Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.in dem gestirnten Himmel. und raisonniren auch darüber, ob sie wahrseyen oder nicht, ja sie wollen nicht, daß sie durch ein inneres Gesicht, oder einige Er- leuchtung durch den Verstand, empfunden werden; sie sagen also, weil Wahrheiten bey ihnen ohne ein Licht aus dem Himmel sind, und denen, welche ohne ein Licht aus dem Himmel sehen, kann das falsche als wahr, und das wahre als falsch vorkommen: daher hat viele daselbst eine so grosse Blindheit über- fallen, daß, obgleich der Mensch die Wahr- heiten nicht thut oder nach denselben lebet, sie doch sagten, er könne allein durch den Glauben selig werden, gleichwie daß der Mensch kein Mensch aus dem Leben und nach demselben, sondern aus der Wissenschaft solcher Dinge, welche den Glauben ohne Le- ben angehen, seyn würde. Nachgehends redeten wir mit ihnen von dem HErrn, von der Liebe zu Jhm, von der Liebe gegen den Nächsten und von der Wiedergeburt, und sagten, daß den HErrn lieben sey die Gebote lieben, die von Jhm gegeben worden, d. i. aus Liebe nach denselbigen leben; daß die Liebe gegen den Nächsten sey, das Gute wol- len, und daher dem Mitbürger, dem Vater- land, der Kirche, dem Reich des HErrn gu- tes thun, nicht um sein selbst willen, daß man gesehen werde oder abverdiene, sondern aus Neigung zum Guten. Von der Wie- dergeburt wurde gesagt, daß diejenigen, wel- che R 2
in dem geſtirnten Himmel. und raiſonniren auch darüber, ob ſie wahrſeyen oder nicht, ja ſie wollen nicht, daß ſie durch ein inneres Geſicht, oder einige Er- leuchtung durch den Verſtand, empfunden werden; ſie ſagen alſo, weil Wahrheiten bey ihnen ohne ein Licht aus dem Himmel ſind, und denen, welche ohne ein Licht aus dem Himmel ſehen, kann das falſche als wahr, und das wahre als falſch vorkommen: daher hat viele daſelbſt eine ſo groſſe Blindheit über- fallen, daß, obgleich der Menſch die Wahr- heiten nicht thut oder nach denſelben lebet, ſie doch ſagten, er könne allein durch den Glauben ſelig werden, gleichwie daß der Menſch kein Menſch aus dem Leben und nach demſelben, ſondern aus der Wiſſenſchaft ſolcher Dinge, welche den Glauben ohne Le- ben angehen, ſeyn würde. Nachgehends redeten wir mit ihnen von dem HErrn, von der Liebe zu Jhm, von der Liebe gegen den Nächſten und von der Wiedergeburt, und ſagten, daß den HErrn lieben ſey die Gebote lieben, die von Jhm gegeben worden, d. i. aus Liebe nach denſelbigen leben; daß die Liebe gegen den Nächſten ſey, das Gute wol- len, und daher dem Mitbürger, dem Vater- land, der Kirche, dem Reich des HErrn gu- tes thun, nicht um ſein ſelbſt willen, daß man geſehen werde oder abverdiene, ſondern aus Neigung zum Guten. Von der Wie- dergeburt wurde geſagt, daß diejenigen, wel- che R 2
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in dem geſtirnten Himmel.
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ſeyen oder nicht, ja ſie wollen nicht, daß
ſie durch ein inneres Geſicht, oder einige Er-
leuchtung durch den Verſtand, empfunden
werden; ſie ſagen alſo, weil Wahrheiten bey
ihnen ohne ein Licht aus dem Himmel ſind,
und denen, welche ohne ein Licht aus dem
Himmel ſehen, kann das falſche als wahr,
und das wahre als falſch vorkommen: daher
hat viele daſelbſt eine ſo groſſe Blindheit über-
fallen, daß, obgleich der Menſch die Wahr-
heiten nicht thut oder nach denſelben lebet,
ſie doch ſagten, er könne allein durch den
Glauben ſelig werden, gleichwie daß der
Menſch kein Menſch aus dem Leben und
nach demſelben, ſondern aus der Wiſſenſchaft
ſolcher Dinge, welche den Glauben ohne Le-
ben angehen, ſeyn würde. Nachgehends
redeten wir mit ihnen von dem HErrn, von
der Liebe zu Jhm, von der Liebe gegen den
Nächſten und von der Wiedergeburt, und
ſagten, daß den HErrn lieben ſey die Gebote
lieben, die von Jhm gegeben worden, d. i.
aus Liebe nach denſelbigen leben; daß die
Liebe gegen den Nächſten ſey, das Gute wol-
len, und daher dem Mitbürger, dem Vater-
land, der Kirche, dem Reich des HErrn gu-
tes thun, nicht um ſein ſelbſt willen, daß
man geſehen werde oder abverdiene, ſondern
aus Neigung zum Guten. Von der Wie-
dergeburt wurde geſagt, daß diejenigen, wel-
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