Aristoteles in dem andern Leben unter den klugen Geistern, und viele von seinen Nach- folgern unter den thörichten.
Jch sahe einsmals, daß Geister von unse- rer Erde, bey den Geisiern des Mercurs wa- ren, und ich hörte sie untereinander reden; dar- auf fragten die Geister von unserer Erde un- ter andern, an wen sie glaubeten? sie ant- worteten: sie glauben an GOtt. Als sie aber weiter von GOtt fragten, an den sie glaubten, wollten sie es nicht sagen, weil es ihre Ge- wohnheit ist, nicht gerade auf die Fragen zu antworten. Die Geister aber aus dem Mer- cur fragten hinwiederum die Geister unserer Erde an wen sie glaubten? sie sagten, an GOtt den HErrn; darauf sagten die Geister des Mercurs: sie merken, daß sie an keinen GOtt glauben, und daß sie im Gebrauch ha- ben, mit dem Munde zu sagen, daß sie glau- ben, und glauben doch nicht. (Die Geister des Mercurs haben ein sehr seines Gemerk daher, weil sie immer vermittelst der Empsin- dung erforschen, was andere wissen) Es wa- ren Geister unserer Erde unter ihnen, welche sich in der Welt zum Glauben nach der Lehre der Kirche bekannt, aber doch nicht nach dem Glauben gelebt haben; und wer kein Leben des Glaubens führet, der hat in dem andern Leben keinen Glauben, weil er nicht in dem Menschen ist. Als sie dieses höreten, ver- stummten sie, weil sie aus der ihnen alsdann
gege-
Von dem Planeten
Ariſtoteles in dem andern Leben unter den klugen Geiſtern, und viele von ſeinen Nach- folgern unter den thörichten.
Jch ſahe einsmals, daß Geiſter von unſe- rer Erde, bey den Geiſiern des Mercurs wa- ren, und ich hörte ſie untereinander reden; dar- auf fragten die Geiſter von unſerer Erde un- ter andern, an wen ſie glaubeten? ſie ant- worteten: ſie glauben an GOtt. Als ſie aber weiter von GOtt fragten, an den ſie glaubten, wollten ſie es nicht ſagen, weil es ihre Ge- wohnheit iſt, nicht gerade auf die Fragen zu antworten. Die Geiſter aber aus dem Mer- cur fragten hinwiederum die Geiſter unſerer Erde an wen ſie glaubten? ſie ſagten, an GOtt den HErrn; darauf ſagten die Geiſter des Mercurs: ſie merken, daß ſie an keinen GOtt glauben, und daß ſie im Gebrauch ha- ben, mit dem Munde zu ſagen, daß ſie glau- ben, und glauben doch nicht. (Die Geiſter des Mercurs haben ein ſehr ſeines Gemerk daher, weil ſie immer vermittelſt der Empſin- dung erforſchen, was andere wiſſen) Es wa- ren Geiſter unſerer Erde unter ihnen, welche ſich in der Welt zum Glauben nach der Lehre der Kirche bekannt, aber doch nicht nach dem Glauben gelebt haben; und wer kein Leben des Glaubens führet, der hat in dem andern Leben keinen Glauben, weil er nicht in dem Menſchen iſt. Als ſie dieſes höreten, ver- ſtummten ſie, weil ſie aus der ihnen alsdann
gege-
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Von dem Planeten
Ariſtoteles in dem andern Leben unter den
klugen Geiſtern, und viele von ſeinen Nach-
folgern unter den thörichten.
Jch ſahe einsmals, daß Geiſter von unſe-
rer Erde, bey den Geiſiern des Mercurs wa-
ren, und ich hörte ſie untereinander reden; dar-
auf fragten die Geiſter von unſerer Erde un-
ter andern, an wen ſie glaubeten? ſie ant-
worteten: ſie glauben an GOtt. Als ſie aber
weiter von GOtt fragten, an den ſie glaubten,
wollten ſie es nicht ſagen, weil es ihre Ge-
wohnheit iſt, nicht gerade auf die Fragen zu
antworten. Die Geiſter aber aus dem Mer-
cur fragten hinwiederum die Geiſter unſerer
Erde an wen ſie glaubten? ſie ſagten, an
GOtt den HErrn; darauf ſagten die Geiſter
des Mercurs: ſie merken, daß ſie an keinen
GOtt glauben, und daß ſie im Gebrauch ha-
ben, mit dem Munde zu ſagen, daß ſie glau-
ben, und glauben doch nicht. (Die Geiſter
des Mercurs haben ein ſehr ſeines Gemerk
daher, weil ſie immer vermittelſt der Empſin-
dung erforſchen, was andere wiſſen) Es wa-
ren Geiſter unſerer Erde unter ihnen, welche
ſich in der Welt zum Glauben nach der Lehre
der Kirche bekannt, aber doch nicht nach dem
Glauben gelebt haben; und wer kein Leben
des Glaubens führet, der hat in dem andern
Leben keinen Glauben, weil er nicht in dem
Menſchen iſt. Als ſie dieſes höreten, ver-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/118>, abgerufen am 24.11.2024.
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