Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Geisterwelt.
Göttliche erkannt, und bey den Handlungen
ihres Lebens auf die göttlichen Gesetze gesehen,
und nach den drey ersten Geboten sowohl, als
nach den übrigen gethan haben, diese sind, wenn
sie nach Ablegung des Aeusserlichen in ihr Jn-
wendiges versetzt werden, viel weiser, als in
der Welt; wenn sie in ihr Jnwendiges kommen,
so ist es eben so, als ob sie vom Schatten ins
Licht, von der Unwissenheit in die Weisheit,
und von einem traurigen Leben in ein seliges
kämen, darum, weil sie in Gott, und also im
Himmel sind. Dieses habe ich deswegen gesagt,
damit man wissen möge, wie der eine und det
andere beschaffen ist, obgleich beyde ein gleiches
äusserliches Leben geführt haben.

532. Ein jeder kann wissen, daß die Ge-
danken nach den Absichten gehen und sich dar
nach richten, oder dahin zielen, worauf der
Mensch sein Absehen hat; denn das Denken
ist das innerliche Gesicht des Menschen, das sich
eben so verhält, wie das äusserliche Gesicht,
daß sichs nämlich dahin wendet, und da stehen
bleibt, wo man hindenket und sein Absehen hin
hat: wendet sich nun das innerliche Gesicht oder
das Denken zur Welt, und bleibt allda stehen,
so folget, daß das Denken weltlich wird; keh-
ret sichs zur Selbstheit und zu der selbst eigenen
Ehre, so folget, daß es leiblich wird; wendet
sichs aber zum Himmel, so folget, daß es himm-
lisch wird; mithin, wenn sichs zum Himmel

wendet,

Von der Geiſterwelt.
Goͤttliche erkannt, und bey den Handlungen
ihres Lebens auf die goͤttlichen Geſetze geſehen,
und nach den drey erſten Geboten ſowohl, als
nach den uͤbrigen gethan haben, dieſe ſind, wenn
ſie nach Ablegung des Aeuſſerlichen in ihr Jn-
wendiges verſetzt werden, viel weiſer, als in
der Welt; wenn ſie in ihr Jnwendiges kommen,
ſo iſt es eben ſo, als ob ſie vom Schatten ins
Licht, von der Unwiſſenheit in die Weisheit,
und von einem traurigen Leben in ein ſeliges
kaͤmen, darum, weil ſie in Gott, und alſo im
Himmel ſind. Dieſes habe ich deswegen geſagt,
damit man wiſſen moͤge, wie der eine und det
andere beſchaffen iſt, obgleich beyde ein gleiches
aͤuſſerliches Leben gefuͤhrt haben.

532. Ein jeder kann wiſſen, daß die Ge-
danken nach den Abſichten gehen und ſich dar
nach richten, oder dahin zielen, worauf der
Menſch ſein Abſehen hat; denn das Denken
iſt das innerliche Geſicht des Menſchen, das ſich
eben ſo verhaͤlt, wie das aͤuſſerliche Geſicht,
daß ſichs naͤmlich dahin wendet, und da ſtehen
bleibt, wo man hindenket und ſein Abſehen hin
hat: wendet ſich nun das innerliche Geſicht oder
das Denken zur Welt, und bleibt allda ſtehen,
ſo folget, daß das Denken weltlich wird; keh-
ret ſichs zur Selbſtheit und zu der ſelbſt eigenen
Ehre, ſo folget, daß es leiblich wird; wendet
ſichs aber zum Himmel, ſo folget, daß es himm-
liſch wird; mithin, wenn ſichs zum Himmel

