Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Reflexiones über dieß Buch.
solche unächte Art als lebendig vor den Au-
gen der Menschen zu scheinen. Jn jener Welt
darf man nicht anderst denken und anderst re-
den, wo man nicht will aus der Gesellschaft
der Aufrichtigen ausgestosen werden. Swe-
denborg hat, wie mich dünkt, von dem trokho
geneseos nach Jac. 3. gar keinen Begriff, so
sehr er auch im unsichtbaren bewandert ist.
Jac. 3. heißt es, die Zunge oder die Rede ist
eine Welt voll Ungerechtigkeit, sie befleckt den
ganzen Leib als eine falsch bildende Kraft, sie
bringt in eine der ersten reinen Ordnung wi-
drige Entzündung, den Umlauf, die Circular-
bewegung, dardurch alles entstehet, als von der
Hölle, welche lauter unordentliche Entzündung
ist, entflammt. Von dieser Sache hat Swe-
denborg keine Begriffe, wie Jacob Böhm.
Die Ursache ist hier nicht auszuführen: GOtt
wird es schon kund machen, warum Sweden-
borg nicht so weit hat sehen können als Jac.
Böhm. Swedenborgs Visa sind aus der will-
kührlichen Constitution der Begebenheiten in
jener Welt, davon Jac. Böhm wenig Einsicht
gehabt. Böhm aber hat das Jnnere der Selbst-
bewegung erblickt, aber nicht aussprechen kön-
nen; wir müssen demnach warten, biß GOtt
alle diese Dinge zusammen stellt.

Noch eine Anmerkung will ich kurz anfü-
gen. Die Sache von der Ehe hat Sweden-
borg aus eben dem willkührlichen Grund ganz
anderst eingesehen als Jacob Böhm. Man

denke
U 3

Reflexiones über dieß Buch.
ſolche unächte Art als lebendig vor den Au-
gen der Menſchen zu ſcheinen. Jn jener Welt
darf man nicht anderſt denken und anderſt re-
den, wo man nicht will aus der Geſellſchaft
der Aufrichtigen ausgeſtoſen werden. Swe-
denborg hat, wie mich dünkt, von dem τροχῶ
γενέσεως nach Jac. 3. gar keinen Begriff, ſo
ſehr er auch im unſichtbaren bewandert iſt.
Jac. 3. heißt es, die Zunge oder die Rede iſt
eine Welt voll Ungerechtigkeit, ſie befleckt den
ganzen Leib als eine falſch bildende Kraft, ſie
bringt in eine der erſten reinen Ordnung wi-
drige Entzündung, den Umlauf, die Circular-
bewegung, dardurch alles entſtehet, als von der
Hölle, welche lauter unordentliche Entzündung
iſt, entflammt. Von dieſer Sache hat Swe-
denborg keine Begriffe, wie Jacob Böhm.
Die Urſache iſt hier nicht auszuführen: GOtt
wird es ſchon kund machen, warum Sweden-
borg nicht ſo weit hat ſehen können als Jac.
Böhm. Swedenborgs Viſa ſind aus der will-
kührlichen Conſtitution der Begebenheiten in
jener Welt, davon Jac. Böhm wenig Einſicht
gehabt. Böhm aber hat das Jnnere der Selbſt-
bewegung erblickt, aber nicht ausſprechen kön-
nen; wir müſſen demnach warten, biß GOtt
alle dieſe Dinge zuſammen ſtellt.

Noch eine Anmerkung will ich kurz anfü-
gen. Die Sache von der Ehe hat Sweden-
borg aus eben dem willkührlichen Grund ganz
anderſt eingeſehen als Jacob Böhm. Man

