Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Hölle.
ken, und wenn der eine so viel entgegen wür-
ket und widerstehet, als der andere würket
und antreibet, sodann beyde keine Krafft
haben, weil auf beyden Seiten eine gleiche
Macht ist, und daß alsdann beyde von einem
dritten nach Belieben behandelt werden kön-
nen; denn wenn ihrer zwey wegen eines
gleichen Widerstands keine Kraft haben, so
würket die Kraft eines dritten alles, und zwar
so leicht, als ob gar kein Widerstand vorhan-
den wäre. Ein solches Gleichgewicht ist zwi-
schen Himmel und Hölle; aber, es ist nicht
ein solches Gleichgewicht, als wie zwischen
zweyen, die mit dem Körper wider einander
streiten, und deren des einen Kraft der Kraft
des andern gewachsen ist, sondern es ist ein
geistliches Gleichgewicht, nämlich des Fal-
schen wider das Wahre, und des Bösen wi-
der das Gute; die Hölle hauchet beständig das
aus dem Bösen herrührende Falsche, und der
Himmel beständig das aus dem Guten herrüh-
rende Wahre aus; dieses geistliche Gleichge-
wicht machet, daß der Mensch in der Freyheit
ist, zu denken und zu wollen; denn alles,
was der Mensch denket und will, das beziehet
sich entweder auf das Böse und auf das daher
rührende Falsche, oder auf das Gute und auf
das daher rührende Wahre, mithin, wenn
er in diesem Gleichgewicht ist, so ist er in der
Freyheit, entweder das Böse und das daher
rührende Falsche aus der Hölle bey sich einzu-

lassen

Von der Hoͤlle.
ken, und wenn der eine ſo viel entgegen wuͤr-
ket und widerſtehet, als der andere wuͤrket
und antreibet, ſodann beyde keine Krafft
haben, weil auf beyden Seiten eine gleiche
Macht iſt, und daß alsdann beyde von einem
dritten nach Belieben behandelt werden koͤn-
nen; denn wenn ihrer zwey wegen eines
gleichen Widerſtands keine Kraft haben, ſo
wuͤrket die Kraft eines dritten alles, und zwar
ſo leicht, als ob gar kein Widerſtand vorhan-
den waͤre. Ein ſolches Gleichgewicht iſt zwi-
ſchen Himmel und Hoͤlle; aber, es iſt nicht
ein ſolches Gleichgewicht, als wie zwiſchen
zweyen, die mit dem Koͤrper wider einander
ſtreiten, und deren des einen Kraft der Kraft
des andern gewachſen iſt, ſondern es iſt ein
geiſtliches Gleichgewicht, naͤmlich des Fal-
ſchen wider das Wahre, und des Boͤſen wi-
der das Gute; die Hoͤlle hauchet beſtaͤndig das
aus dem Boͤſen herruͤhrende Falſche, und der
Himmel beſtaͤndig das aus dem Guten herruͤh-
rende Wahre aus; dieſes geiſtliche Gleichge-
wicht machet, daß der Menſch in der Freyheit
iſt, zu denken und zu wollen; denn alles,
was der Menſch denket und will, das beziehet
ſich entweder auf das Boͤſe und auf das daher
ruͤhrende Falſche, oder auf das Gute und auf
das daher ruͤhrende Wahre, mithin, wenn
er in dieſem Gleichgewicht iſt, ſo iſt er in der
Freyheit, entweder das Boͤſe und das daher
ruͤhrende Falſche aus der Hoͤlle bey ſich einzu-

laſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0355" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Ho&#x0364;lle.</hi></fw><lb/>
ken, und wenn der eine &#x017F;o viel entgegen wu&#x0364;r-<lb/>
ket und wider&#x017F;tehet, als der andere wu&#x0364;rket<lb/>
und antreibet, &#x017F;odann beyde keine Krafft<lb/>
haben, weil auf beyden Seiten eine gleiche<lb/>
Macht i&#x017F;t, und daß alsdann beyde von einem<lb/>
dritten nach Belieben behandelt werden ko&#x0364;n-<lb/>
nen; denn wenn ihrer zwey wegen eines<lb/>
gleichen Wider&#x017F;tands keine Kraft haben, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rket die Kraft eines dritten alles, und zwar<lb/>
&#x017F;o leicht, als ob gar kein Wider&#x017F;tand vorhan-<lb/>
den wa&#x0364;re. Ein &#x017F;olches Gleichgewicht i&#x017F;t zwi-<lb/>
&#x017F;chen Himmel und Ho&#x0364;lle; aber, es i&#x017F;t nicht<lb/>
ein &#x017F;olches Gleichgewicht, als wie zwi&#x017F;chen<lb/>
zweyen, die mit dem Ko&#x0364;rper wider einander<lb/>
&#x017F;treiten, und deren des einen Kraft der Kraft<lb/>
des andern gewach&#x017F;en i&#x017F;t, &#x017F;ondern es i&#x017F;t ein<lb/>
gei&#x017F;tliches Gleichgewicht, na&#x0364;mlich des Fal-<lb/>
&#x017F;chen wider das Wahre, und des Bo&#x0364;&#x017F;en wi-<lb/>
der das Gute; die Ho&#x0364;lle hauchet be&#x017F;ta&#x0364;ndig das<lb/>
aus dem Bo&#x0364;&#x017F;en herru&#x0364;hrende Fal&#x017F;che, und der<lb/>
Himmel be&#x017F;ta&#x0364;ndig das aus dem Guten herru&#x0364;h-<lb/>
rende Wahre aus; die&#x017F;es gei&#x017F;tliche Gleichge-<lb/>
wicht machet, daß der Men&#x017F;ch in der Freyheit<lb/>
i&#x017F;t, zu denken und zu wollen; denn alles,<lb/>
was der Men&#x017F;ch denket und will, das beziehet<lb/>
&#x017F;ich entweder auf das Bo&#x0364;&#x017F;e und auf das daher<lb/>
ru&#x0364;hrende Fal&#x017F;che, oder auf das Gute und auf<lb/>
das daher ru&#x0364;hrende Wahre, mithin, wenn<lb/>
er in die&#x017F;em Gleichgewicht i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t er in der<lb/>
Freyheit, entweder das Bo&#x0364;&#x017F;e und das daher<lb/>
ru&#x0364;hrende Fal&#x017F;che aus der Ho&#x0364;lle bey &#x017F;ich einzu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0355] Von der Hoͤlle. ken, und wenn der eine ſo viel entgegen wuͤr- ket und widerſtehet, als der andere wuͤrket und antreibet, ſodann beyde keine Krafft haben, weil auf beyden Seiten eine gleiche Macht iſt, und daß alsdann beyde von einem dritten nach Belieben behandelt werden koͤn- nen; denn wenn ihrer zwey wegen eines gleichen Widerſtands keine Kraft haben, ſo wuͤrket die Kraft eines dritten alles, und zwar ſo leicht, als ob gar kein Widerſtand vorhan- den waͤre. Ein ſolches Gleichgewicht iſt zwi- ſchen Himmel und Hoͤlle; aber, es iſt nicht ein ſolches Gleichgewicht, als wie zwiſchen zweyen, die mit dem Koͤrper wider einander ſtreiten, und deren des einen Kraft der Kraft des andern gewachſen iſt, ſondern es iſt ein geiſtliches Gleichgewicht, naͤmlich des Fal- ſchen wider das Wahre, und des Boͤſen wi- der das Gute; die Hoͤlle hauchet beſtaͤndig das aus dem Boͤſen herruͤhrende Falſche, und der Himmel beſtaͤndig das aus dem Guten herruͤh- rende Wahre aus; dieſes geiſtliche Gleichge- wicht machet, daß der Menſch in der Freyheit iſt, zu denken und zu wollen; denn alles, was der Menſch denket und will, das beziehet ſich entweder auf das Boͤſe und auf das daher ruͤhrende Falſche, oder auf das Gute und auf das daher ruͤhrende Wahre, mithin, wenn er in dieſem Gleichgewicht iſt, ſo iſt er in der Freyheit, entweder das Boͤſe und das daher ruͤhrende Falſche aus der Hoͤlle bey ſich einzu- laſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/355
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/355>, abgerufen am 21.11.2024.