357. Was das: in den Himmel kommen, anbetrift, giebt es mancherley Meinungen; einige meinen, daß nur die Armen, nicht aber die Reichen, einige, daß die Reichen eben so wohl, als die Armen, in den Himmel kämen; einige stehen in der Meinung, daß die Reichen, wofern sie nicht ihrem Vermögen entsagten, und wie Arme würden, nicht hinein kommen könnten; ein jeder bekräftigt seine Meinung aus dem Wort: allein, die zwischen den Rei- chen und Armen in Ansehung des Himmels einen Unterschied machen, die verstehen das Wort nicht; das Wort ist in seinem Jnwen- digen geistlich, aber in dem Buchstaben natür- lich, die dahero das Wort nur nach dem buch- stäblichen, nicht aber nach einigem geistlichen Sinn fassen, die irren in vielen Stücken, vor- nehmlich in Ansehung der Reichen und Armen, daß es nämlich bey den Reichen eben so schwer halte, in den Himmel zu kommen, als ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, und daß es bey den Armen leichter sey, weil sie arm wären, denn es hieß ja, "selig sind die Armen, denn das Himmelreich ist ihr," Luc. 6. 20. 21; diejenigen aber, so etwas von dem geistlichen Sinn des Worts wissen, denken ganz anders; die wissen wohl, daß der Him-
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Vom Himmel.
Von den Reichen und Armen im Himmel.
357. Was das: in den Himmel kommen, anbetrift, giebt es mancherley Meinungen; einige meinen, daß nur die Armen, nicht aber die Reichen, einige, daß die Reichen eben ſo wohl, als die Armen, in den Himmel kaͤmen; einige ſtehen in der Meinung, daß die Reichen, wofern ſie nicht ihrem Vermoͤgen entſagten, und wie Arme wuͤrden, nicht hinein kommen koͤnnten; ein jeder bekraͤftigt ſeine Meinung aus dem Wort: allein, die zwiſchen den Rei- chen und Armen in Anſehung des Himmels einen Unterſchied machen, die verſtehen das Wort nicht; das Wort iſt in ſeinem Jnwen- digen geiſtlich, aber in dem Buchſtaben natuͤr- lich, die dahero das Wort nur nach dem buch- ſtaͤblichen, nicht aber nach einigem geiſtlichen Sinn faſſen, die irren in vielen Stuͤcken, vor- nehmlich in Anſehung der Reichen und Armen, daß es naͤmlich bey den Reichen eben ſo ſchwer halte, in den Himmel zu kommen, als ein Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe, und daß es bey den Armen leichter ſey, weil ſie arm waͤren, denn es hieß ja, „ſelig ſind die Armen, denn das Himmelreich iſt ihr,“ Luc. 6. 20. 21; diejenigen aber, ſo etwas von dem geiſtlichen Sinn des Worts wiſſen, denken ganz anders; die wiſſen wohl, daß der Him-
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Vom Himmel.
Von den Reichen und Armen
im Himmel.
357. Was das: in den Himmel kommen,
anbetrift, giebt es mancherley Meinungen;
einige meinen, daß nur die Armen, nicht aber
die Reichen, einige, daß die Reichen eben ſo
wohl, als die Armen, in den Himmel kaͤmen;
einige ſtehen in der Meinung, daß die Reichen,
wofern ſie nicht ihrem Vermoͤgen entſagten,
und wie Arme wuͤrden, nicht hinein kommen
koͤnnten; ein jeder bekraͤftigt ſeine Meinung
aus dem Wort: allein, die zwiſchen den Rei-
chen und Armen in Anſehung des Himmels
einen Unterſchied machen, die verſtehen das
Wort nicht; das Wort iſt in ſeinem Jnwen-
digen geiſtlich, aber in dem Buchſtaben natuͤr-
lich, die dahero das Wort nur nach dem buch-
ſtaͤblichen, nicht aber nach einigem geiſtlichen
Sinn faſſen, die irren in vielen Stuͤcken, vor-
nehmlich in Anſehung der Reichen und Armen,
daß es naͤmlich bey den Reichen eben ſo ſchwer
halte, in den Himmel zu kommen, als ein
Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe, und daß es
bey den Armen leichter ſey, weil ſie arm waͤren,
denn es hieß ja, „ſelig ſind die Armen,
denn das Himmelreich iſt ihr,“ Luc. 6.
20. 21; diejenigen aber, ſo etwas von dem
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/82>, abgerufen am 26.11.2024.
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