wendet,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0335" n="336"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Gei&#x017F;terwelt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttliche</hi> erkannt, und bey den Handlungen<lb/>
ihres Lebens auf die go&#x0364;ttlichen Ge&#x017F;etze ge&#x017F;ehen,<lb/>
und nach den drey er&#x017F;ten Geboten &#x017F;owohl, als<lb/>
nach den u&#x0364;brigen gethan haben, die&#x017F;e &#x017F;ind, wenn<lb/>
&#x017F;ie nach Ablegung des Aeu&#x017F;&#x017F;erlichen in ihr Jn-<lb/>
wendiges ver&#x017F;etzt werden, viel wei&#x017F;er, als in<lb/>
der Welt; wenn &#x017F;ie in ihr Jnwendiges kommen,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es eben &#x017F;o, als ob &#x017F;ie vom Schatten ins<lb/>
Licht, von der Unwi&#x017F;&#x017F;enheit in die Weisheit,<lb/>
und von einem traurigen Leben in ein &#x017F;eliges<lb/>
ka&#x0364;men, darum, weil &#x017F;ie in Gott, und al&#x017F;o im<lb/>
Himmel &#x017F;ind. Die&#x017F;es habe ich deswegen ge&#x017F;agt,<lb/>
damit man wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ge, wie der eine und det<lb/>
andere be&#x017F;chaffen i&#x017F;t, obgleich beyde ein gleiches<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliches Leben gefu&#x0364;hrt haben.</p><lb/>
          <p>532. Ein jeder kann wi&#x017F;&#x017F;en, daß die Ge-<lb/>
danken nach den Ab&#x017F;ichten gehen und &#x017F;ich dar<lb/>
nach richten, oder dahin zielen, worauf der<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;ein Ab&#x017F;ehen hat; denn das Denken<lb/>
i&#x017F;t das innerliche Ge&#x017F;icht des Men&#x017F;chen, das &#x017F;ich<lb/>
eben &#x017F;o verha&#x0364;lt, wie das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Ge&#x017F;icht,<lb/>
daß &#x017F;ichs na&#x0364;mlich dahin wendet, und da &#x017F;tehen<lb/>
bleibt, wo man hindenket und &#x017F;ein Ab&#x017F;ehen hin<lb/>
hat: wendet &#x017F;ich nun das innerliche Ge&#x017F;icht oder<lb/>
das Denken zur Welt, und bleibt allda &#x017F;tehen,<lb/>
&#x017F;o folget, daß das Denken weltlich wird; keh-<lb/>
ret &#x017F;ichs zur Selb&#x017F;theit und zu der &#x017F;elb&#x017F;t eigenen<lb/>
Ehre, &#x017F;o folget, daß es leiblich wird; wendet<lb/>
&#x017F;ichs aber zum Himmel, &#x017F;o folget, daß es himm-<lb/>
li&#x017F;ch wird; mithin, wenn &#x017F;ichs zum Himmel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wendet,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[336/0335] Von der Geiſterwelt. Goͤttliche erkannt, und bey den Handlungen ihres Lebens auf die goͤttlichen Geſetze geſehen, und nach den drey erſten Geboten ſowohl, als nach den uͤbrigen gethan haben, dieſe ſind, wenn ſie nach Ablegung des Aeuſſerlichen in ihr Jn- wendiges verſetzt werden, viel weiſer, als in der Welt; wenn ſie in ihr Jnwendiges kommen, ſo iſt es eben ſo, als ob ſie vom Schatten ins Licht, von der Unwiſſenheit in die Weisheit, und von einem traurigen Leben in ein ſeliges kaͤmen, darum, weil ſie in Gott, und alſo im Himmel ſind. Dieſes habe ich deswegen geſagt, damit man wiſſen moͤge, wie der eine und det andere beſchaffen iſt, obgleich beyde ein gleiches aͤuſſerliches Leben gefuͤhrt haben. 532. Ein jeder kann wiſſen, daß die Ge- danken nach den Abſichten gehen und ſich dar nach richten, oder dahin zielen, worauf der Menſch ſein Abſehen hat; denn das Denken iſt das innerliche Geſicht des Menſchen, das ſich eben ſo verhaͤlt, wie das aͤuſſerliche Geſicht, daß ſichs naͤmlich dahin wendet, und da ſtehen bleibt, wo man hindenket und ſein Abſehen hin hat: wendet ſich nun das innerliche Geſicht oder das Denken zur Welt, und bleibt allda ſtehen, ſo folget, daß das Denken weltlich wird; keh- ret ſichs zur Selbſtheit und zu der ſelbſt eigenen Ehre, ſo folget, daß es leiblich wird; wendet ſichs aber zum Himmel, ſo folget, daß es himm- liſch wird; mithin, wenn ſichs zum Himmel wendet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/335
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/335>, abgerufen am 17.05.2024.