Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

der Seele und des Körpers.
nommen werde, Die Erkänntnis von die-
sen drey Graden ist heut zu Tage höchst nütz-
lich und heilsam, da viele, weil sie von sol-
chen nichts wissen, in dem untern Grad, in
welchem die Sinnen ihres Körpers sind, sie-
hen und hangen bleiben, und aus der Unwis-
senheit, die eine dicke Finsternis des Verstands
ist, in das geistliche Licht, welches über die-
selben geht, nicht erhöhet oder versetzet wer-
den können; dahero reißt der Naturalismus
gleichsam von freyen Stücken ein, so bald
sie sich nur vornehmen, etwas von der See-
le (de anima) und von dem menschlichen
Gemüth (de Mente humana) und von dessen
Vernünftigseyn zu untersuchen und auszu-
forschen, und noch mehr, wenn sie eine Un-
tersuchung vom Himmel und von dem Leben
nach dem Tod anstellen: dahero werden sie
denen gleich, die auf dem Markt stehen mit
Ferngläsern in den Händen und nach dem
Himmel gucken, und lächerliche Wahrsage-
reyen aushecken; oder auch denen, welche
von allem, was ihnen vor das Gesichte kommt,
und wovon sie reden hören, schwatzen und
raisonniren, ohne daß sie einen Verstand da-
von blicken lassen; diese aber sind wie Flei-
scher, welche die Anatomie zu verstehen glau-
ben, weil sie das Eingeweide der Ochsen und
Schaafe äuserlich aber nicht innerlich beschaut
haben. Es ist ein für allemal wahr, daß
das Denken aus dem Einfluß des blosen na-

türli-
D 5

der Seele und des Körpers.
nommen werde, Die Erkänntnis von die-
ſen drey Graden iſt heut zu Tage höchſt nütz-
lich und heilſam, da viele, weil ſie von ſol-
chen nichts wiſſen, in dem untern Grad, in
welchem die Sinnen ihres Körpers ſind, ſie-
hen und hangen bleiben, und aus der Unwiſ-
ſenheit, die eine dicke Finſternis des Verſtands
iſt, in das geiſtliche Licht, welches über die-
ſelben geht, nicht erhöhet oder verſetzet wer-
den können; dahero reißt der Naturalismus
gleichſam von freyen Stücken ein, ſo bald
ſie ſich nur vornehmen, etwas von der See-
le (de anima) und von dem menſchlichen
Gemüth (de Mente humana) und von deſſen
Vernünftigſeyn zu unterſuchen und auszu-
forſchen, und noch mehr, wenn ſie eine Un-
terſuchung vom Himmel und von dem Leben
nach dem Tod anſtellen: dahero werden ſie
denen gleich, die auf dem Markt ſtehen mit
Ferngläſern in den Händen und nach dem
Himmel gucken, und lächerliche Wahrſage-
reyen aushecken; oder auch denen, welche
von allem, was ihnen vor das Geſichte kommt,
und wovon ſie reden hören, ſchwatzen und
raiſonniren, ohne daß ſie einen Verſtand da-
von blicken laſſen; dieſe aber ſind wie Flei-
ſcher, welche die Anatomie zu verſtehen glau-
ben, weil ſie das Eingeweide der Ochſen und
Schaafe äuſerlich aber nicht innerlich beſchaut
haben. Es iſt ein für allemal wahr, daß
das Denken aus dem Einfluß des bloſen na-

