Laut davon wurde zum Wunder ſo ausdruͤcklich gehoͤrt, als wie von einem Men- ſchen, ob ſie gleich keine Zaͤhne haben. Er be- kannte, daß er viel lieber in wuͤſten Dingen von Urin leben moͤchte, als in dem klareſten Waſſer, und daß es der Geſtank vom Urin ſey, woran er ſich delectirt; er ſagte, er wol- le lieber vor andern in Tonnen von Urin ſich aufhalten, und da ſeine Wohnung haben.
Es giebt einige, welche von auſſen ein ehr- lich Geſicht und ein ehrbares Leben zu haben ſcheinen, ſo daß ſie honnet ſeyen: ſie befleißi- gen ſich auf alle Art, ein ſolches Anſehen zu haben, aus der Urſache, weil ſie gerne moͤch- ten zu Ehren ſich empor ſchwingen, und ohne Abbruch ihrer Reputation Gewinn machen: Darum thun ſie es auch nicht offentlich, ſon- dern ſie nehmen andern ihr Gut durch andere
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Rachgierigen und Grauſamen.
Straffen des Geſetzes noch Einhalt gethan
baͤtten. So lauft es endlich mit den Feind-
ſeligkeiten und Grauſamkeiten der Menſchen
ab nach dem Leben des Leibes: Jhre daher ent-
ſtehende Phantaſien ſind gleich als lebten ſie.
Diejenigen, welche bey Leibes-Leben Raͤu-
bereyen zu Land und auf dem Waſſer getrieben
haben, lieben vor andern fluͤßigen Dingen den
ſtinkenden und ſtark riechenden Urin, nach ih-
rem Beduͤnken wohnen ſie auch in dergleichen
Dingen und ſtinkenden Pfuͤtzen. Es kam
ein Raͤuber zu mir, der knirſchte mit den Zaͤh-
nen, der Laut davon wurde zum Wunder ſo
ausdruͤcklich gehoͤrt, als wie von einem Men-
ſchen, ob ſie gleich keine Zaͤhne haben. Er be-
kannte, daß er viel lieber in wuͤſten Dingen
von Urin leben moͤchte, als in dem klareſten
Waſſer, und daß es der Geſtank vom Urin
ſey, woran er ſich delectirt; er ſagte, er wol-
le lieber vor andern in Tonnen von Urin ſich
aufhalten, und da ſeine Wohnung haben.
Es giebt einige, welche von auſſen ein ehr-
lich Geſicht und ein ehrbares Leben zu haben
ſcheinen, ſo daß ſie honnet ſeyen: ſie befleißi-
gen ſich auf alle Art, ein ſolches Anſehen zu
haben, aus der Urſache, weil ſie gerne moͤch-
ten zu Ehren ſich empor ſchwingen, und ohne
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Darum thun ſie es auch nicht offentlich, ſon-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/151>, abgerufen am 28.07.2024.
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