denke
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0313" n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reflexiones über dieß Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;olche unächte Art als lebendig vor den Au-<lb/>
gen der Men&#x017F;chen zu &#x017F;cheinen. Jn jener Welt<lb/>
darf man nicht ander&#x017F;t denken und ander&#x017F;t re-<lb/>
den, wo man nicht will aus der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
der Aufrichtigen ausge&#x017F;to&#x017F;en werden. Swe-<lb/>
denborg hat, wie mich dünkt, von dem &#x03C4;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C7;&#x1FF6;<lb/>
&#x03B3;&#x03B5;&#x03BD;&#x03AD;&#x03C3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2; nach Jac. 3. gar keinen Begriff, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ehr er auch im un&#x017F;ichtbaren bewandert i&#x017F;t.<lb/>
Jac. 3. heißt es, die Zunge oder die Rede i&#x017F;t<lb/>
eine Welt voll Ungerechtigkeit, &#x017F;ie befleckt den<lb/>
ganzen Leib als eine fal&#x017F;ch bildende Kraft, &#x017F;ie<lb/>
bringt in eine der er&#x017F;ten reinen Ordnung wi-<lb/>
drige Entzündung, den Umlauf, die Circular-<lb/>
bewegung, dardurch alles ent&#x017F;tehet, als von der<lb/>
Hölle, welche lauter unordentliche Entzündung<lb/>
i&#x017F;t, entflammt. Von die&#x017F;er Sache hat Swe-<lb/>
denborg keine Begriffe, wie Jacob Böhm.<lb/>
Die Ur&#x017F;ache i&#x017F;t hier nicht auszuführen: GOtt<lb/>
wird es &#x017F;chon kund machen, warum Sweden-<lb/>
borg nicht &#x017F;o weit hat &#x017F;ehen können als Jac.<lb/>
Böhm. Swedenborgs <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;a</hi> &#x017F;ind aus der will-<lb/>
kührlichen Con&#x017F;titution der Begebenheiten in<lb/>
jener Welt, davon Jac. Böhm wenig Ein&#x017F;icht<lb/>
gehabt. Böhm aber hat das Jnnere der Selb&#x017F;t-<lb/>
bewegung erblickt, aber nicht aus&#x017F;prechen kön-<lb/>
nen; wir mü&#x017F;&#x017F;en demnach warten, biß GOtt<lb/>
alle die&#x017F;e Dinge zu&#x017F;ammen &#x017F;tellt.</p><lb/>
            <p>Noch eine Anmerkung will ich kurz anfü-<lb/>
gen. Die Sache von der <hi rendition="#fr">Ehe</hi> hat Sweden-<lb/>
borg aus eben dem willkührlichen Grund ganz<lb/>
ander&#x017F;t einge&#x017F;ehen als Jacob Böhm. Man<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">denke</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0313] Reflexiones über dieß Buch. ſolche unächte Art als lebendig vor den Au- gen der Menſchen zu ſcheinen. Jn jener Welt darf man nicht anderſt denken und anderſt re- den, wo man nicht will aus der Geſellſchaft der Aufrichtigen ausgeſtoſen werden. Swe- denborg hat, wie mich dünkt, von dem τροχῶ γενέσεως nach Jac. 3. gar keinen Begriff, ſo ſehr er auch im unſichtbaren bewandert iſt. Jac. 3. heißt es, die Zunge oder die Rede iſt eine Welt voll Ungerechtigkeit, ſie befleckt den ganzen Leib als eine falſch bildende Kraft, ſie bringt in eine der erſten reinen Ordnung wi- drige Entzündung, den Umlauf, die Circular- bewegung, dardurch alles entſtehet, als von der Hölle, welche lauter unordentliche Entzündung iſt, entflammt. Von dieſer Sache hat Swe- denborg keine Begriffe, wie Jacob Böhm. Die Urſache iſt hier nicht auszuführen: GOtt wird es ſchon kund machen, warum Sweden- borg nicht ſo weit hat ſehen können als Jac. Böhm. Swedenborgs Viſa ſind aus der will- kührlichen Conſtitution der Begebenheiten in jener Welt, davon Jac. Böhm wenig Einſicht gehabt. Böhm aber hat das Jnnere der Selbſt- bewegung erblickt, aber nicht ausſprechen kön- nen; wir müſſen demnach warten, biß GOtt alle dieſe Dinge zuſammen ſtellt. Noch eine Anmerkung will ich kurz anfü- gen. Die Sache von der Ehe hat Sweden- borg aus eben dem willkührlichen Grund ganz anderſt eingeſehen als Jacob Böhm. Man denke U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/313
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/313>, abgerufen am 08.05.2024.