Aristoteles sagte ferner, was er an seinem Ort für Beschäftigungen gehabt, und wie we- nig solche mit den Glaubens-Verrichtungen der Erstlinge, welche die Beylage des Worts GOttes in sich haben, in Vergleichung kom- men, wie wenig sie wissen, daß Christus das A und O der Werke GOttes sey; und welch eine große Sache sey, den reinen und lautern Sinn JEsu und seiner Apostel mit sich in je- ne Welt zur Beylage haben, und daß JEsus selbst diese Beylage bewahre, daß sie nicht ent- rückt werde, bis an jenen großen Tag.
Man lese was Swedenborg von Aristotele erzählt: Jch sahe ein Weibsbild, welche ihre Hand ausstreckte und ihm die Wange streich- len wollte, ich wunderte mich darüber u. s. f. Diese Dinge sind keine wichtige Beschäftigun- gen des Aristotelis; und was er sich für eine Jdee von der Seele oder dem Geist des Men- schen gemacht, welche er Pnevma nennte, das ist sehr wenig, und es deucht mich, er habe in seinem Buch de anima viel mehr gesagt von der Edelechia te prots und folglich den fol- genden Endelechiis und Progreßionen der Seele, bis die essentien oder endelechien zur Substanz werden, quae substat ut hypostasis, prioribus endelechiis. Hieraus ist klar, wie viel willkührliches sich unter die Visa Swe- denborgs mischet, daß man demnach viele Prüf- steine nöthig habe. Jnzwischen kann man
gleich-
Reflexiones über dieß Buch.
Ariſtoteles ſagte ferner, was er an ſeinem Ort für Beſchäftigungen gehabt, und wie we- nig ſolche mit den Glaubens-Verrichtungen der Erſtlinge, welche die Beylage des Worts GOttes in ſich haben, in Vergleichung kom- men, wie wenig ſie wiſſen, daß Chriſtus das A und O der Werke GOttes ſey; und welch eine große Sache ſey, den reinen und lautern Sinn JEſu und ſeiner Apoſtel mit ſich in je- ne Welt zur Beylage haben, und daß JEſus ſelbſt dieſe Beylage bewahre, daß ſie nicht ent- rückt werde, bis an jenen großen Tag.
Man leſe was Swedenborg von Ariſtotele erzählt: Jch ſahe ein Weibsbild, welche ihre Hand ausſtreckte und ihm die Wange ſtreich- len wollte, ich wunderte mich darüber u. ſ. f. Dieſe Dinge ſind keine wichtige Beſchäftigun- gen des Ariſtotelis; und was er ſich für eine Jdee von der Seele oder dem Geiſt des Men- ſchen gemacht, welche er Pnevma nennte, das iſt ſehr wenig, und es deucht mich, er habe in ſeinem Buch de anima viel mehr geſagt von der Edelechia τῇ πρώτσ und folglich den fol- genden Endelechiis und Progreßionen der Seele, bis die eſſentien oder endelechien zur Subſtanz werden, quæ ſubſtat ut hypoſtaſis, prioribus endelechiis. Hieraus iſt klar, wie viel willkührliches ſich unter die Viſa Swe- denborgs miſchet, daß man demnach viele Prüf- ſteine nöthig habe. Jnzwiſchen kann man
gleich-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0308"n="304"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Reflexiones über dieß Buch.</hi></fw><lb/><p>Ariſtoteles ſagte ferner, was er an ſeinem<lb/>
Ort für Beſchäftigungen gehabt, und wie we-<lb/>
nig ſolche mit den Glaubens-Verrichtungen<lb/>
der Erſtlinge, welche die Beylage des Worts<lb/>
GOttes in ſich haben, in Vergleichung kom-<lb/>
men, wie wenig ſie wiſſen, daß Chriſtus das<lb/>
A und O der Werke GOttes ſey; und welch<lb/>
eine große Sache ſey, den reinen und lautern<lb/>
Sinn JEſu und ſeiner Apoſtel mit ſich in je-<lb/>
ne Welt zur Beylage haben, und daß JEſus<lb/>ſelbſt dieſe Beylage bewahre, daß ſie nicht ent-<lb/>
rückt werde, bis an jenen großen Tag.</p><lb/><p>Man leſe was Swedenborg von Ariſtotele<lb/>
erzählt: Jch ſahe ein Weibsbild, welche ihre<lb/>
Hand ausſtreckte und ihm die Wange ſtreich-<lb/>
len wollte, ich wunderte mich darüber u. ſ. f.<lb/>
Dieſe Dinge ſind keine wichtige Beſchäftigun-<lb/>
gen des Ariſtotelis; und was er ſich für eine<lb/>
Jdee von der Seele oder dem Geiſt des Men-<lb/>ſchen gemacht, welche er <hirendition="#aq">Pnevma</hi> nennte, das<lb/>
iſt ſehr wenig, und es deucht mich, er habe in<lb/>ſeinem Buch <hirendition="#aq">de anima</hi> viel mehr geſagt von<lb/>
der <hirendition="#aq">Edelechia</hi>τῇπρώτσ und folglich den fol-<lb/>
genden <hirendition="#aq">Endelechiis</hi> und Progreßionen der<lb/>
Seele, bis die eſſentien oder endelechien zur<lb/>
Subſtanz werden, <hirendition="#aq">quæ ſubſtat ut hypoſtaſis,<lb/>
prioribus endelechiis.</hi> Hieraus iſt klar, wie<lb/>
viel willkührliches ſich unter die <hirendition="#aq">Viſa</hi> Swe-<lb/>
denborgs miſchet, daß man demnach viele Prüf-<lb/>ſteine nöthig habe. Jnzwiſchen kann man<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gleich-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[304/0308]
Reflexiones über dieß Buch.
Ariſtoteles ſagte ferner, was er an ſeinem
Ort für Beſchäftigungen gehabt, und wie we-
nig ſolche mit den Glaubens-Verrichtungen
der Erſtlinge, welche die Beylage des Worts
GOttes in ſich haben, in Vergleichung kom-
men, wie wenig ſie wiſſen, daß Chriſtus das
A und O der Werke GOttes ſey; und welch
eine große Sache ſey, den reinen und lautern
Sinn JEſu und ſeiner Apoſtel mit ſich in je-
ne Welt zur Beylage haben, und daß JEſus
ſelbſt dieſe Beylage bewahre, daß ſie nicht ent-
rückt werde, bis an jenen großen Tag.
Man leſe was Swedenborg von Ariſtotele
erzählt: Jch ſahe ein Weibsbild, welche ihre
Hand ausſtreckte und ihm die Wange ſtreich-
len wollte, ich wunderte mich darüber u. ſ. f.
Dieſe Dinge ſind keine wichtige Beſchäftigun-
gen des Ariſtotelis; und was er ſich für eine
Jdee von der Seele oder dem Geiſt des Men-
ſchen gemacht, welche er Pnevma nennte, das
iſt ſehr wenig, und es deucht mich, er habe in
ſeinem Buch de anima viel mehr geſagt von
der Edelechia τῇ πρώτσ und folglich den fol-
genden Endelechiis und Progreßionen der
Seele, bis die eſſentien oder endelechien zur
Subſtanz werden, quæ ſubſtat ut hypoſtaſis,
prioribus endelechiis. Hieraus iſt klar, wie
viel willkührliches ſich unter die Viſa Swe-
denborgs miſchet, daß man demnach viele Prüf-
ſteine nöthig habe. Jnzwiſchen kann man
gleich-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/308>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.