Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Höllen der Feindseligen,
hends erfahren, daß er erst neulich gestorben,
nachdem er eine solche That begangen hatte.
Jhre Bestraffung ist gräulich: wann sie die
höllische Martern ganze Jahrhunderte hin-
durch ausgestanden haben, wird ihr Gesicht
scheußlich und sehr ungestalt, so daß es kein
Gesicht mehr, sondern etwas ist als wie von
Abwerg, schwarz-gelb. Demnach legen sie
alles Menschliche ab, und wer sie siehet, ent-
setzt sich vor ihnen: Deßwegen schweiffen sie
wie die wilden Thiere an schattigen Orten
herum.

Es kam einer aus einer höllischen Cammer,
die auf der linken Seite liegt, zu mir, und re-
dete mit mir: Jch konnte merken, daß er un-
ter den Lasterhaften ist. Was er auf der Welt
begangen hatte, wurde also entdeckt: Er wur-
de auf die untere Erde etwas vorwärts ein
wenig links hinunter gelassen, biß es tief ge-
nug war, und da fieng er an eine Grube aus-
zuwerffen, wie die, welche sie für die Todten
machen, die man begraben muß: Daraus ent-
stund der Verdacht, daß er einen Mord bey
Leibes Leben begangen haben müsse: darauf
erschien eine Todenbaar mit schwarzem Tuch
umhängt, sogleich stund einer von denselben
auf, kam zu mir, und erzählte mit einer from-
men Mine, er seye gestorben, in der Meynung,
daß er ihn mit Gift vergeben, und daß er diß
um die Stunde des Todes gedacht habe, aber

doch

Von den Hoͤllen der Feindſeligen,
hends erfahren, daß er erſt neulich geſtorben,
nachdem er eine ſolche That begangen hatte.
Jhre Beſtraffung iſt graͤulich: wann ſie die
hoͤlliſche Martern ganze Jahrhunderte hin-
durch ausgeſtanden haben, wird ihr Geſicht
ſcheußlich und ſehr ungeſtalt, ſo daß es kein
Geſicht mehr, ſondern etwas iſt als wie von
Abwerg, ſchwarz-gelb. Demnach legen ſie
alles Menſchliche ab, und wer ſie ſiehet, ent-
ſetzt ſich vor ihnen: Deßwegen ſchweiffen ſie
wie die wilden Thiere an ſchattigen Orten
herum.

Es kam einer aus einer hoͤlliſchen Cammer,
die auf der linken Seite liegt, zu mir, und re-
dete mit mir: Jch konnte merken, daß er un-
ter den Laſterhaften iſt. Was er auf der Welt
begangen hatte, wurde alſo entdeckt: Er wur-
de auf die untere Erde etwas vorwaͤrts ein
wenig links hinunter gelaſſen, biß es tief ge-
nug war, und da fieng er an eine Grube aus-
zuwerffen, wie die, welche ſie fuͤr die Todten
machen, die man begraben muß: Daraus ent-
ſtund der Verdacht, daß er einen Mord bey
Leibes Leben begangen haben muͤſſe: darauf
erſchien eine Todenbaar mit ſchwarzem Tuch
umhaͤngt, ſogleich ſtund einer von denſelben
auf, kam zu mir, und erzaͤhlte mit einer from-
men Mine, er ſeye geſtorben, in der Meynung,
daß er ihn mit Gift vergeben, und daß er diß
um die Stunde des Todes gedacht habe, aber

doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0148" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Ho&#x0364;llen der Feind&#x017F;eligen,</hi></fw><lb/>
hends erfahren, daß er er&#x017F;t neulich ge&#x017F;torben,<lb/>
nachdem er eine &#x017F;olche That begangen hatte.<lb/>
Jhre Be&#x017F;traffung i&#x017F;t gra&#x0364;ulich: wann &#x017F;ie die<lb/>
ho&#x0364;lli&#x017F;che Martern ganze Jahrhunderte hin-<lb/>
durch ausge&#x017F;tanden haben, wird ihr Ge&#x017F;icht<lb/>
&#x017F;cheußlich und &#x017F;ehr unge&#x017F;talt, &#x017F;o daß es kein<lb/>
Ge&#x017F;icht mehr, &#x017F;ondern etwas i&#x017F;t als wie von<lb/>
Abwerg, &#x017F;chwarz-gelb. Demnach legen &#x017F;ie<lb/>
alles Men&#x017F;chliche ab, und wer &#x017F;ie &#x017F;iehet, ent-<lb/>
&#x017F;etzt &#x017F;ich vor ihnen: Deßwegen &#x017F;chweiffen &#x017F;ie<lb/>
wie die wilden Thiere an &#x017F;chattigen Orten<lb/>
herum.</p><lb/>
            <p>Es kam einer aus einer ho&#x0364;lli&#x017F;chen Cammer,<lb/>
die auf der linken Seite liegt, zu mir, und re-<lb/>
dete mit mir: Jch konnte merken, daß er un-<lb/>
ter den La&#x017F;terhaften i&#x017F;t. Was er auf der Welt<lb/>
begangen hatte, wurde al&#x017F;o entdeckt: Er wur-<lb/>
de auf die untere Erde etwas vorwa&#x0364;rts ein<lb/>
wenig links hinunter gela&#x017F;&#x017F;en, biß es tief ge-<lb/>
nug war, und da fieng er an eine Grube aus-<lb/>
zuwerffen, wie die, welche &#x017F;ie fu&#x0364;r die Todten<lb/>
machen, die man begraben muß: Daraus ent-<lb/>
&#x017F;tund der Verdacht, daß er einen Mord bey<lb/>
Leibes Leben begangen haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e: darauf<lb/>
er&#x017F;chien eine Todenbaar mit &#x017F;chwarzem Tuch<lb/>
umha&#x0364;ngt, &#x017F;ogleich &#x017F;tund einer von den&#x017F;elben<lb/>
auf, kam zu mir, und erza&#x0364;hlte mit einer from-<lb/>
men Mine, er &#x017F;eye ge&#x017F;torben, in der Meynung,<lb/>
daß er ihn mit Gift vergeben, und daß er diß<lb/>
um die Stunde des Todes gedacht habe, aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0148] Von den Hoͤllen der Feindſeligen, hends erfahren, daß er erſt neulich geſtorben, nachdem er eine ſolche That begangen hatte. Jhre Beſtraffung iſt graͤulich: wann ſie die hoͤlliſche Martern ganze Jahrhunderte hin- durch ausgeſtanden haben, wird ihr Geſicht ſcheußlich und ſehr ungeſtalt, ſo daß es kein Geſicht mehr, ſondern etwas iſt als wie von Abwerg, ſchwarz-gelb. Demnach legen ſie alles Menſchliche ab, und wer ſie ſiehet, ent- ſetzt ſich vor ihnen: Deßwegen ſchweiffen ſie wie die wilden Thiere an ſchattigen Orten herum. Es kam einer aus einer hoͤlliſchen Cammer, die auf der linken Seite liegt, zu mir, und re- dete mit mir: Jch konnte merken, daß er un- ter den Laſterhaften iſt. Was er auf der Welt begangen hatte, wurde alſo entdeckt: Er wur- de auf die untere Erde etwas vorwaͤrts ein wenig links hinunter gelaſſen, biß es tief ge- nug war, und da fieng er an eine Grube aus- zuwerffen, wie die, welche ſie fuͤr die Todten machen, die man begraben muß: Daraus ent- ſtund der Verdacht, daß er einen Mord bey Leibes Leben begangen haben muͤſſe: darauf erſchien eine Todenbaar mit ſchwarzem Tuch umhaͤngt, ſogleich ſtund einer von denſelben auf, kam zu mir, und erzaͤhlte mit einer from- men Mine, er ſeye geſtorben, in der Meynung, daß er ihn mit Gift vergeben, und daß er diß um die Stunde des Todes gedacht habe, aber doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/148
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/148>, abgerufen am 02.05.2024.