türli-
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0061" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Seele und des Körpers.</hi></fw><lb/>
nommen werde, Die Erkänntnis von die-<lb/>
&#x017F;en drey Graden i&#x017F;t heut zu Tage höch&#x017F;t nütz-<lb/>
lich und heil&#x017F;am, da viele, weil &#x017F;ie von &#x017F;ol-<lb/>
chen nichts wi&#x017F;&#x017F;en, in dem untern Grad, in<lb/>
welchem die Sinnen ihres Körpers &#x017F;ind, &#x017F;ie-<lb/>
hen und hangen bleiben, und aus der Unwi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit, die eine dicke Fin&#x017F;ternis des Ver&#x017F;tands<lb/>
i&#x017F;t, in das gei&#x017F;tliche Licht, welches über die-<lb/>
&#x017F;elben geht, nicht erhöhet oder ver&#x017F;etzet wer-<lb/>
den können; dahero reißt der Naturalismus<lb/>
gleich&#x017F;am von freyen Stücken ein, &#x017F;o bald<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich nur vornehmen, etwas von der See-<lb/>
le (<hi rendition="#aq">de anima</hi>) und von dem men&#x017F;chlichen<lb/>
Gemüth (<hi rendition="#aq">de Mente humana</hi>) und von de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Vernünftig&#x017F;eyn zu unter&#x017F;uchen und auszu-<lb/>
for&#x017F;chen, und noch mehr, wenn &#x017F;ie eine Un-<lb/>
ter&#x017F;uchung vom Himmel und von dem Leben<lb/>
nach dem Tod an&#x017F;tellen: dahero werden &#x017F;ie<lb/>
denen gleich, die auf dem Markt &#x017F;tehen mit<lb/>
Fernglä&#x017F;ern in den Händen und nach dem<lb/>
Himmel gucken, und lächerliche Wahr&#x017F;age-<lb/>
reyen aushecken; oder auch denen, welche<lb/>
von allem, was ihnen vor das Ge&#x017F;ichte kommt,<lb/>
und wovon &#x017F;ie reden hören, &#x017F;chwatzen und<lb/>
rai&#x017F;onniren, ohne daß &#x017F;ie einen Ver&#x017F;tand da-<lb/>
von blicken la&#x017F;&#x017F;en; die&#x017F;e aber &#x017F;ind wie Flei-<lb/>
&#x017F;cher, welche die Anatomie zu ver&#x017F;tehen glau-<lb/>
ben, weil &#x017F;ie das Eingeweide der Och&#x017F;en und<lb/>
Schaafe äu&#x017F;erlich aber nicht innerlich be&#x017F;chaut<lb/>
haben. Es i&#x017F;t ein für allemal wahr, daß<lb/>
das Denken aus dem Einfluß des blo&#x017F;en na-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">türli-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0061] der Seele und des Körpers. nommen werde, Die Erkänntnis von die- ſen drey Graden iſt heut zu Tage höchſt nütz- lich und heilſam, da viele, weil ſie von ſol- chen nichts wiſſen, in dem untern Grad, in welchem die Sinnen ihres Körpers ſind, ſie- hen und hangen bleiben, und aus der Unwiſ- ſenheit, die eine dicke Finſternis des Verſtands iſt, in das geiſtliche Licht, welches über die- ſelben geht, nicht erhöhet oder verſetzet wer- den können; dahero reißt der Naturalismus gleichſam von freyen Stücken ein, ſo bald ſie ſich nur vornehmen, etwas von der See- le (de anima) und von dem menſchlichen Gemüth (de Mente humana) und von deſſen Vernünftigſeyn zu unterſuchen und auszu- forſchen, und noch mehr, wenn ſie eine Un- terſuchung vom Himmel und von dem Leben nach dem Tod anſtellen: dahero werden ſie denen gleich, die auf dem Markt ſtehen mit Ferngläſern in den Händen und nach dem Himmel gucken, und lächerliche Wahrſage- reyen aushecken; oder auch denen, welche von allem, was ihnen vor das Geſichte kommt, und wovon ſie reden hören, ſchwatzen und raiſonniren, ohne daß ſie einen Verſtand da- von blicken laſſen; dieſe aber ſind wie Flei- ſcher, welche die Anatomie zu verſtehen glau- ben, weil ſie das Eingeweide der Ochſen und Schaafe äuſerlich aber nicht innerlich beſchaut haben. Es iſt ein für allemal wahr, daß das Denken aus dem Einfluß des bloſen na- türli- D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/61
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/61>, abgerufen am 24.11.2024.