Die, welche die Gerechtigkeit durch gute Werke haben verdienen wollen, und also die Kraft selig zu machen sich, und nicht dem HErrn und seiner Gerechtigkeit und Verdienst zugeschrieben, auch sich in ihren Gedanken und Leben darinn verhärtet haben: Deren falsche Principia werden in dem andern Le- ben in Phantasien verkehrt, daß es sie be- dünkt, sie spalten Holz; so kommt es ihnen gänzlich vor. Jch habe mit ihnen geredet. Wann sie in ihrer Arbeit begriffen sind und gefragt werden, ob sie nicht müde seyen? so antworten sie, sie hätten noch nicht so viel gearbeitet, daß sie den Himmel verdie- nen könnten. Wann sie Holz hauen, scheint es, als wann gleichsam etwas von dem HErrn unter dem Holz wäre, also daß das Holz ein Meritum sey; je mehr von dem HErrn in dem Holz ist, desto länger müssen sie harren, wann aber diß sich anfangt zu verlieren, so gehet es mit ihrer Abstreifung zu Ende. End- lich werden sie so, daß sie auch in die gute Gesellschaften können aufgenommen werden, sie schweben aber noch lange zwischen dem Wahren und Falschen. Für die, welche fromm gelebt haben, sorget der HErr gar sehr, und schicket ihnen immer die Engel zu. Diese sind es, welche in der Jüdischen Kir- che durch die Holzhauer vorgestellet wurden, Jos. 9, 23. 27.
Wel-
Von den Abſtreifungen.
Die, welche die Gerechtigkeit durch gute Werke haben verdienen wollen, und alſo die Kraft ſelig zu machen ſich, und nicht dem HErrn und ſeiner Gerechtigkeit und Verdienſt zugeſchrieben, auch ſich in ihren Gedanken und Leben darinn verhaͤrtet haben: Deren falſche Principia werden in dem andern Le- ben in Phantaſien verkehrt, daß es ſie be- duͤnkt, ſie ſpalten Holz; ſo kommt es ihnen gaͤnzlich vor. Jch habe mit ihnen geredet. Wann ſie in ihrer Arbeit begriffen ſind und gefragt werden, ob ſie nicht muͤde ſeyen? ſo antworten ſie, ſie haͤtten noch nicht ſo viel gearbeitet, daß ſie den Himmel verdie- nen koͤnnten. Wann ſie Holz hauen, ſcheint es, als wann gleichſam etwas von dem HErrn unter dem Holz waͤre, alſo daß das Holz ein Meritum ſey; je mehr von dem HErrn in dem Holz iſt, deſto laͤnger muͤſſen ſie harren, wann aber diß ſich anfangt zu verlieren, ſo gehet es mit ihrer Abſtreifung zu Ende. End- lich werden ſie ſo, daß ſie auch in die gute Geſellſchaften koͤnnen aufgenommen werden, ſie ſchweben aber noch lange zwiſchen dem Wahren und Falſchen. Fuͤr die, welche fromm gelebt haben, ſorget der HErr gar ſehr, und ſchicket ihnen immer die Engel zu. Dieſe ſind es, welche in der Juͤdiſchen Kir- che durch die Holzhauer vorgeſtellet wurden, Joſ. 9, 23. 27.
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Von den Abſtreifungen.
Die, welche die Gerechtigkeit durch gute
Werke haben verdienen wollen, und alſo die
Kraft ſelig zu machen ſich, und nicht dem
HErrn und ſeiner Gerechtigkeit und Verdienſt
zugeſchrieben, auch ſich in ihren Gedanken
und Leben darinn verhaͤrtet haben: Deren
falſche Principia werden in dem andern Le-
ben in Phantaſien verkehrt, daß es ſie be-
duͤnkt, ſie ſpalten Holz; ſo kommt es ihnen
gaͤnzlich vor. Jch habe mit ihnen geredet.
Wann ſie in ihrer Arbeit begriffen ſind und
gefragt werden, ob ſie nicht muͤde ſeyen?
ſo antworten ſie, ſie haͤtten noch nicht ſo
viel gearbeitet, daß ſie den Himmel verdie-
nen koͤnnten. Wann ſie Holz hauen, ſcheint
es, als wann gleichſam etwas von dem HErrn
unter dem Holz waͤre, alſo daß das Holz ein
Meritum ſey; je mehr von dem HErrn in
dem Holz iſt, deſto laͤnger muͤſſen ſie harren,
wann aber diß ſich anfangt zu verlieren, ſo
gehet es mit ihrer Abſtreifung zu Ende. End-
lich werden ſie ſo, daß ſie auch in die gute
Geſellſchaften koͤnnen aufgenommen werden,
ſie ſchweben aber noch lange zwiſchen dem
Wahren und Falſchen. Fuͤr die, welche
fromm gelebt haben, ſorget der HErr gar
ſehr, und ſchicket ihnen immer die Engel zu.
Dieſe ſind es, welche in der Juͤdiſchen Kir-
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Joſ. 9, 23. 27.
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/136>, abgerufen am 28.07.2024.
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